Zweiter Ringversuch

Rezepturtipp: Harnstoff - ans Puffern denken! Hanna Meiertöns, 25.04.2023 08:44 Uhr

Harnstoffzubereitungen sind in der Rezeptur keine Seltenheit. Foto:adobestock.com/benicoma
Berlin - 

Harnstoff (Urea pura) gehört zu den am häufigsten eingesetzten Substanzen in der Rezeptur. Eine Cremezubereitung mit dem Wirkstoff ist daher auch Gegenstand des zweiten Ringversuchs, an dem Apotheken von April bis November teilnehmen können. Bei der Herstellung sind einige Dinge zu beachten.

Harnstoff kann bei verschiedenen Indikationen eingesetzt werden: Zubereitungen zur Behandlung von trockener Haut, Neurodermitis und chronischen Ekzemen enthalten eine Harnstoffkonzentration von 5 bis 10 Prozent, in Konzentrationen von 40 Prozent kommt Urea in Pasten als Keratolytikum beispielsweise bei Nagelpilz zum Einsatz.

Einfluss auf Wirkung

Auch die Grundlage hat einen Einfluss auf die Wirkung: In W/O-Grundlagen kann Harnstoff gleichmäßig und langanhaltend die Haut befeuchten und eine tiefe Wirksamkeit erreichen, in O/W-Systemen ist hingegen nur eine oberflächliche Befeuchtung möglich. Für Kinder verordnen Ärzt:innen gern wirkstofffreie Salben zur Basispflege bei Neurodermitis. Dermatolog:innen kombinieren den Stoff aber auch mit Antimykotika, Antibiotika oder Glucocorticoiden, weil Harnstoff die Penetration anderer Wirkstoffe fördern kann.

Der rezeptierbare pH-Bereich liegt laut DAC/NRF bei 1 bis 12, laut Gesellschaft für Dermopharmazie zwischen 4 und 8 – das Stabilitätsoptimum ist auf pH 6,2 festgelegt. Weicht der pH-Wert davon ab, zersetzt sich Harnstoff in seine Bestandteile Ammoniumcyanat, Ammoniak und Kohlendioxid.

Wärmeanwendung vermeiden

Während der Wirkstoff in wasserfreien Zubereitungen lediglich suspendiert vorliegt und die Stabilität gegeben ist, sollte bei wasserhaltigen Zubereitungen die mögliche hydrolytische Zersetzung in Lösung beachtet werden: In saurer bis neutraler Lösung zersetzt sich Harnstoff zu Ammoniumcyanat, bei der Herstellung sollte die Anwendung von Wärme verzichtet werden, da dies die Hydrolyse beschleunigt. Bei der Herstellung im automatischen Rührsystem sollte sich aufgrund der entstehenden Reibungswärme daher genau an die empfohlenen Rührzeiten gehalten werden. Wenn sich Harnstoff löst, kommt es zu einer endothermen Reaktion – die Lösung kühlt sich dabei also ab.

Harnstoff-Lösungen sind weitaus stabiler, als in der Apotheke häufig angenommen wird: So liegen Untersuchungen vor, die zeigen, dass nach zwei Monaten bei 25 Grad Lagerungstemperatur lediglich ein Zersetzungsgrad von 0,19 Prozent vorliegt. Zum Problem werden kann aber der pH-Anstieg: Bei einem Zersetzungsgrad von 0,16 Prozent kann eine Harnstoffzubereitung schnell aus dem leicht Sauren ins Basische (pH 8,5) rutschen. Dieser Prozess kann sich negativ auf weitere enthaltene Wirkstoffe auswirken, sodass eine Pufferung sinnvoll ist. Aber auch Konservierungsmittel wie Sorbinsäure verlieren bei steigendem pH-Wert schnell ihre Wirksamkeit. Die mikrobielle Stabilität der Zubereitung wäre für den Zeitraum der Aufbrauchfrist nicht mehr gewährleistet.

Milchsäure-Natriumlactat-Puffer

Ein Milchsäure-Natriumlactat-Puffer kann die Zubereitung in einem schwach sauren Bereich stabilisieren und temporär den pH-Wert-Anstieg verringern. Er besteht stets aus einem Teil Milchsäure 90 Prozent und vier Teilen Natriumlactat-Lösung 50 Prozent bezogen auf die Gesamtmenge, unabhängig von der Harnstoffkonzentration. Alternativ können auch Citrat- oder Phosphatpuffer eingesetzt werden.

Zuvor gelöster Harnstoff kann auskristallisieren, je luftdurchlässiger das Primärpackmittel, desto schneller kann der Sandeffekt auftreten – im Optimalfall wird die Creme daher in eine Tube abgefüllt, auf keinen Fall in eine Kruke mit großer Öffnung.