Kopf- oder Rückenschmerzen machen auch vor Schwangeren und Stillenden nicht Halt. Sind diese unerträglich, kann der Griff zu einem Schmerzmittel unerlässlich sein. Während in der Stillzeit die Einnahme unproblematisch ist, kann diese während der Schwangerschaft mit schwerwiegenden Risiken für das Ungeborene verbunden sein.
Die Einnahme von Schmerzmitteln im Rahmen der Selbstmedikation sei in der Regel kein Grund zum Abstillen, so die Apothekerkammer Niedersachsen. Auch wenn die Arzneistoffe in die Muttermilch gingen, bestehe für den Säugling kein Risiko. Denn: Die Konzentration der meisten Wirkstoffe liege weit unterhalb der therapeutischen Säuglings-Dosis. Zudem müsse der Wirkstoff zahlreiche Barrieren überwinden, bis er im Organismus des Babys wirken könne.
Die AK Niedersachsen plädiert für einen bewussten Einsatz von Schmerzmitteln. Im Vordergrund stehe die Ursachenforschung. Vor dem Griff zur Tablette sollte möglichen Schmerzauslösern wie Schlaf- oder Flüssigkeitsmangel, fehlende Bewegung oder Stress entgegengewirkt werden. Wer jedoch unter häufigen Kopfschmerzen leidet, sollte ein Schmerztagebuch führen und an einen Arzt verwiesen werden.
Die AK Niedersachsen rät Müttern, bei Schmerzen ein Medikament mit nur einem Arzneistoff einzunehmen, der in der Stillzeit als unbedenklich eingestuft wird. Kombinationspräparate werden nicht empfohlen. Im Rahmen der Selbstmedikation seien Ibuprofen und Paracetamol besser geeignet und Acetylsalicylsäure (ASS) vorzuziehen. Stillende können jedoch mit einer Massage auf Stirn und Schläfe mit Pfefferminz- (Euminz, Klosterfrau) oder Lavendelöl gegen den Schmerz ankämpfen. Homöopathisch können Gelsemium oder Neodolor (Gelsemium/Spigelia/Iris/Cyclamen/Cimicifuga, PharmaSGP) Linderung verschaffen. Laut AK Niedersachsen seien homöopathische Arzneimittel zwar unbedenklich, aber ihre Wirkung wissenschaftlich nicht zweifelsfrei bewiesen.
Auch in der Schwangerschaft muss niemand unter starken Schmerzen leiden. Hinweise auf die Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit bieten nicht nur die Fach- und Packungsinformationen sondern auch die Plattform vom Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie in Berlin, embryotox.de. Analgetika der Wahl in der Stillzeit sind auch laut Plattform Ibuprofen und Paracetamol. Die gelegentliche Einnahme von ASS bis zu einer Tageshöchstdosis von 1,5 erscheine vertretbar, so die Experten. Unproblematisch sei außerdem die tägliche Einnahme von 100 bis 300 mg sowie die äußere Anwendung von Salicylaten. Eine regelmäßige Einnahme als Schmerzmittel sei jedoch nicht akzeptabel.
Wie sieht jedoch mit dem Einsatz von Schmerzmitteln in der Schwangerschaft aus? Generell sollten keine Kombinationspräparate eingesetzt werden. Zu bevorzugen sind in erster Linie physikalische Maßnahmen wie Kälte oder physiotherapeutische Behandlungen. Aber auch Akupunktur kann begleitend eine Therapieoption sein. Lässt sich eine medikamentöse Behandlung nicht vermeiden, kann Paracetamol während der gesamten Schwangerschaft bei leichten Schmerzen eingesetzt werden. Ibuprofen ist im dritten Trimenon tabu und sollte daher nur im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel eingenommen werden. Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) können im dritten Trimenon angewendet zu einem vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus beim Fetus führen.
Leiden Schwangere unter mittelstarken bis starken Schmerzen können auch verschreibungspflichtige Analgetika eingesetzt werden. Möglich ist die Kombination Paracetamol und Codein. In Ausnahmefällen und entsprechender Indikationsstellung können Tramadol und Buprenorphin angewendet werden. Bei stärksten Schmerzen könne laut Embryotox bei strenger Indikationsstellung auch Morphin verwendet werden. Jedoch wird auf mögliche Entzugssymptome beim Neugeborenen verwiesen, die unter eine Opiattherapie je nach Dosis und Arzneimittel unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Unter der Geburt werden Fentanyl, Sufentanil oder Pethidin gegen den Schmerz eingesetzt.
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