Der zweite Ringversuch für dieses Jahr wurde bekannt gegeben. Hergestellt werden muss die Hydrophile Harnstoffcreme NRF 11.71. – am besten per Hand, denn Urea verträgt keine Hitze. Um bei der Prüfung des Zentrallaboratoirums (ZL) zu bestehen, sind noch weitere Punkte zu beachten.
Die NRF-Rezeptur enthält den natürlichen Feuchthaltefakor Harnstoff. Herstellanweisungen gibt es für zwei Konzentration – 5 oder 10 Prozent. Aufgrund der hohen Wasserbindungskapazität von Urea kann die Zubereitung unter anderem bei folgenden Indikationen angewendet werden: Chronische Ekzeme, Neurodermitis, Exsikkationsdermatosen, Psoriasis vulgaris, und Ichthyosis-Formen sowie trockene, juckende Altershaut.
Der Milchsäure-Natriumlactat-Puffer besteht aus Milchsäure (90 Prozent) und Natriumlactat-Lösung (50 Prozent). Diese beiden Ausgangstoffe können fertig über den Großhandel bezogen werden. Die benötigte Menge des Puffers beträgt immer 5 Prozent der Gesamtmenge – in diesem Fall also 1,5 g. Gemischt wird der Puffer im Verhältnis 1:4. Das bedeutet für diesen Fall:
Milchsäure-Natriumlactat-Puffer 1,5 g:
Wichtig bei Harnstoff: Er ist sehr wärmeempfindlich. Zu langes Rühren im automatischen Rührsystem wie Topitec & Co. können schon genügen, damit der Wirkstoff Schaden nimmt. Temperaturen über 30 °C sind zu vermeiden. Stärkere Temperaturerhöhungen beschleunigen gemäß der RGT-Regel (Reaktionsgeschwindigkeit-Temperatur-Regel, auch Van 't Hoff'sche Regel) die Zersetzung in die Ausgangsstoffe Ammoniak und Kohlendioxid. In der Praxis können beim Arbeiten mit Rührsystemen höhere Temperaturen unter Verwendung einer Kühlmanschette vermieden werden. Laut Aussagnen von Wepa kann der aktuelle Ringversuch auch im TopiTec hergestellt werden. Wepa testet die Ringversuche immer selbst mit einer Herstellung im Topitec.
Zu starke Kälte kann der Rezeptur ebenfalls schaden – hier kann es zur Auskristallisierung kommen. Ein Vorkühlen der Grundlage hat sich – bezogen auf die Stabilität – nicht als sinnvoll erwiesen. Das Rühren per Hand stellt die optimale Lösung dar. Zunächst kühlt die Grundlage aufgrund einer endothermen Reaktion während des Lösungsprozesses ab. Durch längeres Rühren mit Pistill löst sich der gesamte Wirkstoff in der Wasserphase der anionischen hydrophilen Creme. Die sich abkühlende Grundlage sollte nicht mittels Wasserbades wieder auf Temperatur gebracht werden.
In dieser Rezeptur wird Harnstoff in einer O/W-Creme oder einer O/W-Lotion verarbeitet. Der Wasseranteil ist hoch genug, um die verordnete Menge Harrnstoff vollständig zu lösen. Die anionische hydrophile Creme enthält 21 Prozent Fett und 70 Prozent Wasser.
Bei der Herstellung sollte ein Teil der Grundlage in der Fantaschale vorgelegt werden, darin wird Harnstoff solange verrieben, bis das Knirschen ausbleibt, dann ist der gesamte Wirkstoff gelöst. Die vorgelegte Menge sollte ausreichend groß sein, bei der 5-prozentigen Harnstoffcreme kann die Hälfte der Gesamtmenge vorgelegt werden. Reicht dieser Anteil nicht aus zum Lösen, so kann auf die Endmenge aufgefüllt werden.
Der Puffer kommt zuletzt hinzu. Harnstoff sollte nicht zu Beginn in Natriumlactat und Milchsäure gelöst werden: Der kurze direkte Kontakt mit der Säure kann zu einer kleinen Zersetzungsreaktion beim Harnstoff führen. Einmal in Gang gesetzt, läuft diese Reaktion exponentiell ab – der pH-Wert steigt schnell an und beschleunigt diesen Vorgang. Bereits bei geringfügigen Zersetzungen kommt es durch den entstehenden Ammoniak zu pH-Verschiebungen in Richtung eines basischen Milieus, dies beschleunigt katalytisch die weitere Abbaureaktion. Ohne Pufferung ist die Harnstoffzubereitung nur zwei Wochen haltbar.
Harnstoff reagiert mit Luft. Wird die Zubereitung nicht luftdicht abgefüllt, so kann es zur Kristallbildung kommen. Diese Reaktion kann mit der Zeit stärker werden, sodass der Patient die Creme kaum noch auf der Haut anwenden mag – eine Art ungewollter Peelingeffekt entsteht. In einer Tube aus Aluminium beträgt die Aufbrauchfrist ein Jahr, in einer Drehdosierkruke lediglich sechs Monate. Um unnötiges Umfüllen zu umgehen, kann die Creme direkt per Hand hergestellt werden. Auch der Anwender sollte darauf hingewiesen werden, dass er die Tube stets fest verschließen sollte.
Auf das Etikett gehört die individuelle Gebrauchsanweisung. Mögliche Dosierungen: „Ein- bis mehrmals täglich auf die betroffenen Hautstellen auftragen.“ Haltbar ist die Zubereitung in der Drehdosierkruke sechs Monate, in der Tube ein Jahr. Als kleiner Tipp für den Patienten: Harnstoffzubereitungen sind nur etwas für intakte Haut. Auf geschädigter Haut kann es zu Schmerzen und Brennen kommen. Bei Kindern unter sechs Jahren kommt es häufig auch bei intakter Haut zu Brennen – für diese Altersgruppe sollten unter Umständen andere hydratisierende Wirkstoffe eingesetzt werden.
Häufig wird Urea mit weiteren Arzneistoffen verordnet, beispielsweise mit Clotrimazol oder auch mit Erythromycin. Dies ist nicht plausibel, da sowohl das Antimykotikum als auch das Antibiotikum säureinstabil sind. Ohne die Pufferung kommt es jedoch zur Zersetzung des Harnstoffes und zu einem schnellen pH-Anstieg. Ein Kombinationspartner muss aus der Rezeptur herausgenommen und in einer Extra-Zubereitung angeboten werden.
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