An einer bayrischen Aral-Tankstelle wurden Antigen-Schnelltests zum Verkauf angeboten. Die einzeln verpackten Tests des Herstellers Medsan lagen direkt an der Kasse aus. Die Abgabe erfolgte ohne jegliche Beratung. Der Hersteller wurde von einem Testkäufer informiert.
Aktuell dürfen Corona-Schnelltests, die auf Antigene prüfen, nur an Ärzte, Kliniken oder gesundheitliche Einrichtungen abgegeben werden. Der direkte Verkauf an den Endkunden und an Laien ist untersagt. Auch die Probennahme darf bisher nicht selbst durchgeführt werden. Der Verkauf an Tankstellen ist somit verboten. Dennoch bot ein Tankwart einen Schnelltest in seiner Aral-Tankstelle an. Kostenpunkt: 34,95 Euro. Eine Beratung erfolgte beim Kauf nicht.
Einem Kunden, der selbst in einem Unternehmen arbeitet, welches Dienstleistungen für Apotheken anbietet, kam der Verkauf nicht rechtens vor. Er informierte den Hersteller. Medsan nahm direkt Kontakt zur Tankstelle auf und unterrichtete den Tankwart über die rechtliche Lage. Dieser entfernte die Schnelltests aus dem Kassenbereich und stellte den Verkauf direkt ein. Bisher sei noch nicht geklärt, woher die Tankstelle die Tests bezogen hatte, so der Kunde. Eigenständig durchgeführte Nachfragen bei den ortsansässigen Apotheken legen nahe, dass der Test hier nicht bezogen wurde. Medsan hat versichert, dass über eine Chargenrückverfolgung der Vertriebsweg nachvollzogen werden kann. Aktuell ist noch nicht klar, über welchen Zwischenhändler der Kauf erfolgte.
Der Schnelltest von Medsan eignet sich gut zum Verkauf an den Endkunden, da er einzeln verpackt bezogen werden kann. Die meisten Antigen-Schnelltests können nur zu Verkaufseinheiten von 20 oder 25 Stück bezogen werden. Eine Einzelabgabe ist nur bedingt möglich. Teilweise liegt dem Karton nur eine Pufferlösung bei, sodass die Tests nur bei Vorliegen mehrerer Proben eingesetzt werden können. Der Medsan-Antigentest ist auch über den Großhandel zu beziehen.
Die Nachfrage nach Corona-Tests steigt – nicht nur in Apotheken. Immer wieder sind einige der In-vitro-Diagnostika nicht lieferfähig, da die Nachfrage nicht gedeckt werden kann. Einige Anbieter, darunter Roche und Nal von Minden, bieten ihre Tests über den Großhandel oder als Direktbezug an. Doch auch immer mehr Zwischenhändler verkaufen Antigen- und Antikörper-Schnelltests. Häufig bestellen diese Unternehmen die Tests nicht direkt beim Hersteller. Nicht selten kennen sich diese Händler nicht mit In-vitro-Diagnostika aus, da sie eigentlich Produkte anderer Branchen vertreiben. Die Angebote der unbekannten Firmen flattern dann als Fax mit horrenden Preisen in die Apotheke.
Auch Unternehmen wie Nal von Minden wissen um die Preisexplosion aufgrund der erhöhten Nachfrage. Die Firma bestätigt, dass die Nachfrage zeitweise drastisch gestiegen sei: „Dass wir nicht mehr lieferfähig waren, ist etwas zu viel gesagt. Das Ausmaß der Nachfrage in dieser Pandemie war so aber nicht planbar. Wir haben tatsächlich unsere Produktionskapazität verdoppelt – von 20 auf 40 Millionen pro Monat ab November. Die nächste Verdopplung ist in Angriff genommen.“ Und die Kapazitäten sollen auf 80 Millionen pro Monat weiter ausgebaut werden. Der Nadal-Test sei am sichersten über den pharmazeutischen Großhandel, oder als Direktbezug bestellbar. Für Direktkunden werden Staffelpreise angeboten, die sich nicht verändern. „Unsere Preise für Standortapotheken orientieren sich an der Lauer-Taxe. Das heißt, unsere Preise sind seit dem 1. November sogar gesunken.“
Mit einer Verordnung hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Handelsspannen von Großhändlern und Apotheken bei der Abgabe von Sars-CoV-2-Antigentests vor zwei Wochen gedeckelt. „Es werden einheitliche Festzuschläge für Großhandel, Apotheken und sonstige Leistungserbringer in Höhe von 40 Cent pro PoC-Antigen-Test zuzüglich Umsatzsteuer festgelegt“, so die Verordnung. Aufgrund der aktuellen Entwicklung sei die Preisregulierung erforderlich, begründet das Bundesgesundheitsministerium diesen Schritt.
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