Revoice of Pharmacy

Gänsehaut und Freudentränen

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Berlin -

Dass der Workshop vom Gesangswettbewerb „Revoice of Pharmacy“ ihnen alles abverlangt, war den Finalistinnen am zweiten Tag deutlich anzumerken. Aber was soll man machen? The Show must go on! Nach dem Warm-up der Stimmbänder folgten weitere Coachings mit Musikmanager Nik Hafemann und Sängerin Kim Sanders, dann Filmaufnahmen mit professionellem Kamerateam, Interviews, Garderobenwechsel und Kamerablitzgewitter. Am Abend stand das große Finale auf dem Programm: Vor auserwähltem Publikum performten die Apothekenstars Nadine Buchholz, Kanja Klan, Katrin Gehrendorf, Selin Uçak und Kim-Lisa Lohmann live ihre Songs.

Als die Finalistinnen am frühen Samstagmorgen in den Hansa Tonstudios ankamen, wartete ein straffes Programm auf sie – und eine Überraschung: Hafemann und Tonmeister Claus Üblacker waren bis spät in die Nacht aufgeblieben, um die bereits aufgenommenen Songs zu mischen und zu mastern. Hafemann bat die Teilnehmerinnen, sich im Regieraum zu versammeln und auf der Couch Platz zu nehmen. Er zog ein Fazit zum ersten Workshop-Tag: „Ihr habt alle so hart gearbeitet, an euch selbst und mit uns. Das war einfach nur toll und hat super viel Spaß gemacht. Und man muss ja bedenken, dass wir ja nur wenig Zeit hatten, aber ihr habt jede Sekunde genutzt. Danke! Und hier ist das Ergebnis.“

Mit Spannung und einem vorsichtig vorfreudigen Lächeln im Gesicht hörten Nadine, Kanja, Katrin, Selin und Kim-Lisa ihre Songs. Sie trauten ihren Ohren nicht. Waren das wirklich ihre Stimmen, die da aus den Boxen drangen? Als dann aber die ersten Klänge des Lieds „Angel“ von Kanja ertönten, brachen die Gefühle aus. Tränen perlten von den Gesichtern der Mädchen auf den Studioteppich. Es waren Freudentränen. „Oh, ich konnte einfach nicht mehr. Es klang einfach alles so gut. Bei Kanja hat‘s mich dann einfach umgehauen“, sagte Katrin. Selbst Hafemann, der in seiner Musikkarriere so einige Recordings erlebte, kämpfte mit den Tränen.

Die Neu-Berlinerin wiederum spielte ihren Song „For Your Eyes Only“ ihrer Mutter am Telefon vor. „Meine Mutter hat am Telefon geweint“, so Katrin. Auch mit ihrem Vater stand sie während des Workshops per Whatsapp in Kontakt. Kanja, die gezwungen war, immer wieder für ihren Sohn die Studiosessions zu unterbrechen, sagte: „Ich fand die Zeit schon anstrengend, aber vom Ergebnis bin ich positiv überrascht und begeistert, es macht wirklich Spaß.“

Hafemann bezeichnet die Entwicklungen der Teilnehmerinnen als „wahre Quantensprünge“. „Das beweist eigentlich nur, wie talentiert die Mädels sind“, sagte er. Gemeinsam mit Musikerin Kim Sanders bereitete er die Stimmbänder der Sängerinnen auf die folgenden Stunden vor. Nach einer kurzen Pause – eine Mittagspause gab es nicht, ein üppiges Buffet musste genügen – arbeiteten sie immer und immer wieder an ihren Songs. Ob in der Lobby mit Kopfhörern im Ohr oder in Einzelcoachings mit Hafemann und Sanders.

Die Stimmung war merklich aufgelockert, es wurden Späße gemacht und W-Lan gesucht: „Am ersten Tag war ich viel aufgeregter, als heute“, sagte Nadine. Die Finalistinnen hatten sich schnell an den Trubel und Wirbel bei der professionellen Musikproduktion gewöhnt: „Ich weiß jetzt, was Leony beim Kennenlernen meinte. Sie sagte, dass sie manchmal von früh bis zehn Uhr Abends im Studio war. Die Zeit ging unglaublich schnell vorbei, abends ist man erschöpft, aber die Freude am Musikmachen ist einfach zu groß”, sagte Kim-Lisa.

Die Betriebsamkeit sollte sogar noch ein wenig gesteigert werden. Denn was die schönsten Stimmen aus der Apotheke nicht wussten: Ein Filmproduktionsteam breitete sich plötzlich in den Räumen aus. Kameramänner, Kabelträger und Lichtfilterfolienhalter umkreisten die Finalistinnen auf Schritt und Tritt. „Stell‘ dich mal so hin, jetzt geh‘ mal da lang, nicht in die Kamera schauen“, hieß es.

„Ich wusste erst gar nicht, was die von mir wollen“, sagte Kanja. Aber auch diese Prüfungen meisterten die Gewinnerinnen. Am Abend sollten sie vor Publikum ihre frisch aufgenommenen Lieder performen – auch eine Überraschung! Vor lauter Schreck gingen Kim-Lisa und Nadine gedanklich ihre Hotelgarderobe durch, um festzustellen, dass sie gar nichts Feierliches eingepackt hatten. Schließlich handelte sich ursprünglich ja „nur“ um ein Vocal-Coaching. Niemand hat irgendetwas über einen Auftritt gesagt. Die beiden Sängerinnen nutzten die Gelegenheit und besuchten die Modefilialen in den Einkaufszentren am Potsdamer Platz.

Indes übten Hafemann und Selin zusammen ihren Song „Love Yourself“, der ursprünglich von US-Sänger Justin Bieber gesungen wird. In zahlreichen Wiederholungsschleifen bewegte sich die PTA auf dem Parkett. Hafemann gab rhythmisch den Takt vor, bedeutete mit den Händen, wann ein Ton höher, wann tiefer gesungen werden und wie sie das Handmikrophon halten sollte. „Boah, ich habe noch nie so was Intensives gemacht“, sagte die 23-Jährige. Nacheinander traten die Finalistinnen in den riesigen Aufnahmeraum, um in Endlosschleife den Live-Auftritt vorzubereiten. Um sie herum die Lichtstrahlen der Kamera auf sie gerichtet – harte Arbeit eben.

Dann war es endlich soweit: Umgezogen und aufgestylt warteten die Teilnehmerinnen in der Lobby, die sich allmählich füllte. Eingeladene Gäste wurden mit Prosecco und Orangensaft begrüßt. Festlich gedimmtes Licht schien auf die fünf Sängerinnen, die noch rasch letzte Nachrichten an Freunde und Verwandte verschickten.

Es ging los: Hafemann begrüßte das Publikum und fasste kurz die vergangenen Tage zusammen. „Es war wirklich harte Arbeit, aber die Mädels sind dran geblieben. Sie wollen das hier so sehr. Ich bin einfach nur happy, euch kennengelernt zu haben. Es hat mir eine Riesenfreude bereitet, mit euch zusammenzuarbeiten“, sagte er. „I hope I don't cry“, fügte Sanders hinzu.

„Anfangen wird Nadine mit dem Song 'I See Fire' von Ed Sheeran, den sie definitiv besser interpretiert als er“, sagte Hafemann. Der Applaus der Gäste verhallt. Nadine umfasst das Mikrophon mit beiden Händen, sie haucht die erste Worte hinein. „Oh, misty eye of the mountain below ...“ Nach dem Intro ertönt das Instrumental-Playback. Nadine gibt alles, die Töne sitzen, das Timing. Ihre Stimme trägt das Lied durch den Raum und erfasst alle Zuhörer, die ehrfürchtig lauschen. Ihre Workshop-Kolleginnen stehen ihr bei, mit einem vertrauensvollen Lächeln.

Frenetisches Klatschen folgt auf die letzten Takte. Das Publikum raunt: „Wow!“ Der Kameramann zeigt seinem Kollegen die aufgestellten Härchen auf seinem Unterarm. So bleibt es fortwährend. Die Finalistinnen werfen sich ins Zeug, performen ihre Songs, an denen sie so unermüdlich gearbeitet haben. Sie genießen diese paar Minuten im Rampenlicht und tauchen in diesen Moment, den ihnen niemand mehr nehmen kann.

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