Rückstände auf der Kleidung – Brandgefahr Emollienzien Alexandra Negt, 21.04.2022 10:57 Uhr
Emollienzien gehören zur Basispflege von atopischer Haut. Es handelt sich um Externa, die traditionell frei von aktiven Wirkstoffen sind und eine rückfettende Eigenschaft haben. Häufig enthalten diese Produkte hautaufweichende Stoffe wie Vaseline und Glycerol. Regelmäßig genutzt, kann es zur Rückstandsbildung auf der Kleidung kommen – dann können T-Shirt und Jeans zur Brandgefahr werden. Patient:innen sollten über dieses Risiko aufgeklärt werden.
An sich sind Stoffe wie Vaseline, Paraffin und Glycerol nur schwer entflammbar. Im Standgefäß tragen sie kein Gefahrenpiktogramm. Haften die halbfesten und flüssigen Stoffe jedoch an Baumwolle, Leinen oder halbsynthetischen Geweben, so ändern sich die Eigenschaften der Ausgangsstoffe. Kommt ein Stoff, auf oder in dem sich Emollienzien angereichert haben, mit einer Flamme in Berührung, so kann die Basispflege zum Brandbeschleuniger werden.
In England liegen zur Häufigkeit Daten vor. Su wurden dort in sieben Jahren (2010 bis 2017) 37 Todesfälle in Zusammenhang mit Emollenzien gebracht. Bei allen Fällen konnte dokumentiert werden, dass die Kleidung schneller oder stärker aufgrund der Ablagerung von Emollienzien entfachte.
Flammen in Sekunden
Nun haben Forscher:innen untersucht, wie sehr sich die Entflammbarkeit von Geweben durch den Eintrag von Emollienzien verändern kann. Im Ergebnis zeigte sich, dass Vaseline und Paraffin die Zeit bis zum Entflammen bei beiden Gewebearten verkürzt. Kleidungsstücke aus 100 Prozent Baumwolle entflammten unbehandelt nach 68 Sekunden. Behandelt kam es bereits nach sechs Sekunden zum Brand. Ähnlich das Ergebnis beim Mischgewebe (Baumwolle, Polyester): Hier kam es beim unbehandelten Kleidungsstück nach 336 Sekunden zur Flammenbildung, beim behandelten Kleidungsstück wurde der Brand bereits nach knapp 12 Sekunden entfacht.
Patient:innen, die ihre atopische Haut regelmäßig mit reichhaltigen Pflegeprodukten eincremen, sollten auf das Risiko der Brandgefahr hingewiesen werden. Kleidung, die großflächig mit den Basistherapeutika in Kontakt kommt, sollte regelmäßig gewaschen und gewechselt werden. Auch nach dem Waschgang können die fettigen Komponenten weiterhin enthalten sein. Beim Umgang mit Feuer sollte bewusst mit der Problematik umgegangen werden. So sollte beim Kochen mit Gas oder beim Grillen auf kurzärmlige Oberteile zurückgegriffen werden. Insbesondere Rauchen stellt einen Risikofaktor dar. Sowohl bei der Verwendung von Streichhölzern als auch bei der Verwendung von Feuerzeugen kommt es zur Flammen- und eventuell Funkenbildung.