Vorsicht bei Furosemid mit Bisacodyl Nadine Tröbitscher, 18.04.2017 11:37 Uhr
Verstopfung betrifft meist Frauen und ist oft ein Tabuthema, das den Alltag der Betroffenen bestimmen kann. Hilfe suchen die Patienten in Abführmitteln und können in einen Teufelskreis geraten, der bis zum Missbrauch der Arzneimittel führen kann. Problematisch kann es werden, wenn zum Beispiel Diuretika als Dauermedikation eingenommen werden.
Fall: Eine ältere Dame möchte zwei Packungen zu 100 Abführtabletten mit dem Wirkstoff Bisacodyl kaufen. Eine für sich und eine für die Nachbarin zum Probieren. Die Tabletten helfen immer so gut und nun wolle die Freundin von nebenan das Mittel auch probieren. Die Nachbarin nehme eine Wassertablette, irgendwas mit Furo, ein, gibt die Frau noch an. Aber das Abführmittelchen sei ja nichts Schlimmes, schließlich kann man es ja so kaufen und man muss ja jeden Tag auf die Toilette gehen.
Analyse: Nimmt die Nachbarin die Kombination Furosemid und Bisacodyl ein, kann es bei längerem und übermäßigem Gebrauch zu einer Elektrolytverschiebung kommen. Es besteht die Gefahr einer Hypokaliämie durch verstärkte Kaliumverluste.
Furosemid ist ein Schleifendiuretikum mit starker, kurzer und schneller Wirkung. Im Handel sind sowohl Tabletten als auch Retardkapseln. Der Wirkstoff greift im aufsteigenden Teil der Henle-Schleife an, blockiert den Natrium/Chlorid/Kalium-Ionen Transporter und somit die Rückresorption der Ionen. Die Folgen sind eine vermehrte Natrium- und Harnausscheidung, die mit einer Steigerung der distaltubulären Kaliumsekretion. Es kommt zu Elektrolytverlusten. Der Wirkstoff verursacht im Falle einer Herzinsuffizienz eine Senkung der Vorlast durch eine Erweiterung der venösen Gefäße. Die erhöhte Ausscheidung von Natriumchlorid verursacht eine Blutdrucksenkung und vermindert die Vasokonstriktion der glatten Gefäßmuskulatur.
Das Arzneimittel kommt bei Ödemen und Hypertonie zum Einsatz. Die Dosierung ist dabei vom Arzt individuell zu bestimmen. Patienten nehmen die Tabletten unzerkaut und nüchtern mit Wasser ein.
Bisacodyl ist ein Laxans zur symptomatischen Behandlung der Verstopfung und gehört zur Gruppe der Triarylmethane. Der Wirkstoff fördert die Darmbewegung und die Ansammlung von Wasser und Elektrolyten aus dem umliegenden Gewebe im Dickdarm. Man spricht von antiresorptiven und hydragogen Effekten. Das Volumen des Stuhls und die Peristaltik nehmen zu und stimulieren die Darmentleerung.
Patienten nehmen ein bis zwei Dragees vor dem Schlafengehen ein. Dabei ist auf einen Abstand zu Milch und Milchprodukten sowie Antazida zu achten. Der abführende Effekt setzt nach etwa sechs bis zwölf Stunden ein. Im Falle einer Überdosierung können Durchfälle und Krämpfe auftreten. Es kommt zu einem verstärkten Verlust von Flüssigkeit und Kalium sowie weiteren Elektrolyten. Bei längerem Abusus können schwerwiegende Folgen auftreten, möglich sind eine Muskelschwäche durch Hypokaliämie oder eine metabolische Azidose.
Kommunikation: Aus Sicherheitsgründen ist von einer gleichzeitigen Einnahme von Furosemid und Bisacodyl abzuraten. Zusätzlich sollte der Arzt bei der Daueranwendung des Diuretikums den Elektrolyhaushalt der Dame regelmäßig überwachen.
Therapie: Auch andere chemische Präparate wie Natriumpicosulfat oder pflanzliche wie Sennes sind zu vermeiden. Die Dame sollte auf leichte und natürliche Abführmittel ausweichen. Möglich ist zum Beispiel der Einsatz von Lactulose oder Backpflaumen und Sauerkrautsaft in Kombination mit Bewegung. Geeignet sind Spaziergänge, denn ist der Körper in Bewegung, rastet auch der Darm nicht.
Quellmittel können ebenfalls eingesetzt werden, dabei ist jedoch auf die zulässige Trinkmenge unter Furosemid zu achten. Als Richtmaß sollten etwa 1,5 Liter nicht überschritten werden. Eine andere Alternative ist am Morgen ein Glas heißes Wasser zu trinken. Das bringt die Verdauung in Schwung und kann oftmals Abhilfe schaffen. Zudem sollte die Dame informiert werden, dass der Toilettengang nicht jeden Tag erforderlich ist. Dreimal pro Woche bis dreimal täglich ist als normal anzusehen. Nur wer weniger als dreimal in der Woche zur Toilette geht, leidet an einer Verstopfung.