PTA zwischen Kniepsand und Kutter Carolin Ciulli, 21.12.2018 10:21 Uhr
Im Winter ist in Wittdün nichts los. In dem kleinen Ort auf der Nordseeinsel Amrum freut sich Apothekerin Julia Elisabeth Kruggel, wenn die Türglocke geht. Anders im Sommer – für die anstehende Saison sucht sie eine PTA. Die Anstellung auf Zeit ist beliebt.
Personalprobleme kennt Kruggel nicht. Die Apothekerin übernahm die 1987 eröffnete Apotheke vor sieben Jahren von ihrem Vater. Bisher hat sie die PTA-Stelle jedes Jahr besetzen können. „Es hat immer geklappt.“ Eine Anstellung für das gesamte Jahr kann sie sich aufgrund der ausbleibenden Kundschaft nicht leisten. „Das ist wirtschaftlich nicht möglich. Im Winter sind hier die Bürgersteige hochgeklappt.“ Manchmal blieben PTA auch über die kalten Monate und suchten sich eine andere Anstellung oder meldeten sich arbeitssuchend.
Auch im kommenden Jahr braucht Kruggel wieder eine PTA. Die Apothekerin bietet eine Wohnmöglichkeit rund fünf Minuten von der Offizin entfernt. Zudem werde ein kleiner Bonus gezahlt. Bisher haben sich drei Frauen – zwei aus Süd- und eine aus Norddeutschland – beworben. „Im Januar werde ich mich entscheiden“, sagt die Pharmazeutin, die die Apotheke gemeinsam mit vier Mitarbeitern inklusive Reinigungskraft führt. In dem Familienbetrieb helfen auch ihr Vater und ihr Mann mit.
Die Arbeit in einer Insel-Apotheke im Sommer sei besonders, sagt Kruggel. Das liegt nicht nur am Standort, der Weite und der ständig spürbaren Meeresbrise. Auf Amrum leben rund 2300 Menschen, in der Hochsaison im Juli und August seien rund 14.000 Touristen auf der Insel. Eine große Stammkundschaft wie in anderen Landapotheken gebe es nicht. „Wir haben hier Kunden aus ganz Deutschland.“
Die Saison-PTA erwarte eine abwechslungsreiche Tätigkeit – zwischen Beratung und Labor. „Für so eine kleine Apotheke haben wir verhältnismäßig viele Rezepturen.“ Täglich würden ein bis zwei gefertigt. Auf Amrum gibt es zwei allgemeinmedizinische Praxen mit dreieinhalb Kassensitzen. Auch privat müssten die PTA keine Sorge haben, nach Feierabend alleine zu sein. „Wir nehmen sie mit“, sagt Kruggel, die mit ihrem Mann und den vier Kindern vor acht Jahren vom Festland zurück auf die Heimatinsel zog. „Heimweh hatte bisher keine.“
Auf der Insel gibt zwei Apotheken. Die Möwen Apotheke liegt knapp neun Kilometer entfernt in Norddorf. Die Inhaberinnen kennen und respektieren sich. „Wir machen zum Glück keinen Preiskampf“, sagt Kruggel. Auch Sibylle Franz hat eine Saison-Arbeitskraft, ist aber in einer anderen Situation. „Ich habe das Glück, dass meine Pharmazieingenieurin jedes Jahr kommt“, sagt sie.
Zudem beschäftigt sie dauerhaft eine PTA. Zwei Stunden pro Tag laufe das Alltagsgeschäft, die restliche Zeit nutzt sie, um Liegengebliebenes aufzuarbeiten. Im Winter ist Franz alleine in der Apotheke. „Da nimmt meine PTA Urlaub.“ In der geschäftigen Sommerzeit geht es für die Apothekerin, die vor 20 Jahren mit ihrer Familie auf ihre Heimatinsel zurückgekehrt ist, ruhiger zu. Sie könne sich ein paar Stunden Auszeit nehmen. „Da habe ich meine Pharmazieingenieurin als Vertretung vor Ort.“ Auch nach Weihnachten springt sie ein. „Die Winterferien sind fast eine neue Hauptsaison geworden“, so Franz. Über Heiligabend seien bis zu 50 Prozent der Gästebetten belegt.