Risse der Sehnen und mögliche bleibende Schäden haben die Fluorchinolone in ihrer Anwendung eingeschränkt. Apotheker müssen bei der Abgabe der Antibiotika nicht nur auf mögliche Nebenwirkungen, sondern auch auf Wechselwirkungen hinweisen – möglich ist eine Verminderung der abführenden Wirkung von Natriumpicosulfat.
Fall: Eine ältere Dame leidet an einer akuten Nasennebenhöhlenentzündung und hat vom Arzt ein Antibiotikum verordnet bekommen. Levofloxacin steht auf dem Rezept. Gleichzeitig benötigt die Frau ein Abführmittel, von Zeit zu Zeit leide sie an Verstopfung und komme mit den Natriumpicosulfat-Tropfen gut zurecht. Aktuell sei wieder eine schwierige Zeit.
Analyse: Die Verordnung stellt die Apotheke vor zwei Hürden. Zum einen soll Levofloxacin nur als letztes Mittel verordnet werden. Ärzte sollten auf Antibiotika aus der Gruppe der Gyrasehemmer am besten erst dann zurückgreifen, wenn alle anderen Wirkstoffe zuvor versagt haben. Zum anderen können Antibiotika die abführende Wirkung der Tropfen reduzieren.
Die Ursache liegt im Dickdarm. Hier wird Natriumpicosulfat von den Darmbakterien in freie Diphenole umgewandelt, die die eigentliche Wirkform darstellen. Da Antibiotika auch die gesunde Darmflora in Mitleidenschaft ziehen und auch natürlich vorkommende Bakterien abtöten, kann die Umwandlung des Abführmittels ausbleiben.
Levofloxacin ist ein synthetisches Antibiotikum aus der Stoffgruppe der Fluorchinolone. Die bakterizide Wirkung des Gyrasehemmers beruht auf Verhinderung der DNA-Replikation vor allem gramnegativer Keime durch Hemmung der Topoisomerase. Je nach Art und Schwere der Erkrankung nehmen Patienten ein- bis zweimal täglich eine Tablette ein. Das Arzneimittel kann unabhängig von den Mahlzeiten geschluckt werden, jedoch nicht zusammen mit eisen-, zink-, magnesium- oder calciumhaltigen Präparaten, da sonst eine verminderte Wirkstoffaufnahme durch die Bildung von schwer resorbierbaren Komplexen möglich ist. Betroffene sollten einen Abstand von etwa zwei Stunden einhalten – auch zu Antazida.
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) warnt bereits seit längerem vor den Fluorchinolonen. Diese als Breitband-Antibiotika verwendeten Wirkstoffe können Nebenwirkungen verursachen, die unter Umständen zu bleibenden Beeinträchtigungen führen können. Die Antibiotika können Sehnenschäden in Form von Entzündungen oder Rissen verursachen. Die Ruptur der Achillessehne wird dabei als besonders gefährlich angesehen und tritt mit erhöhtem Risiko bei älteren Personen ab dem 60. Lebensjahr auf. Die unerwünschte Arzneimittelwirkung kann bereits wenige Stunden nach der Einnahme auftreten oder bis zu vier Wochen nach Therapieende. In Deutschland sind Ciprofloxacin, Norfloxacin, Enoxacin, Ofloxacin, Levofloxacin und Moxifloxacin zugelassen. Ärzte sollen, wenn antibiotische Therapiealternativen vorliegen, Fluorchinolone nicht mehr verordnen.
Natriumpicosulfat findet bei Obstipation Anwendung. Erwachsene nehmen 10 bis 18 Tropfen mit oder ohne Wasser ein. Begonnen wird mit der geringsten Dosierung, so kann die Menge individuell angepasst werden. Empfohlen wird die Anwendung vor dem Schlafengehen, die Wirkung setzt nach etwa zehn bis zwölf Stunden ein. Die Tropfen sollten nicht täglich und nicht über einen längeren Zeitraum angewendet werden. Vorsicht ist bei der gleichzeitigen Anwendung von Diuretika und Cortisonen geboten, da Elektrolytverschiebungen möglich sind.
Kommunikation: Die Apotheke sollte mit dem Arzt Rücksprache halten, ob das Antibiotikum nach Nutzen-Risiko-Abwägung weiterhin indiziert ist oder auf eine andere Stoffgruppe ausgewichen werden sollte. In jedem Fall sollte auf ein anderes Abführmittel verwiesen werden.
Therapie: Auch für Bisacodyl ist eine Wirkminderung zu erwarten. Daher sollte die Dame auf leichte und natürliche Abführmittel ausweichen. Möglich ist zum Beispiel der Einsatz von Lactulose oder Backpflaumen und Sauerkrautsaft in Kombination mit Bewegung. Geeignet sind Spaziergänge, denn ist der Körper in Bewegung, rastet auch der Darm nicht. Quellmittel können ebenfalls Abhilfe schaffen, dabei ist auf eine ausreichende Trinkmenge zu achten. Eine andere Alternative ist, am Morgen ein Glas heißes Wasser zu trinken. Das bringt die Verdauung in Schwung und kann oftmals den gewünschten Effekt verschaffen.
Die Einnahme von pflanzlichen Arzneistoffen zur Behandlung des Schnupfens kann zusätzliche Linderung verschaffen. Auch eine Inhalation kann helfen, das Sekret aus den Nebenhöhlen zu lösen. Vorsicht ist jedoch bei Asthmatikern geboten, hier ist von einer Inhalation mit ätherischen Ölen abzuraten. Unterstützend sollte die Kundin auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.
Außerdem sollte die Dame auf Durchfall als mögliche Nebenwirkung des Antibiotikums aufmerksam gemacht werden. Darmbakterien können Antibiotika-assoziierte Durchfälle mildern. Dazu wird einmal täglich ein entsprechendes Präparat eingenommen. Wichtig ist, auf eine zum Antibiotikum zeitlich versetzte Anwendung von etwa zwei bis drei Stunden zu achten. Die Anwendung von Saccharomyces boulardii hat sich ebenso gegen die Durchfälle bewährt.
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