Repellentien: Was wann wem empfehlen? Katharina Brand, 16.05.2024 09:28 Uhr
Mit steigenden Temperaturen wächst in den Apotheken nicht nur die Nachfrage nach Sonnenschutzmitteln, sondern auch nach Repellentien. Diese sollen durch Auftragen auf die Haut oder durch Benetzen von Kleidung oder Moskitonetzen Insekten wie Mücken und Zecken fernhalten. Worauf sollten Apothekenteams im Beratungsgespräch achten und welche Zusatzhinweise können sie ihrer Kundschaft mitgeben?
Repellentien werden zur Prophylaxe von durch Insekten übertragenen Erkrankungen wie Malaria oder Dengue-Fieber eingesetzt. Hierzulande sollen sie vor allem vor Belästigungen bei hoher Insektendichte schützen, indem sie Mücken, Zecken und andere stechende Gliederfüßer fernhalten.
Nach dem Auftragen verdunstet das Mittel auf der Haut und bildet einen sogenannten „Duftmantel“: Dieser beeinträchtigt den Orientierungssinn der Insekten; sie finden ihr Opfer nicht wieder. Synthetische Substanzen wirken hierbei stärker als natürliche Insektenschutzmittel wie ätherische Öle. Besonders bekannt sind Diethyltoluamid (DEET) und Icaridin.
DEET oder Icaridin?
DEET ist ein seit den 1950er Jahren verwendetes Mückenspray, das vor Mücken, Moskitos, Zecken, Bremsen, Milben, Läusen und Tsetsefliegen schützt. Es ist jedoch gegen Bienen, Hummeln, Wespen und Hornissen wirkungslos. Es reagiert mit Kunststoffen, besonders frisch nach dem Auftragen. DEET gilt darüber hinaus als Goldstandard unter den Repellentien, mit einer Wirkdauer von bis zu acht Stunden gegen Mücken und zwei bis vier Stunden gegen Zecken.
Achtung: DEET kann Allergien auslösen und sollte nicht während Schwangerschaft und Stillzeit oder bei Kindern unter zwei Jahren angewendet werden.
Icaridin ist ein synthetisches Repellent, das länger gegen heimische Insekten wie Zecken und Mücken wirkt und für Kinder ab einem Jahr geeignet ist. Es ist darüber hinaus wirksam gegen Malariamücken, Gelbfiebermücken, Tigermücken und den gemeinen Holzbock, mit einer Wirkdauer von bis zu 8 Stunden. Es ist geruchlos, nicht fettend, kunststoffverträglich und gilt allgemein als gut verträglich.
Sowohl Produkte mit DEET als auch mit Icaridin bieten einen zuverlässigen Schutz vor Mückenstichen. Mittel mit DEET haben den Vorteil, dass ihre Schutzwirkung bereits länger und genauer untersucht ist. In Malariagebieten wird häufig die Anwendung von DEET empfohlen, da der Wirkstoff sowohl gegen tag- als auch gegen nachtaktive Stechmücken als sicher gilt.
Welche Darreichungsform?
Sprays, Lotions, Cremes und Gels: Repellentien gibt es in den unterschiedlichsten Darreichungsformen. Sprays erreichen schwer zugängliche Stellen, sollten aber nicht in geschlossenen Räumen verwendet werden. Lotions, Cremes und Gels eignen sich hingegen für großflächige Anwendungen. Die Wirksamkeit hängt von der Dosis, Umgebungstemperatur und Wind ab. Die Darreichungsform richtet sich nach Einsatzort und Schutzdauer.
Anwendungsempfehlungen
Das entsprechende Präparat wird gleichmäßig 15 bis 30 Minuten nach dem Sonnenschutz aufgetragen. Der Grund: Andernfalls kann das Insektenabwehrmittel den Sonnenschutz vermindern und der Duft des Repellents vom Sonnenschutz überlagert werden. Dabei gilt: Es braucht keine Wartezeit, die Mittel wirken sofort. Schnittverletzungen und Wunden, aber auch gereizte oder sonnenverbrannte Hautpartien sollten ausgespart werden.
Wichtig: Eine höhere Wirkstoffdosis ist nicht gleichbedeutend mit einem stärkeren Schutz vor Insekten; nur die Wirkdauer ist länger im Vergleich zu niedrig dosierteren Präparaten. Im Beratungsgespräch sollte deshalb erfragt werden, welche Insekten wo abgewehrt werden sollen: Zecken im heimischen Garten oder Mücken im Malariagebiet?
Zusatzempfehlungen
Bei deutlichen Schwellungen und Juckreiz nach Insektenstichen sollten ein Antiallergikum und/oder eine juckreizstillende, kühlende Creme in die Hausapotheke aufgenommen werden.
Achtung: Bei stärkeren Schwellungen im Gesicht, Hals oder Atemnot sowie bei Insektenstichen im Mund- und Rachenraum muss gehandelt werden; Kundinnen und Kunden sollten in diesem Fall nicht zögern, den Notarzt zu rufen, da es sich beispielsweise um einen anaphylaktischen Schock handeln könnte.
Vorsicht ist ebenfalls bei geschwollenen Lymphknoten oder Eiter an der Einstichstelle geboten; vor allem dann, wenn die Beschwerden auch nach mehreren Tagen nicht abklingen.