Wie war das noch mit ASS und Ibuprofen? Nadine Tröbitscher, 19.06.2017 14:01 Uhr
Mehrmals täglich kommen Kunden und verlangen nach Schmerzmitteln wie Ibuprofen. Der Wirkstoff birgt jedoch Kontraindikationen und Wechselwirkungen. Unter anderem geht das Analgetikum in Konkurrenz mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure. Warum das Problem auftritt und wie es einfach umgangen werden kann, schildert der folgende Fall.
Fall: Ein Kunde klagt über starke Rückenschmerzen und verlangt nach einem Ibuprofen-haltigen Präparat. Einen Termin beim Orthopäden habe er erst in einigen Tagen bekommen und nun müsse er die Zeit bis dahin überbrücken. Er beschreibt die Symptome eines Hexenschusses und hofft auf etwas Linderung. Außerdem benötigt er auch Acetylsalicylsäure (ASS) zur Blutverdünnung. Sein Kardiologe habe das Medikament zur Thromboseprophylaxe angesetzt.
Analyse: Beide Wirkstoffe sollten nicht zusammen eingenommen werden. Es ist eine Interaktion möglich, daher sollte der Kunde einen zeitlichen Abstand zwischen den Medikationen einhalten oder auf ein anderes Schmerzmittel ausweichen. Ibuprofen kann die Wirkung des niedrig dosierten ASS auf die Thrombozytenaggregation hemmen.
Beide Arzneistoffe zählen zur Gruppe nicht-steroidalen-Antirheumatika (NSAR) und hemmen die Cyclooxygenase-1 (COX-1). Wird Ibuprofen zeitlich vor ASS eingenommen, besetzt es die Rezeptoren, an die auch der blutverdünnende Wirkstoff andocken würde. In der Folge bleibt die Hemmung der Thrombozytenaggregation aus oder kann vermindert sein.
Ibuprofen wird in der Selbstmedikation zur Behandlung von leichten bis mäßig starken Schmerzen eingesetzt. Das Medikament findet bei Kopfschmerzen, Zahnscherzen oder Rückenscherzen Einsatz. Zudem wirkt Ibuprofen antipyretisch und entzündungshemmend.
ASS zu 100 mg wird zur Standardtherapie von instabiler Angina pectoris oder akutem Myokardinfarkt eingesetzt. Das Arzneimittel ist unter anderem ebenfalls zur Reinfarktprophylaxe oder nach arteriellen gefäßchirurgischen Eingriffen zugelassen. Patienten nehmen die Tabletten einmal täglich nach einer Mahlzeit ein, sofern diese nicht magensaftresistent überzogen sind. In der niedrigen Dosierung hemmt ASS irreversibel die Thrombozytenaggregation. Ursache ist eine Acetylierung der Cyclooxygenase und die daraus resultierende Hemmung von Thromboxan-A2 in den Blutzellen. In höheren Dosierungen überwiegt die schmerzstillende Wirkung des Arzneistoffes.
Kommunikation: Der Kunde muss auf die Wechselwirkung hingewiesen werden, durch einen einfachen Einnahmetipp kann das Problem umgangen werden. Untersuchungen haben ergeben, dass eine zeitversetzte Einnahme von Ibuprofen 400 mg und ASS 100 mg für die Kurzzeitbehandlung angewendet werden kann.
Therapie: Will der Kunde nicht auf das Ibuprofen verzichten, muss er einen zeitlichen Abstand zwischen den einzelnen Medikamenten einhalten. Es wird empfohlen, das ASS mindestens eine halbe Stunde vor oder etwa acht Stunden nach dem Ibuprofen-Präparat einzunehmen. Zum Einsatz sollte das schmerzstillende Mittel nur kurzzeitig kommen, eine Langzeittherapie wird aufgrund der Wechselwirkung nicht empfohlen.
Vorsicht ist jedoch auch bei magensaftresistenten Zubereitungen zur Blutverdünnung geboten: Denn hier kann der genaue Zeitpunkt der Wirkstofffreisetzung nicht genau vorhergesagt werden. In diesem Fall sollte ganz auf Ibuprofen verzichtet werden. Kurzzeitig kann ein Diclofenac-haltiges Präparat dem Kunden bis zum Arzttermin Linderung verschaffen. Jedoch sollte das Präparat nur für maximal drei Tage angewendet werden.
Unterstützend kann Wärme die verspannte Muskulatur lockern und die Schmerzen mindern. Geeignet sind Wärmepflaster und Wärmecremes. Auch leichte Massagen mit einem Arnikaöl können Linderung verschaffen. Um die Verspannung und die Schmerzen zu mindern kann auch das Aconit-Schmerzöl eingesetzt werden. Wichtig ist es jedoch, keine Schonhaltung einzunehmen und nicht schwer zu heben. Im Nachgang sollte der Kunde den Rücken durch spezielle Übungen stärken.
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