Metronidazol erhöht Lithiumspiegel Nadine Tröbitscher, 06.03.2017 14:25 Uhr
Pilze, Bakterien oder Viren können Ursache für vaginale Infektionen sein. Die Behandlung der Vaginosen kann sowohl lokal als auch systemisch erfolgen. Müssen die Betroffenen Medikamente einnehmen, ist auf Wechselwirkungen zu achten. So kann zum Beispiel während der Antibiose unter einer Dauertherapie mit Lithium dessen Nephrotoxizität steigen.
Fall: Eine Kundin löst ein Rezept über ein Metronidazolpräparat ein. Sie soll das Arzneimittel auf Grund einer bakteriellen Vaginose einnehmen. Da es sich um eine ausgeprägte Infektion handelt, ist die orale Therapie unerlässlich. Zusätzlich muss die Erkrankung lokal behandelt werden. Sie leidet unter starkem Juckreiz und einem grünlichen übel riechenden Ausfluss.
Im Gespräch gibt die Frau an als Dauermedikation ein Lithiumpräparat einzunehmen. Depressive Verstimmungen und Manien sind der Grund für die Therapie mit Lithiumcarbonat.
Analyse: Die gleichzeitige Gabe von Metronidazol und Lithium kann zu einer erhöhten Konzentration an Lithium im Blut sorgen. Die Gefahr der Nephrotoxizität unter Lithium ist somit erhöht.
Lithiumcarbonat (Quilonorm retard, GSK oder Hypnorex retard, Sanofi) wirkt antimanisch, antidepressiv und antipsychotisch. Indiziert ist der Wirkstoff zur Prophylaxe der bipolaren affektiven Störung und Episoden einer Major Depression, zur Behandlung bestimmter akuter Depressionen zum Beispiel bei Therapieresistenzen oder Unverträglichkeiten gegenüber anderen Antidepressiva. Im Falle von manischen Episoden kann Lithiumcarbonat mit Neuroleptika kombiniert werden. Ein weiteres Einsatzgebiet ist ein anfallsweise oder chronisch auftretender Clusterkopfschmerz.
Der Wirkstoff besitzt eine geringe therapeutische Breite und muss daher individuell auf den Patienten abgestimmt sein. Der Blutspiegel muss regelmäßig überwacht werden. Die Patienten werden zu Beginn der Behandlung einschleichend eingestellt und sollten ihre Medikation stets zur gleichen Zeit mit ausreichend Flüssigkeit einnehmen. Eine versäumte Gabe sollte nicht nachgeholt werden, die Betroffenen sollten bis zum nächsten regulären Einnahmezeitpunkt warten und die gewohnte Dosis verabreichen. Die Medikation kann einmal täglich vor dem Schlafengehen erfolgen oder im Abstand von zwölf Stunden. Der Wirkstoff hat eine Halbwertszeit von 24 Stunden und wird unverändert über die Nieren ausgeschieden.
Patienten müssen geduldig sein, ein voller Wirkeintritt kann sich in einigen Fällen erst nach sechs bis zwölf Monaten einstellen. Ist das Therapieergebnis anfänglich nicht zufriedenstellend, sollte die Behandlung nicht vorzeitig abgebrochen werden. Zu Beginn der Medikation können beispielsweise Tremor, Polyurie und Übelkeit auftreten, die unerwünschten Wirkungen verschwinden jedoch im Laufe der Behandlung. Patienten beklagen ebenso eine Gewichtszunahme, Mundtrockenheit, verstärkten Durst und EKG-Veränderungen.
Der Arzneistoff wirkt auf verschiedene neurochemische Systeme und bindet nicht an Plasmaproteine. Lithium nimmt Einfluss auf das serotonerge und dopaminerge System und erhöht die Konzentration der Neurotransmitter Serotonin und Dopamin. Zusätzlich hat das Arzneimittel einen Einfluss auf die Second-Messenger-Systeme.
Metronidazol ist ein Antibiotikum aus der Stoffgruppe der Nitroimidazole. Der Wirkstoff wird gegen anaerobe Bakterien und Protozoen eingesetzt. Zu den Indikationsgebieten zählen beispielsweise Magen-Darm-Infektionen, bakterielle Vaginosen und Infektionen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich. Die Tagesdosis liegt zwischen 0,2 und 2 g Wirkstoff. Bei vaginalen Infektionen können die Patientinnen mit einer Einmalgabe von 5 Tabletten zu 400 mg behandelt werden. Alternativ können 2,5 Tabletten auf täglich zwei bis drei Einzelgaben verteilt über einen Zeitraum von sieben Tagen eingenommen werden.
Die Medikation erfolgt während oder nach einer Mahlzeit mit ausreichend Flüssigkeit und sollte zehn Tage nicht überschreiten. Metronidazol selbst wirkt nicht antimikrobiell. Unter anaeroben Bedingungen entstehen durch Oxidation, verursacht von der mikrobiellen Pyruvat-Ferredoxin-Oxidoreduktase, Nitrosoradikale. Diese reagieren mit den Basenpaaren der DNS, verursachen Strangbrüche und führen schließlich zum Zelltod.
Kommunikation: Bei der gleichzeitigen Gabe der beiden Wirkstoffe ist Vorsicht geboten. Grund ist ein Anstieg der Lithiumkonzentration im Serum und eine Steigerung der Lithiumtoxizität. Symptome der Vergiftung können Erbrechen, Schwindel, Dystonie, Herzrhythmusstörungen oder Tremor sein. Ebenso wird die Nephrotoxizität von Lithium gesteigert.
Therapie: Ist die Behandlung mit Metronidazol unerlässlich ist eine Kontrolle der Plasmaspiegel von Lithium, Kreatinin und Elektrolyten vorzunehmen.
Alternativ kann der Arzt auf das Antibiotikum Clindamycin wechseln. Das Lincosamid kann ebenfalls bei bakteriellen Vaginosen eingesetzt werden. Im Anschluss an die Antibiose sollte die Patientin die Scheidenflora mit entsprechenden Milchsäurepräparaten wieder aufbauen. Ebenso kann während der Therapie ein Präparat zum Aufbau und Erhalt der Darmflora empfohlen werden.