Leichtathletik

PTA jagt Olympisches Gold Enrico Blasnik, 15.07.2016 14:18 Uhr

Berlin - 

Maren Kock fährt zu den Olympischen Sommerspielen nach Rio de Janeiro. Die PTA aus Lingen an der Ems hat sich für die größte Sportwettkampfveranstaltung der Welt qualifiziert. Im Vorlauf wird die Leistungssportlerin am 12. August in Brasilien die Disziplin des 1500-Meterlaufs bestreiten. In der Damaschke-Apotheke ist Kock wiederum eine Expertin für die Beratung bei Sportverletzungen.

Kock war acht Jahre alt, als sie das erste Mal die Laufbahn betrat. Bei einem Stadtwettbewerb in Lingen belegte sie auf Anhieb den dritten Platz. Ihre Eltern meldeten sie umgehend in dem Leichtathletikverein VfL Lingen an. Ihr Lauftalent stellte sich schnell heraus. Bereits als Teenager trainierte sie nur noch für das Laufen.

Der Erfolg kam schnell: Mit 15 Jahren nahm Kock an der U-18-Weltmeisterschaft in Marrakesch teil und belegte dort den siebten Platz über 3000 Meter. Ein Jahr später folgten bereits zwei Meistertitel. Nach einer längeren Verletzungspause kämpfte sich die PTA zurück und knüpfte an ihre vorherigen Leistungen an.

„Leider verdienen Leichtathleten nicht so gut wie Fußballer“, sagt die 26-Jährige. Eine Karriere als Sportlerin hänge in erster Linie von guten Leistungen und von Sponsoren ab. Viele Bekannte aus ihrem Verein erhalten finanzielle Unterstützung von der Bundeswehr, so Kock. Für den PTA-Beruf hat sie sich aus pragmatischen Gründen entschieden: „Im Leben braucht man natürlich ein zweites Standbein. Und es tut auch gut, mal den Kopf anzustrengen – es ist ein perfekter Ausgleich und macht sehr viel Spaß.“

Pro Woche arbeitet Kock fünfzehn Stunden in der Apotheke. „An dem Job gefällt mir vor allem die Vielfalt. Ich übernehme zum Beispiel die Aufgaben einer PKA, arbeite im Labor und auch gerne mit Kunden.“ Unter der Stammkundschaft aus dem Ort hat sie Fans: Viele Sportbegeisterte und Hobbysportler geben ihr am HV-Tisch Feedback zu ihren Wettkämpfen. Ab und zu entlocken sie der PTA Tricks und Ratschläge zum Laufen.

Nach dem Abitur begann Kock in Osnabrück mit der Ausbildung zur PTA. Seit 2010 ist sie bei der Damaschke-Apotheke in Lingen angestellt. „Besonders froh bin ich über mein Team. Sie unterstützen mich, wo sie nur können. Da wird schon einmal spontan eine Schicht oder ein Urlaubstag getauscht“, sagt Kock. Auch Inhaber Thomas Ising gibt der PTA die Zeit, die sie braucht, um sich für die nationalen und internationalen Wettkämpfe vorzubereiten. Der Apotheker wirbt sogar auf seiner Firmen-Website für das Sporttalent.

An drei Tagen in der Woche arbeitet Kock in der Offizin. Häufig trainiert sie vor und nach der Arbeit. Das heißt: Lauftraining am Morgen, dann in der Apotheke Arzneimittel herstellen, Lagerbestände verwalten und nachmittags mitunter Krafttraining, Physiotherapie und Regeneration. „Das mache ich solange die Knochen eben halten“, sagt sie.

Und jetzt kommt Rio: Überraschenderweise. Kock vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOS) am Telefon in der Apotheke erfahren, dass sie nachnominiert wurde. Vergangenes Wochenende lief sie bei der Europameisterschaft in Amsterdam noch eine Zeit, mit der sie weniger zufrieden war. 4 Minuten, 34 Sekunden, 54 Hundertstel: Normalerweise kein Wert für eine Nominierung. „In Amsterdam war unsere Gruppe sehr langsam unterwegs, der starke Wind hat auch eine Rolle gespielt“, sagt Kock. Manche Spitzenläuferinnen schaffen die 1500 Meter unter vier Minuten.

Trotzdem zieht sie bald ins Olympische Dorf: „Ich muss das erst noch realisieren, dass ich jetzt nach Brasilien fliege.“ Zunächst jedoch geht es für Kock und ihren Freund Florian Orth, der als 5000-Meter-Läufer ebenfalls an der Olympiade teilnimmt, nach St. Moritz. „Das Training in diesen Höhen ist selbstverständlich viel anspruchsvoller als zu Hause. Und Rio wird wegen der Luft, der Schwüle, auch noch mal eine andere Nummer werden“, sagt Kock. „Am 12. August ist der Vorlauf, den ich mit ein bisschen Glück bestehe. Dann würde ich mich für das Halbfinale qualifizieren, und dann kommt das Finale.“

Viva sua Paixão – „Lebe deine Leidenschaft“ heißt das Motto der diesjährigen Spiele, die vom 5. bis 21. August ausgetragen werden. Kock bringt es fertig, zwei ihrer Leidenschaften in Einklang zu bringen. Ihr großes sportliches Ziel ist die Europameisterschaft 2018: „In Berlin möchte ich auf jeden Fall dabei sein.“ Die PTA hat den Olympischen Gedanken – „Dabei sein ist alles“ – verinnerlicht.