Plausi-Check: PTA klärt Kunden auf Cynthia Möthrath, 29.08.2016 14:21 Uhr
„Meine Salbe ist immer noch nicht fertig?! Ich habe doch schon am Montag das Rezept abgegeben!“ Es ist Mittwochmorgen, Herr S. steht wutentbrannt in der Apotheke. „Das kann ja wohl nicht so schwer sein, sie müssen das doch nur eben zusammenmischen“, fügt er aufgebracht hinzu. Wenn es so einfach wäre… Eine PTA klärt den Kunden auf.
Was Herr S. nicht wissen kann: Es ist oft gar nicht so einfach, eine Rezeptur herzustellen. Zunächst einmal muss geprüft werden, ob sie so wie verordnet überhaupt hergestellt werden kann. Sind alle Bestandteile sinnvoll, passen sie überhaupt zueinander? Der Approbierte prüft zuerst mit Blick auf die Applikationsart, ob die Konzentrationen der Wirkstoffe richtig gewählt sind – also im Normbereich liegen.
Dann muss ermittelt werden, ob alle Substanzen unbedenklich sind. Danach werden die pH-Werte herausgesucht und geprüft ob sie zueinander passen. Es muss gewährleistet sein, dass die Zubereitung über den gesamten Anwendungszeitraum stabil bleibt und mikrobiologisch nicht anfällig ist.
Manche Substanzen besitzen selbst schon antimikrobielle Eigenschaften. Ist dies der Fall, muss kein separates Konservierungsmittel zugesetzt werden. Wenn wiederum komplett auf Konservierungsmittel verzichtet werden soll – etwa aufgrund von Allergien – muss alternativ die Aufbrauchfrist herabgesetzt werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Plausibilitatsprüfung sind die Inkompatibilitäten. Hierbei wird geprüft, ob die Einzelbestandteile der Rezeptur miteinander verträglich sind. Ist der Wirkstoff in der Grundlage löslich? Oder reagieren vielleicht die Bestandteile miteinander und werden unwirksam? Bei Unklarheiten muss vor der Herstellung auf jeden Fall Rücksprache mit dem verordnenden Arzt gehalten werden. Sind alle Fragen geklärt, wird die Aufbrauchsfrist festgelegt.
Erst dann darf eine PTA anhand der Herstellungsanweisung die Rezeptur herstellen. Oftmals ist die Rezeptur dann schnell angefertigt, jedoch muss die gesamte Herstellung bis ins Detail dokumentiert werden: Es müssen Inprozesskontrollen gemacht werden und alle Einwaagen müssen nachvollziehbar sein.
Hinter einer Rezeptur steckt heutzutage viel mehr Arbeit, als der Kunde denkt – das weiß nun auch Herr S. „Meine Güte, sie machen sich ja viel Arbeit, mit meiner Salbe“, sagt er. Und dann sagt er zum Abschluss: „Wissen sie was? Schicken sie mir die Salbe doch einfach sobald sie fertig ist.“ Und dann verlässt er lächelnd die Apotheke.