Schnellstarterbonus: 1000 Euro für PTA Carolin Bauer, 09.03.2018 14:54 Uhr
Eine Schwangerschaft kann unvermittelt eine Lücke in das Team reißen. Apothekerin Kathrin Wegner-Repke musste kurzfristig gleich auf zwei PTA verzichten. Um schnell Ersatz zu finden, bietet die Inhaberin der Stern-Apotheke in Eberswalde neuen Mitarbeitern 1000 Euro Schnellstarterbonus an.
Wegner-Repke sucht bereits länger nach PTA. In ihrem siebenköpfigen Team wurden zwei Mitarbeiterinnen schwanger und verließen die Offizin mit einem Beschäftigungsverbot kurzfristig. „Da kann man schnell auf verlorenen Posten stehen“, sagt Wegner-Repke. Die Mehrarbeit wollte sie nicht allein auf verbliebene Kollegen abwälzen.
Meistens beträfe ein Ausfall wegen Schwangerschaft jüngere PTA, die öfter Vollzeit arbeiteten. „Deshalb haben wir gesagt, wir vergeben einen Bonus, wenn jemand kurzfristig anfängt“, so Wegner-Repke. Dadurch könnten die anderen Mitarbeiter schnell entlastet werden.
Die Inhaberin bietet PTA, die bis zum 1. Mai bei ihr anfangen, zusätzlich einmalig 1000 Euro. Zudem wirbt sie in einer Stellenanzeige unter anderem mit übertariflicher Bezahlung, individuellen Arbeitszeiten und einer Wohnung für die ersten Wochen. Die Annonce gilt auch für PTA-Praktikanten. Eine freie Stelle konnte sie bereits besetzen.
Der zweite Platz ist jedoch noch unbesetzt. Bisher habe sich niemand gemeldet, so Wegner-Repke. Im Nachwuchsmangel sieht die Pharmazeutin einen Hauptgrund für das geringe Interesse auf die Stellenanzeige. „Der Beruf ist in den Augen der Jugend nicht mehr sehr attraktiv.“ Seit Jahren bietet die Apothekerin PTA-Schülern ein Stipendium zwischen 200 und 300 Euro je nach Fall an. „Trotzdem habe ich kaum Bewerber.“
Die negativen Schlagzeilen von Apothekenschließungen und der vermeintlichen Überhand des Versandhandels trügen zu einem schlechten Image bei. Bei einem Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Arbeitsagentur sei dies deutlich geworden. Dort würden Schulabgänger explizit beim Berufsort Vor-Ort-Apotheke abwinken, da eh alles in den Versandhandel ginge. „Doch Apothekenrückgang heißt nicht, dass die Arbeitsplätze weniger werden“, so Wegner-Repke.
PTA würden weiterhin benötigt, appelliert die Apothekerin. Auch wenn es eine Konsolidierung bei den Apotheken geben werde. Die verbleibenden Betriebe würden größer werden. Patientengespräche und gute Beratung könnten nicht eingespart werden. PTA seien die personelle Stütze des Teams. In der Stern-Apotheke sind vier PTA tätig. Wegner-Repke hofft, mit dem 1000 Euro-Bonus die letzte freie Stelle bald besetzen zu können.
Um kein Opfer des Fachkräftemangels zu werden, setzen viele Inhaber auf Boni bei Stellenausschreibungen. Apotheker Philipp Heldmann bot PTA bei Zustandekommen eines Arbeitsvertrages einmalig 1000 Euro. Der Inhaber der Heldmann's Apotheke Q6Q7 in Mannheim suchte bereits seit Juni nach Fachkräften.
Die Vital Apotheke im nordrhein-westfälischen Schleiden hatte in einer Stellenanzeige ein Bruttogehalt von 3200 Euro für eine PTA geboten. Auch Approbierte sollen mit zusätzlichen Anreizen gelockt werden. Jens Krause von der Kronen-Apotheke im niedersächsischen Garbsen wirbt mit einem „nagelneuen Dienstwagen zur freien Benutzung“ um eine Filialleitung.
Selbst höhere Anreize wirken nicht sofort: Apotheker Dr. Joachim Wiegert versprach der neuen Filialleitung ein Jahresgehalt von 70.000 Euro. Trotz des lukrativen Angebots meldete sich zunächst niemand auf die Stelle. Letztlich konnte er den Posten doch besetzen.