Ciprofloxacin verhindert Theophyllin-Abbau Nadine Tröbitscher, 26.01.2017 13:42 Uhr
Asthma ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der Atemwege. Für die Behandlung stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, die in Gruppen eingeteilt werden. Reliever erweitern und entspannen die Bronchien, vor allem inhalativ in der Bedarfsmedikation. Controller mindern die Entzündung in der Dauermedikation. Zu dieser Gruppe gehört Theophyllin, das täglich eingenommen wird. Aufgrund der geringen therapeutischen Breite ist auf Wechselwirkungen zu achten. Ein Problem stellt das Antibiotikum Ciprofloxacin dar.
Fall: Ein Kunde möchte ein Rezept über das Antibiotikum Ciprofloxacin einlösen. Der Mann leidet unter einem Infekt. Im Moment sind die oberen Atemwege betroffen und es plagen ihn lästiger Schnupfen und eine Entzündung der Nasennebenhöhlen.
Der Kunde gibt an, außerdem unter Asthma zu leiden. Er wolle verhindern, dass sich der Infekt auf die Bronchien lege. Eine Bronchitis könne die chronische Entzündung in den unteren Atemwegen zusätzlich verstärken. Dies sollen der Gang zum Arzt und das verordnete Antibiotikum vermeiden.
Bei der Dauermedikation von mittelschwerem Asthma stellt Theophyllin in Kombination mit einem Kortison-haltigen Spray dar. Für den Bedarfsfall steht ein bronchienerweiterndes Spray zur Verfügung. Vor der Therapie litt der Patient fast täglich und auch nachts unter den Symptomen.
Analyse: Zwischen Theophyllin und Ciprofloxacin besteht eine nicht unerhebliche Wechselwirkung, die auf eine pharmakokinetische Interaktion zurückzuführen ist. Das Antibiotikum hemmt den Abbau von Theophyllin über CYP1A2 in der Leber. In der Folge steigt die Plasmakonzentration an – es verstärken sich Wirkung und Nebenwirkung. Herzklopfen, Tachykardie, Unruhe, Schwindel oder Erbrechen können als unerwünschte Wirkungen verstärkt auftreten. Die Symptome sind meist nach etwa zwei bis drei Tagen zu beobachten.
Theophyllin ist ein Methylxanthin und wird zur Behandlung von persistierendem Asthma eingesetzt. Der Wirkstoff soll einer Verengung der Atemwege und einem damit verbundenen Atemnotzustand vorbeugen. Das Antiasthmatikum ist bronchienerweiternd und bereits in geringen Dosen entzündungshemmend. Die glatte Bronchialmuskulatur und die Pulmonalgefäße werden relaxiert und die mukoziliäre Clearance verbessert. Zusätzlich steigert der Arzneistoff den Atemantrieb.
Eine fast vollständige Resorption erfolgt nach oraler Gabe. Die Wirkung wird vermutlich auf eine antagonistische Wirkung am Adenosin-Rezeptor und somit auf eine Hemmung der Phosphodiesterase zurückgeführt. Auch ein Prostaglandin-Antagonismus, der die Synthese von Entzündungsmediatoren verhindert, wird diskutiert.
Das Antiasthmatikum besitzt eine geringe therapeutische Breite, daher sollte während der Therapie eine regelmäßige Kontrolle des Wirkstoffspiegels im Blut erfolgen. Eine individuelle Dosisanpassung kann nötig sein, um mögliche Überdosierungen wie Herzrhythmusstörungen eine starke Tachykardie zu vermeiden. Die Einnahme der retardierten Präparate sollte nach einer Mahlzeit erfolgen, um die Aufnahme des Arzneistoffes nicht zu behindern. Patienten, die vor allem in der Nacht oder am frühen Morgen unter Beschwerden leiden, wird eine Einnahme vor dem Schlafen empfohlen.
Ciprofloxacin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Gyrasehemmer, der Chinolone mit breitem Wirkspektrum. Die bakterizide Wirkung beruht auf Verhinderung der DNA-Replikation vor allem gramnegativer Keime. Die Tabletten werden je nach Art und Schwere der Infektion zweimal täglich über ein bis vierzehn Tage eingenommen. Dabei ist ein Zeitabstand von 12 Stunden einzuhalten. Das Arzneimittel kann unabhängig von den Mahlzeiten geschluckt werden, jedoch nicht zusammen mit Milch- und Milchprodukten. Eine Nüchtern-Gabe können die Resorption des Wirkstoffes beschleunigen.
Kommunikation: Auf Grund der möglichen Verstärkung der Nebenwirkungen von Theophyllin sollte mit dem Arzt Rücksprache gehalten werden. Es sollte ein Austausch des Antibiotikums oder eine Dosisanpassung von Theophyllin stattfinden.
Therapie: In Rücksprache mit dem Arzt sollte der Patient ein anderes Antibiotikum bekommen. Will der Mediziner bei einem Gyrasehemmer bleiben, ist Levofloxacin geeignet. Für den Wirkstoff konnte keine Hemmung von CYP1A2 und ein damit verbundener Wirkstoffanstieg von Theophyllin festgestellt werden.
Ist der Arzt nicht von der Gabe des Antibiotikums abzubringen, muss eine enge Kontrolle des Wirkstoffspiegels von Theophyllin stattfinden. Im Rahmen der Dauertherapie sollte die Dosis des Antiasthmatikums auf maximal 60 Prozent reduziert werden. In der Praxis ist eine Anpassung jedoch schwierig, denn das Antibiotikum erhöht nicht bei allen Patienten den Theophyllin-Spiegel gleichermaßen und meist erst am zweiten Einnahmetag. Gerade für eine ambulante Therapie sollte eine Umstellung auf ein anderes Antibiotikum erfolgen. Ungeeignet sind ebenfalls Erythromycin, Clarithromycin, Enoxacin und Pipemidsäure.
Unterstützend sollte der Kunde auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Die Einnahme von pflanzlichen Arzneistoffen zur Behandlung des Schnupfens kann Linderung verschaffen. Vorsicht ist jedoch bei einer Inhalation geboten, ätherische Öle sind für Asthmatika ungeeignet.