Einem Kind ein Antibiotikum zu verabreichen, ist heute eigentlich kein Problem mehr – zumal mittlerweile zum Teil sogar die Geschmacksrichtungen der Säfte auf die Vorlieben der Kleinen ausgerichtet sind. Allerdings steht und fällt der Therapieerfolg mit der richtigen Dosierung. Dabei passieren viele Fehler.
Fall: Eine besorgte Mutter eines 21 Monate alten Kindes kommt in die Apotheke. Sie hat vor zwei Tagen für die Tochter einen Antibiotika-Saft geholt. Das Kind leide unter einem hartnäckigen Infekt. Der Arzt habe gesagt, dass zumindest das Fieber schnell zurückgehen werde. Nun sei sie aber nicht sicher, ob das alles so richtig sei – sie habe nicht das Gefühl, dass der Zustand des Kindes sich wirklich bessere, auch wenn sie mit Paracetamol-Saft das Fieber recht gut in Grenzen halten könne. Auf Nachfrage berichtet sie, dass die den Saft im Kühlschrank aufbewahre. Sie habe das Pulver mit Leitungswasser aufgefüllt und einmal kurz geschüttelt. Dem Kind schmecke der Saft offenbar nicht besonders gut. Es gehe schon ein bisschen daneben, wenn sie mit dem Dosierlöffel den Saft verabreiche. Aber so etwas sei doch eigentlich eingerechnet?
Analyse: Die Frau ist verunsichert und macht sich verständlicherweise große Sorgen um ihr Kind. Der Grund, warum der Infekt nicht zurückgeht, muss vom Arzt abschließend geklärt werden. In der Apotheke kann aber versucht werden, Ursachen auszuschließen oder einzugrenzen. Nicht zuletzt kann die Wirkung des Antibiotikums ausbleiben, weil die Zubereitung und Dosierung des Saftes nicht korrekt durchgeführt wurde. Die meisten Kindersäfte liegen zunächst als Trockensubstanz vor und müssen vor Gebrauch mit Leitungswasser aufgelöst werden. Mehrere aktuelle Studien haben gezeigt, dass in jedem zweiten Fall falsch aufgefüllt oder zu wenig geschüttelt wird. Wird das Wasser nicht bis zur richtigen Markierung gefüllt, ist die Konzentration des Saftes zu hoch oder zu niedrig. Wenn nicht genügend geschüttelt wird, kann die Suspension klumpig bleiben. Nicht zuletzt wird häufig nicht lange genug gewartet, bis der Schaum sich abgesetzt hat. Alle diese Dinge führen dazu, dass es zu falschen Dosierungen kommen kann. Die Schwankungen in den Untersuchungen betrugen zwischen 32 und 147 Prozent der gewünschten Menge Wirkstoff.
Auch bei der Verabreichung des Saftes an die Kleinen kommt es zu Schwierigkeiten und Ungenauigkeiten: Während Messbecher meist wenig Schwierigkeiten machen, zeigte sich in Studien, dass Messlöffel Nachteile haben, wenn kleine Mengen genau abgemessen werden müssen. Nicht zuletzt überlesen Eltern die Dosierangaben im Beipackzettel gern. In einer Befragung gaben zwar 82 Prozent der Eltern an, den Beipackzettel gelesen zu haben. Dies bewahrte sie aber nicht vor falschen Zubereitungen, meist hatten sie lediglich die Infos zu den Nebenwirkungen gelesen.
Beratung: Der Frau sollte unbedingt angeboten werden, die Handhabung des Saftes noch einmal genau zu erklären. Wenn ein neuer Saft gekauft wird, kann immer angeboten werden, die Zubereitung in der Apotheke zu übernehmen oder gemeinsam durchzuführen. Ist dies nicht möglich, kann zumindest über die wichtigsten Punkte gesprochen und gemeinsam konkret über die Handhabung und die korrekte Menge gesprochen werden.
Dosierlöffel besitzen in der Regel Markierungen für unterschiedliche Dosierungen. Da diese oft schlecht zu erkennen sind, ist es sinnvoll, sich den Löffel gemeinsam gut anzusehen und die richtige Markierung zu finden. Auch die korrekte Dosierung über die Ermittlung des Körpergewichtes des Kindes kann noch einmal gemeinsam geprüft werden. Wer ganz sichergehen will, dass alles verstanden ist, kann sich das Erklärte noch einmal von den Eltern wiederholen lassen. Dabei sollte nicht vergessen werden zu erwähnen, dass der Saft vor jedem Gebrauch gut zu schütteln und nach der Herstellung im Kühlschrank aufzubewahren ist.
Therapie: Antibiotika müssen unbedingt über den gesamten verordneten Zeitraum eingenommen werden. Die Mutter muss daher darauf achten, dass das Kind die geforderte Menge wirklich einnimmt und möglichst nicht verschüttet. Falls der Messlöffel dabei nicht gut funktioniert, kann man alternativ eine Messpipette oder eine Spritze verwenden, bei der das Risiko, Substanz zu verlieren, deutlich geringer ist. Der Fiebersaft sollte weiterhin angewendet werden, solange die Temperatur erhöht ist. Auch hier muss auf die korrekte Dosierung geachtet werden.
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