Reiseapotheke für den Urlaub in Deutschland Alexandra Negt, 16.05.2020 08:55 Uhr
Der große Sommerurlaub fällt für die meisten dieses Jahr aufgrund der Corona-Krise aus. Zahlreiche Urlaube wurden bereits storniert. Der Antritt anderer Reisen ist noch ungewiss. Der Urlaub in Deutschland könnte in den späten Sommermonaten allerdings gut möglich sein. Auch für Ausflüge im eigenen Land sollte die Reiseapotheke überprüft und gegebenenfalls aufgestockt oder erneuert werden.
Einige Medikamente sollten auch für den Urlaub in Deutschland in der Reiseapotheke nicht fehlen. Eine wohlüberlegte Grundausstattung kann den Gang zur Apotheke im Urlaubsort ersparen. Desinfektionsmittel gehört in die Auswahl – jedoch nicht nur für die Hände-, sondern auch für die Wunddesinfektion. Je nachdem, wer am Urlaub teilnimmt, muss die Auswahl der Präparate unterschiedlich sein. Auch bei Urlaub in Deutschland sollte nach dem genauen Urlaubsziel gefragt werden. Im Beratungsgespräch sollte durchaus auch nach mitreisenden Haustieren gefragt werden.
Zecken im Schwarzwald
Zecken können Krankheiten übertragen. Zu denen, die am häufigsten von Tier zu Mensch ünbertragen werden, gehören Borreliose und FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Klassisches FSME-Risikogebiet ist nicht nur der Schwarzwald – generell gilt Baden-Württemberg als kritisches Gebiet. Auch Bayern und Teile von Sachsen gelten als Risikogebiet. Für die Hirnhautentzündung FSME gibt es keine Medikamente, man kann nur mit einer Impfung vorbeugen. Schätzungsweise 10 bis 20 Prozent der Patienten weisen nach einer schweren klinischen Verlaufsform anhaltende oder bleibende neuropsychologische Schäden, auf. Der lange Sommer 2019 hatte das Risiko eines Zeckenstichs erhöht – und damit einer Übertragung der Krankheit.
Bei der Borreliose gibt es unterschiedliche Formen. Die häufigste Form beim Menschen ist die Lyme-Borelliose – sie ist nur von Zecke zu Mensch übertragbar, nicht von Mensch zu Mensch. Verursacht wird die Krankheit durch Bakterien der Art Borrelia burgdorferi; diese kann überall in Deutschland vorkommen, gehäuft findet man diesen Keim jedoch meist von Juni bis August. Eine überstandene Borreliose schützt nicht vor einer erneuten Infektion. Sowohl bei Verdacht auf FSME als auch auf Borreliose sollte schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden. Tipp: Wer eine Zecke selbst entfernt, der sollte die Stelle mit einem Stift umranden, so lässt sich beispielsweise eine Wanderröte, die als Symptom einer Borelliose gilt, kontrollieren.
Wenn der Hund mit in den Urlaub fährt, so kann es nützlich sein, im Vorhinein einen Zeckenschutz anzuwenden. So genannte Spot-on-Präparate aus der Apotheke schützen durch einen Repellenteffekt und eine abtötende Wirkung. Sie werden direkt auf die Haut im Nacken der Hunde geträufelt. Besitzer von mehreren Tierarten sollten beim Gebrauch vorsichtig sein: Einige Präparate sind hochgiftig für Katzen oder Kaninchen. Innerhalb eines Tages verteilt sich der Wirkstoff über das ganze Fell. Je nach Produkt muss die Anwendung eventuell wiederholt werden. Präparte wie Frontline (Boehringer Ingelheim) oder Advantage (Bayer) sind für verschiedene Gewichtsklassen erhältlich. Wer ohne Chemie auskommen möchte, der kann seinem Vierbeiner eine Bernsteinkette umlegen. Unbehandelte Steine sondern einen feinen Abrieb ab, der eine abschreckende Wirkung auf die Parasiten haben soll.
Sonnencreme für die Ostsee
Die Hautkrebszahlen steigen: Gab es in den 50er-Jahren nur einen Fall eines malignen Melanoms in Deutschland auf 100.000 Menschen pro Jahr, waren es in den 90er-Jahren bereits acht Fälle und im Jahr 2010 rund 25. Für das Jahr 2030 werden 45 Fälle prognostiziert. Ein ausreichender Sonnenschutz ist deshalb essentiell zur Prävention. Dennoch gilt: Ein Sonnenschutzfaktor von 50 schützt nicht den ganzen Tag – auch hier ist irgendwann Schluss und der Urlauber sollte mit Kleidung in de Schatten wechseln. Ab wann ein Sonnenschutz nötig ist, hängt neben dem Hauttyp und der Dauer im Freien auch von der Intensität der UV-Strahlung ab. Wie hoch sie in Deutschland ist, kann jeder auf der Webseite des Bundesamts für Strahlenschutz nachlesen. Ab UV-Index 3 ist Sonnenschutz mit Creme, Hut und Sonnenbrille angesagt. Ab Stufe 8 hält man sich besser gar nicht mehr draußen auf.
LSF unter 30 sollten nicht angewendet werden. Als Faustregel gilt: LSF x Eigenschutz – 10 Prozent = mögliche Sonnenzeit. Benutzt man also einen LSF von 30 und hat einen Eigenschutz von 10 Minuten (heller Hauttyp), so ergibt sich eine mögliche Sonnenzeit von 270 Minuten. Nach rund viereinhalb Stunden nützt auch Nachcremen nichts mehr. Dennoch: Nach dem Schwimmen oder starkem Schwitzen sollte regelmäßig nachgecremt werden. Bei der verwendeten Menge sind die meisten Menschen zu sparsam. Ausreichend sind zwei Milligram pro Quadratzentimeter Haut – bei 1,80 sind das 20 bis 30 Gramm.
Da Babys in den ersten zwölf Lebensmonaten keiner direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt sein sollten, hält sich der Mythos, dass Kinder in diesem Alter nicht eingecremt werden dürfen. Mit einer ausschließlich physikalisch wirkenden Creme wäre das generell möglich, jedoch sollten Kinder unter einem Jahr keine pralle Sonne abbekommen und immer einen Schattenplatz haben. Sonnenschutz wie Schirm oder Verdeck sollte nur kurz Anwendung finden, da das Kind bei unzureichender Luftzirkulation überhitzen kann. Als guter Tipp für alle gilt: Direkte Sonne zwischen 11 und 15 Uhr generell meiden.
Blasenpflaster für den Citytrip
Auch beim Wandern in den Bergen können Blasen an den Füßen zum Problem werden. Hier hat sich jeder Urlauber jedoch zumeist passendes Schuhwerk eingepackt. Bei einer Städtereise sieht das oft anders aus – hier steht Design mitunter vor Funktionalität. Um Infektionen am Fuß und Schmerzen zu vermeiden, sollten Erkundungswillige stets Blasenpflaster in der Tasche haben. Die Wunde wird unter dem Spezialpflaster feucht gehalten und kann sich regenerieren. Zusätzlich polstern sie die gereizte Stelle und verhindern das Eindringen von Bakterien und Schmutz. Die speziellen Hydrogelpflaster halten auch noch nach dem Duschen über mehrere Tage, sodass die Blase langsam abheilen kann. Wichtig: Das Pflaster nicht vorzeitig entfernen – es löst sich von alleine. Unschöne Ränder, die sich aufgrund von Fusseln und Staub langsam lösen, können vorsichtig mit einer Nagelschere abgeschnitten werden.
Schmerzgel für die Alpen
Oftmals ist der Körper nicht ausreichend auf einen Aktivurlaub vorbereitet. Den Muskeln wird viel abverlangt und es kommt zur Durchführung von ungewohnten Bewegungen. Ein, zwei Tage später macht sich Muskelkater breit, der jede Bewegung schmerzhaft macht. Eine Magnesiumeinnahme kann Schmerzen und Krämpfe lindern. Um eine bestmögliche Sofortwirkung zu erhalten, sollte ein Präparat mit schnell wirksamen Salz gewählt werden. Auch Kombinationspräparate mit Sofort- und Langzeitwirkung eignen sich. Organische Verbindungen wie Magnesiumcitrat, Magnesiumgluconat, Magnesiumglutamat und Magnesiumaspartat werden rasch aufgenommen und sind gut wasserlöslich.
Gegen schwere Beine können spezielle Salben und Cremes mit Rosskastanien- oder rotem Weinlaubextrakt helfen. Neben einem kurzen kühlenden Effekt und einer Massage können die enthaltenen Pflanzenextrakte bei der Rückbildung von Schwellungen helfen. Auch ein guter Begleiter im Urlaub: Schmerzgel. Hier kann der Kunde zwischen chemischen Präparaten mit Ibuprofen oder Diclofenac oder pflanzlichen Präparaten, beispielsweise mit Beinwellwurzel, wählen. Überbeanspruchte Handgelenke oder kleinere Prellungen können mit den Salben und Gelen behandelt werden.
Insektenschutz für den Campingplatz
In Deutschland gibt es zwar keine Malariamücken oder Insekten, die Krankheiten wie Zika oder das Dengue-Fieber übertragen, dennoch sollte bei auch bei Urlaub in Deutschland an einen passenden Insektenschutz gedacht werden. Auch bei den Repellentien kann der Kunde zwischen pflanzlichen oder chemischen Präparaten wählen. Pflanzliche Präparate nutzen die Wirkung von ätherischen Ölen. Lotionen nutzen eine Mischung aus Geraniol und Cineol. Häufig erweisen sich die Sprays mit chemischen Wirkstoffen jedoch als effektiver. Insektenabwehrende Wirkstoffe wie Icaridin sind beispielsweise in Sprays enthalten. Der Wirkstoff kann bereits für Kinder ab zwei Jahre eingesetzt werden und wirkt bis zu acht Stunden. Stärker wirksame Produkte enthalten oft Diethyltoluamid – kurz DEET. Sie sollen bei Kindern ab drei Jahre sparsam verwendet werden.
Übelkeit bei langer Fahrt oder Fährüberfahrt
Ist die Kinetose durch Pausen oder Änderung des Sitzplatzes nicht in den Griff zu bekommen, gibt es verschiedene Pflanzen und Wirkstoffe, die helfen können. Ein bekanntes und gut wirksames Hausmittel ist Ingwer. Am besten hilft die Wurzel in Kapselform. Der Vorteil von Ingwer ist, dass er im Vergleich zu Dimenhydrinat nicht müde macht und das Reaktionsvermögen nicht einschränkt. Dimenhydrinat gibt es in Form von Tabletten, Saft, Suppositorien oder Kaugummis. In sehr schweren Fällen können vom Arzt auch Pflaster mit dem Wirkstoff Scopolamin verschrieben werden, die mehrere Tage wirken. Wichtig ist es, rechtzeitig zu handeln. Egal welches Medikament gewählt wird, es sollte in jedem Fall früh genug eingenommen werden. Empfohlen wird 30 bis 60 Minuten vor Reisebeginn.