Schützt eine OP-Maske besser als die Alltagsmaske? Alexandra Negt, 20.01.2021 12:38 Uhr
Die Maskenpflicht wurde verschärft. In öffentlichen Verkehrsmitteln und in Geschäften müssen die Menschen ab sofort OP-Masken oder FFP2-Masken tragen. Damit sollen vor allem Infektionen mit der neuen, ansteckenderen Mutation des Coronavirus verhindert werden. Damit haben die bunten DIY-Masken vielerorts ausgedient. Doch schützt eine dünne OP-Maske tatsächlich besser als eine Stoffmaske?
Von einlagig bis kaum noch durchlässig, von Seide bis zu gehäkelten Varianten – DIY-Masken sieht man zahlreiche auf der Straße. Nun haben sie alle ausgedient. In öffentlichen Verkehrsmitteln und im Einzelhandel müssen sofort OP-Masken oder FFP-Masken getragen werden. Die dünnen OP-Masken bieten keinen vollständigen Schutz und sind nicht vergleichbar mit einer FFP2- oder gar einer FFP3-Maske. Doch sie bieten einen Standard: Diese Masken unterliegen einer EN-Norm. OP-Masken sind als Medizinprodukte der Risikoklasse I eingestuft und unterliegen der Medizinprodukterichtlinie. Für einen begrenzten Zeitraum halten sie Tröpfchen gut ab. Darüber hinaus sind sie preiswerter als die partikelfiltrierenden Halbmasken.
Keine filtrierenden Eigenschaften
Bei dem Begriff „partikelfiltrierende Halbmaske“ wird auch direkt ein Unterschied zu FFP-Maske deutlich. Während FFP2- und FFP3-Masken zuverlässig einen Großteil der Partikel – und damit auch Aerosole – beim Ein- und Ausatmen abhalten, können OP- und DIY-Masken nur Tröpfchen zurückhalten. Eine tatsächliche Filterung der Luft erfolgt hier nicht. Das Einatmen kleinerer, lungengängiger Partikel wird also weder durch einen chirurgischen Mundschutz noch durch eine Stoffmaske verhindert. Hierfür stehen FFP-Masken oder vergleichbare Maskentypen wie KN95- oder N95-Masken zu Verfügung.
Wichtig bei den OP-Masken: Ein chirurgischer Mundschutz soll hauptsächlich vor Tröpfchen aus dem Nasenrachenraum des Trägers schützen – im Reinraum werden diese Varianten als „Produktschutz“ von Apothekern und PTA getragen. Auf das Tragen im Alltag angewendet bedeutet dies, dass OP-Masken eher ein Schutz für die Umwelt sind, als für den Träger selbst. In Europa werden medizinische Gesichtsmasken nach der Norm EN 14683:2019 geprüft und nach der Richtlinie über Medizinprodukte zugelassen. Bei den OP-Masken wird der Rückhalt von Keimen bestimmt. Hierfür wird geprüft, wie gut die bakterielle Filtereffizienz (BFE) ist.
Innerhalb der chirurgischen Masken werden drei Filterklassen unterteilt:
- Filterklasse Typ I (BFE ≥ 95 Prozent)
- Filterklasse Typ II (BFE ≥ 98 Prozent)
- Filterklasse Type IIR (BFE ≥ 98 Prozent mit zusätzlichem Durchfeuchtungsschutz gegen Flüssigkeiten in Form von Tropfen und Spritzern)
OP-Masken vom Typ I müssen mindestens eine BFE von 95 Prozent aufweisen. Masken vom Typ II und IIR müssen mindestens einen Wert von 98 Prozent erreichen. Auch der Atemwiderstand ist fest definiert: Bei den Masken von Typ I und II muss dieser weniger als 40 Pa/cm² betragen. Bei den zusätzlich mit einem Durchfeuchtungsschutz versehenen Modellen darf er etwas höher bei 60 Pa/cm² liegen. Auch ein mikrobieller Grenzwert für die unsterilen Produkte wurde definiert. Für alle Typen wurde der Grenzwert von 30 KBE/g festgelegt (KBE = Koloniebildende Einheit).
Anders als bei den FFP-Masken müssen die Angaben zur Filterleistung sowie die Angabe der zugrunde liegenden EN-Norm oder die CE-Kennzeichnung nicht auf jeder Maske vermerkt sein. Hier finden sich die Qualitätsmerkmale nur auf dem Umkarton. Die meisten chirurgischen Masken werden in größeren Verkaufseinheiten von 50 oder 100 Stück angeboten. Für Reinräume die A in B arbeiten sind darüber hinaus sterile, einfach verpackte OP-Masken erhältlich. Diese weisen die gleichen BFE-Werte auf, sind aber absolut KBE-frei. Beide Varianten müssen regelmäßig gewechselt werden. In Reinräumen und Krankenhäusern gilt meist die Anweisung, dass die Masken spätestens nach zwei Stunden oder nach sichtbarer Durchfeuchtung gewechselt werden müssen.
Die Auswahl eines geeigneten Atemschutzproduktes richtet sich nach der Konzentration des luftgetragenen Stoffes, dem der Träger ausgesetzt ist. Ein wichtiger Wert zur Bestimmung ist der Arbeitsplatzgrenzwert des jeweiligen Stoffes. Im Alltag kann solch ein Grenzwert schlecht bestimmt werden. Es kann sein, dass Sars-CoV-2 im direkten Umfeld vorhanden ist oder auch nicht. Gleichzeitig kann es sein, dass man selbst bereits infiziert ist, ohne es zu wissen. In der symptomfreien Zeit sind Covid-Patienten mit am ansteckendsten. Der Beschluss der Bundesregierung ergibt insofern Sinn, dass durch die verschärfte Maskenpflicht ein Standard erreicht werden kann, der selbstgenähte Masken mit einer hohen Leckage aus dem Verkehr zieht.
Schutzleistung auch anwenderabhängig
Doch auch bei den OP- und FFP-Masken gilt: Eine gute Schutzleistung kann nur dann erzielt werden, wenn der Anwender produktgerecht mit ihr umgeht. Das bedeutet: Die maximale Tragezeit darf nicht überschritten werden. Die Maske muss gut mit den Gesichtskonturen abschließen und eine Aufbereitung von partikelfiltrierenden Halbmasken im heimischen Bereich sollte besser unterlassen werden. Chirurgische Masken können nicht aufbereitet werden, sie gehören nach einmaligem Tragen in den Abfall.
Neben diesen Maskentypen gibt es noch andere Varianten. Neben FFP2- und FFP3-Masken tragen einzelne Personen auch gerne ein Visier. Doch nicht jede Variante schützt den Träger und das Umfeld gleichermaßen. Wo OP-Masken eigentlich eher dem Schutz des Umfeldes dienen, weisen FFP2- und FFP3-Masken jeweils einen hohen Eigen- und Fremdschutz auf. Das ändert sich, wenn das Modell mit einem Ventil versehen ist. Je schlechter die Maske mit dem Gesicht abschließt, desto mehr Atemluft gelangt ungefiltert in die Atemwege. Gleiches gilt für die Ausatemluft. Im Video festgehalten werden die Effekte deutlich. Auch der mögliche Einfluss eines Bartes ist gut zu erkennen. Je länger und dicker der Bart, desto schwieriger ist das korrekte Anlegen der Maske.