Repetitorium Allergie

Bronchitis in der Pollenzeit

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Berlin -

Die Erkältungszeit ist noch nicht ganz vorüber, da fliegen schon die ersten Pollen. Wen es besonders hart trifft, der muss sich gleichzeitig mit tränenden Augen, Husten und Schnupfen herumschlagen. Allergiker können mit der Zeit Symptome wie eine Bronchitis entwickeln, die auf die Allergene zurückzuführen sind.

Fall: Eine Studentin von 22 Jahren kommt in die Apotheke und bittet um Beratung. Seit drei Wochen leidet sie vermehrt unter Juckreiz in den Augen und fließender Nase. Der Arzt hat empfohlen, sich in der Apotheke Augentropfen und Allergietabletten zu besorgen. Jetzt sei sie auch noch erkältet, sie hustet stark und hat ab und zu Atemnot. Daher bittet sie zusätzlich um ein Hustenmittel und ein Produkt zur Stärkung des Immunsystems. Auf Nachfrage berichtet sie, dass sie als Kind keine Probleme mit Allergien hatte, erst seit etwa fünf Jahren habe sie zwischen Januar und April die Probleme, die aber von Jahr zu Jahr stärker werden. Der Husten sei zwar nicht permanent da, aber hartnäckig. Wann es genau begonnen hat, weiß die junge Frau nicht mehr, aber zwei oder drei Wochen seien es bestimmt. Dem Arzt habe sie davon nicht berichtet, sie sei ja wegen der Allergie bei ihm gewesen. Die Frage, ob sie allergisch auf Nahrungsmittel reagiere, verneint die Kundin.

Analyse: Die Studentin ist offenbar Allergikerin gegen Frühblüher-Pollen. Bereits im Dezember und Januar beginnen die ersten Pollen von Erle und Hasel zu fliegen und verursachen die typischen Beschwerden wie tränende Augen und juckende Nase. In den Sommermonaten sorgen vor allem Gräserpollen für allergische Beschwerden. Fast 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind von allergischer Rhinitis oder Konjunktivitis betroffen. Ein Großteil der Allergiker reagiert auf Pflanzenpollen, etwas weniger häufig kommen Allergien gegen Hausstaubmilben, Nahrungsmittel und Tierhaare vor. Diese sind saisonal unabhängig und daher in der Regel gut von einer Pollenallergie zu unterscheiden.

Wenn die Allergene mit den Schleimhäuten in der Nase oder der Bindehaut am Auge des Allergikers in Berührung kommen, wird eine starke allergische Sofortreaktion mit Bildung von IgE-Antikörpern ausgelöst, die die typischen Beschwerden wie Niesreiz, Fließschnupfen und rote Augen mit Juckreiz und Fremdkörpergefühl hervorruft. Auch Hautausschläge oder Schwellungen können nach Pollenkontakt auftreten. Betroffene reagieren sehr lichtempfindlich, Geruchs- und Geschmackssinn sind eingeschränkt. Wer besonders schwer betroffen ist, entwickelt mit der Zeit Symptome von Bronchitis oder Asthma – dann wird von einem Etagenwechsel gesprochen. Wer die Symptome in den Griff bekommt, läuft weniger Gefahr, auf antiasthmatische Medikamente zurückgreifen zu müssen. Daher ist es wichtig, die Allergie richtig und frühzeitig zu bekämpfen.

Kommunikation: Für die Patientin ist es wichtig, dass zunächst die Symptome ausreichend gelindert werden. Das kann, wie vom Arzt empfohlen, mit antiallergischen Augentropfen geschehen. Gut geeignet sind Histamin-Antagonisten wie Azelastin oder Levocabastin. Da die Patientin trotz ihrer Symptome offenbar vorab noch nicht mit Antihistaminika behandelt wurde, sollte auf die Möglichkeit hingewiesen werden, dass die Mittel eine leichte Schläfrigkeit hervorrufen könnten, insbesondere dann, wenn sie oral eingenommen werden. Loratadin und Cetirizin zeigen als Antihistaminika der zweiten Generation diese Nebenwirkung aber nur noch selten. In jedem Fall muss die Kundin darauf hingewiesen werden, dass die Bronchitis ebenfalls eine allergische Reaktion auf die Frühblüher-Pollen sein könnte. Dies sollte von einem Allergologen abgeklärt werden. Um die gereizten Schleimhäute der Atemwege zu beruhigen, kann notfalls ein schnell wirksames Kortikoid-Inhalationsspray verschrieben werden. Erkältungsmittel helfen in diesem Fall nur wenig.

Therapie: Zur Behandlung von Pollenallergien sind viele Wirkstoffe zugelassen. Die Antihistaminika zur lokalen und systemischen Behandlung von allergischen Beschwerden blockieren die H1-Rezeptoren und verhindern, dass Histamin seine Wirkung entfaltet. Die überschießende Immunreaktion bleibt aus und das Jucken in den Augen und auf der Haut bleibt aus. Cromoglicinsäure wird ebenfalls gern verwendet, ist aber für eine Akutbehandlung weniger geeignet, da die Wirkung erst nach mehreren Tagen eintritt. Für die langfristige Anwendung am Auge wird es eher bei Nahrungsmittel- oder Tierhaarallergien eingesetzt. Der Wirkstoff ist ein Mastzellstabilisator und verhindert die Freisetzung von Histamin aus den Zellen. Einige schnellwirksame H1-Rezeptorblocker wie Azelastin zeigen zusätzlich ebenfalls mastzellstabilisierende Eigenschaften.

Besonders wenn die Gefahr eines Etagenwechsels besteht und die Erkrankung schwerer zu werden droht, kann gemeinsam mit dem Arzt über die Möglichkeit einer Desensibilisierung nachgedacht werden. Wenn die Auslöser der allergischen Reaktion klar bekannt sind, kann über einen Zeitraum von drei Jahren mit Therapieallergenen in langsam steigender Dosierung behandelt werden. Neben der subkutanen Verabreichung durch Spritzen etabliert sich auch die sublinguale Therapie. Diese hat den Vorteil, dass die Tropfen oder Sublingualtabletten auch zu Hause eingenommen werden können. In klinischen Studien wurde gezeigt, dass durch eine Desensibilisierung eine Symptomreduktion von 30 bis 50 Prozent erreicht werden kann.

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