Die erste Erkältungswelle bei Kleinkindern ist da. Vor allem das RS-Virus – das humane Respiratorische Synzytial-Virus – sorgt aktuell für Schniefnasen und Halsschmerzen in Kitas. Ende September befürchteten Kinderärzt:innen noch, dass das Virus diesen Herbst vermehrt zu Infektionen führen könnte. Jetzt stehen die Eltern im HV und benötigen den Rat von Apotheker:innen und PTA. Dabei ist bei Infektionen mit dem RS-Virus vor allem Geduld gefragt.
Das RS-Virus kann zu ausgeprägten Erkältungssymptomen führen. Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen und Fieber gehören zu den Leitsymptomen. Die Replikation des Virus findet in den zilientragenden Epithelzellen der Atemwegsschleimhäute statt. Normalerweise heilt die Erkrankung von selbst aus.
RS-Viren lösen Atemwegserkrankungen aus, die in den meisten Fällen einer gängigen Erkältung gleichen. Im Beratungsgespräch können also – abhängig vom Alter – Lutschtabletten, Nasentropfen oder -sprays und Schleimlöser empfohlen werden.
Eine spezifische Therapie bei einer RS-Virusinfektion gibt es nicht. Auch der Arzt/die Ärztin wird symptomatisch behandeln. Nur bei Sekundärinfektionen mit Bakterien wird der/die Mediziner:in ein Antibiotikum aufschreiben.
Kann das erkrankte Kind nachts aufgrund einer verstopften Nase nicht schlafen, können Apotheker:innen und PTA abschwellende Nasentropfen oder -sprays empfehlen. Diese sollten nicht länger als wenige Tage angewendet werden. Hypertone Nasensprays wie Hysan Salinspray (Ursapharm, ab 1 Jahr), Rhinomer Plus (GSK, ab 3 Jahren) oder Emser Nasentropfen (Sidroga, ab dem Säuglingsalter) können auch über einen längeren Zeitraum ohne Gewöhnungseffekt gegeben werden.
Zeitweise geschlossenen Kitas und Schulen, die Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln haben auch dazu geführt, dass andere Erreger neben Sars-CoV-2 an der Verbreitung gehindert wurden. So ist die Grippewelle im vergangenen Jahr nahezu ausgefallen. Die Immunsysteme von Kindern befinden sich noch in der Entwicklung. Der regelmäßige Kontakt mit bisher unbekannten Erregern ist notwendig, um ein Immungedächtnis aufzubauen. Einfach gesprochen wurde die körpereigene Polizei nun über ein Jahr nicht mit neuen Informationen versorgt.
Die monatelang bestehenden AHA-Regeln sind sicherlich nicht allein für die aktuell heftige Infektionswelle in vielen Regionen Deutschlands verantwortlich, dennoch: Kinder, die noch nie mit dem Virus in Kontakt gekommen sind, erkranken besonders stark. Reinfektionen kommen zwar vor, die Symptome wie Fieber & Co. sind jedoch meist milder.
Achtung: Neugeborene gehören bei Erkältungssymptomen zum Arzt/zur Ärztin. Die kleinen Körper können bei Fieber schnell dehydrieren. Zudem müssen andere Erkrankungen ausgeschlossen werden. Frühgeborene erhalten in Deutschland im Winter oftmals RS-Virus-Antikörper gespritzt, um eine passive Immunisierung zu erhalten.
Je nach Gewicht des Kindes können Eltern die antipyretischen Wirkstoffe Paracetamol und Ibuprofen verabreichen. Die Analgetika stehen als Zäpfchen, Lösungen und Säfte sowie Tabletten und Schmelztabletten zu Verfügung. ASS ist für Kinder unter 12 Jahren in der Selbstmedikation tabu. Dahingehend sollten Eltern im Rahmen des Beratungsgespräches beraten werden, denn nicht alles in der Hausapotheke ist für alle Familienmitglieder geeignet.
Zur Symptomlinderung bei Halsschmerzen stehen unterschiedlichste Präparate zur Verfügung. Neben chemischen Wirkstoffen können auch Phytopharmaka zum Einsatz kommen. Auch die Darreichungsformen sind vielfältig.
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