Reisethrombosen: Welche Prävention ist sinnvoll? Cynthia Möthrath, 08.07.2022 12:42 Uhr
Bei langen Reisen mit dem Auto, in Bus, Bahn oder Flugzeug kann es schnell zu Problemen mit den Venen kommen. Viele Menschen – vor allem solche, die bereits vorbelastet sind – fürchten sich vor einer Reisethrombose. Mit einigen leichten Tricks kann der Komplikation jedoch vorgebeugt werden, damit dem Urlaub nichts im Wege steht. Eine Übersicht zum Download gibt es hier.
Je länger die Reisedauer, umso höher ist das Risiko für eine Venenthrombose. Denn durch das ständige Sitzen mit angewinkelten Beinen wird der Blutfluss verringert. Die Wadenmuskelpumpe ist inaktiv und durch die gebeugte Sitzhaltung werden die Venen in der Kniekehle abgedrückt. Werden die Beine übereinandergeschlagen oder angewinkelt, verstärkt sich dieser Effekt noch. Im Flugzeug nimmt auch der veränderte Luftdruck Einfluss. Es kann zu einem Schweregefühl oder Kribbeln in den Füßen und Beinen kommen, außerdem können sie anschwellen oder schmerzen.
Einige Gruppen sind besonders gefährdet:
- Menschen mit Vorerkrankungen der Venen wie Krampfadern oder einer Venenschwäche
- Personen mit Thrombosen oder Embolien in der (Famlilien-)Anamnese
- Patient:innen nach einer OP
- ältere Menschen
- Personen mit starkem Übergewicht
- Raucher:innen
- Schwangere
- Frauen, welche Hormonersatzpräparate oder orale Kontrazeptiva einnehmen
Bei diesen Patientengruppen sollte bei einer anstehenden Reise immer an eine entsprechende Thromboseprophylaxe gedacht werden. Aber auch ohne entsprechende Vorbelastungen ist das Risiko bei langen Reisen erhöht und eine Vorsorge dementsprechend wichtig.
Im Zweifelsfall sollte vor der Reise immer ein Arzt/eine Ärztin aufgesucht werden, um die individuelle Prophylaxe zu besprechen.
Kompressionsstrümpfe: Helferlein für die Venen
Wichtigstes Element der Prophylaxe ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen. Denn durch den manuellen Druck von außen werden die Venen in ihrer Funktion unterstützt, sodass das Blut besser zum Herzen zurücktransportiert werden kann. Dadurch staut es sich nicht in Füßen und Unterschenkeln und der Blutfluss wird verbessert. Die oben genannten Beschwerden können durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen gelindert werden.
Vom Arzt/von der Ärztin können Kompressionsstrümpfe mit der Kompressionsklasse 2 verordnet werden – dies ist vor allem bei bestehenden Risikofaktoren oder Vorerkrankungen der Venen sinnvoll, wenn nicht ohnehin schon eine Kompressionstherapie stattfindet. Alternativ können auch einfache Stützstrümpfe mit der Kompressionsklasse 1 schon eine gewisse Verbesserung bringen. Wichtig ist außerdem auf bequeme Kleidung zu achten: Enge Hosen können den Blutfluss beispielsweise negativ beeinflussen.
Fußgymnastik: Kreisen, wippen, laufen
Um die Durchblutung in Schwung zu bringen, ist außerdem Bewegung wichtig. Bei Reisen mit dem Auto oder dem Flugzeug ist dies natürlich nur eingeschränkt möglich. Doch schon kleine Gymnastikübungen können helfen: So können die Füße für mehrere Minuten gekreist werden oder die Fersen und Fußspitzen abwechselnd angehoben und gesenkt werden. Auch ein Dehnen der Waden kann helfen. Bei jeder Gelegenheit sollten zudem einige Schritte gesammelt werden: Der Gang zur Toilette oder die Pause am Rastplatz bieten sich dafür am besten an. Wird eine längere Pause gemacht, ist auch ein Hochlegen der Beine sinnvoll, um das Venensystem zu entlasten.
Viel trinken hilft gleich doppelt
Ein häufig unterschätzter Faktor ist außerdem die Trinkmenge: Denn je mehr Flüssigkeit zu sich genommen wird, umso besser zirkuliert auch das Blut. Daher sollte auch im Auto, Zug oder Flugzeug ausreichend getrunken werden. Viele Menschen drosseln die Trinkmenge eher herab, um seltener auf die Toilette zu müssen. Doch die höhere Trinkmenge hilft dem Blutfluss gleich doppelt auf die Sprünge: Denn durch den häufigeren Gang zur Toilette entsteht auch automatisch mehr Bewegung.
Präventive ASS-Einnahme obsolet
Noch immer kommen viele Menschen mit dem Wunsch nach Acetylsalicylsäure (ASS) in die Apotheke, um einer Reisethrombose vorzubeugen. Denn über viele Jahre hinweg galt die Einnahme als sinnvoll zur Prophylaxe. Mittlerweile widerlegen Studien jedoch die präventive Wirkung bei Reisethrombosen: Denn ASS wirkt vor allem im arteriellen Bereich – nicht jedoch im venösen. Die blutverdünnende Wirkung wird somit nicht dort erreicht, wo sie benötigt wird. Daher wird die vorbeugende Einnahme bei Reisen nicht mehr empfohlen.