Rekonstitution in Impfzentren

Schleswig-Holstein: PTA sollen Corona-Impfungen zubereiten

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Berlin -

Das Licht am Ende des Tunnels ist schon zu sehen: Mit den Vakzinen von Biontech und Moderna sind bereits zwei Covid-19-Impfstoffe kurz vor der Zulassung. Bundes- und Länderregierungen arbeiten unter Hochdruck daran, Impfzentren einzurichten, um eine möglichst schnelle Durchimpfung der Bevölkerung – und damit ein Ende der Pandemie – zu erreichen. In Schleswig-Holstein sollen dabei auch PTA helfen. Noch sind aber viele Fragen offen.

Das Gesundheitsministerium in Kiel hat sich am Montag per Mail an die Apothekerkammer gewendet: Es werde fachkundiges Personal für die Impfzentren gebraucht – könnten die Apotheken da nicht aushelfen? Insbesondere werde Personal für die Rekonstitution der Impfstoffe benötigt. Die Idee: PTA aus öffentlichen Apotheken haben die fachliche Qualifikation und könnten doch morgens den Impfstoff aus der Ampulle aufziehen, mit Kochsalzlösung vermischen und so die Impfdosen fertig zur Abgabe machen.

Für die Kammer ist es Ehrensache, dem Ministerium da keine Absage erteilen zu wollen. „Wir möchten uns da natürlich einbringen, auch aus politischen Gründen“, sagt Geschäftsführer Frank Jaschkowski. „Allerdings kennen wir die Rahmenbedingungen noch nicht. Wir brauchen dafür natürlich auch eine tragfähige Vergütungsregelung, sonst ließe sich das natürlich nicht auf die Beine stellen.“ Vorstellbar wären demnach beispielsweise der Tariflohn plus 20 Prozent Zuschlag – doch das wird in der nahen Zukunft mit dem Ministerium auszuhandeln sein.

Zu den Rahmenbedingungen gehört auch das Zeitfenster, in dem die PTA ihre Leistung erbringen können. Die Logik lässt vermuten, dass es sich eher um Arbeit in den frühen Morgenstunden handeln würde, schließlich müssen die Impfdosen fertig gemacht werden, die am Tag verimpft werden sollen. Der Impfstoff von Biontech etwa muss bei minus 80 °C gelagert und bei höhren Temperaturen innerhalb von sechs Stunden verbraucht werden. Vorstellbar wäre hier die Zeit von sieben bis neun Uhr, sagt Jaschkowski. „Dann könnten die PTA danach in die Apotheke und normal weiterarbeiten.“

Speziell dieser Punkt ist relevant: Denn keine Apotheke hat PTA rumsitzen, die nichts anderes zu tun hätten. Es herrscht Fachkräftmangel. Auch bei der Kammer sieht man diese Engpässe bei personellen Kapazitäten als Problem, das es zu lösen gilt. Das hängt wiederum damit zusammen, wie hoch der PTA-Bedarf des Ministeriums ist. Geplant sei ein Impfzentrum auf 70.000 Einwohner, bei 2,9 Millionen Menschen in Schleswig-Holstein wären das über 40 Impfzentren und ein entsprechender Personalbedarf. „Auf 200 PTA kommen wir da locker“, sagt Jaschkowski. „Aber es hängt natürlich auch davon ab, wie die Bevölkerung das Angebot annimmt.“

Kommende Woche dürfte sich die Informationslage verdichten: Erstens will sich die Kammer dann mit dem Ministerium austauschen, um mehr über die Rahmenbedingungen und den Umfang der Impfezentren in Erfahrung zu bringen. Zweitens will die Kammer sich dann schriftlich an Apotheken im Land wenden und eruieren, ob denn die Bereitschaft und die Kapazitäten vorhanden sind, eine entsprechende Anzahl an PTA abzustellen. Sollte es Schwierigkeiten geben, wären auch Pharmaziestudenten ein geeignetes Reservoir. Darüber hinaus zeigt sich Jaschkoswki bereits kreativ in der Problemlösung: „Wir haben auch schon erwogen, eventuell Kollegen zu fragen, die erst kurz in Rente sind.“

Auf die Apotheken im Norden dürfte so oder so eine wichtige Rolle bei den Corona-Impfungen zukommen: Denn anders als der mRNA-Impfstoff von Biontech muss der ebenfalls kurz vor Zulassung stehende Impfstoff von Moderna nicht bei Extremtemperaturen gelagert werden. Hier könnten die Apotheken als Distributoren also durchaus ins Spiel kommen. „Apotheken haben Erfahrung und Routine in der Lagerung und Verteilung von Impfstoff“, sagt Jaschkowski. „Warum sollte man das nicht nutzen?“

 

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