PTA werden Beckenboden-Beraterinnen Carolin Ciulli, 26.09.2018 12:47 Uhr
Das Münchener Start-up Temedica vertraut bei der App Pelvina auf die Beratungskompetenz aus der Apotheke. Die Vollversion der Anwendung wird über die Offizin vertrieben und von Krankenkassen erstattet. Unterstützt wird das Produkt auch vom ehemaligen Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), Dr. Rainer Hess, der im Beirat des Start-ups sitzt.
Pelvina ist ein Beckenbodenkurs und in acht Module unterteilt. Wie für Apps üblich, wird die Anwendung über die Stores von Google und Apple vertrieben. Temedica-Gründerin Gloria Seibert setzt auch auf PTA und Approbierte. Seit Juni ist die Vollversion mit einem Taschenbuch, Trainingsball und einem Handy-Halter über Apotheken erhältlich und wird in 50 Apotheken verkauft.
Die App ist ein zertifizierter Präventionskurs und wird laut Temedica von rund 100 Krankenkassen erstattet. Kunden müssen dazu den Zahlungsbeleg aufheben. Zudem muss der Kurs abgeschlossen werden. Die Teilnahmebescheinigung kann über das Start-up angefordert werden. Das Formular und der Kassenbon müssen an die Kasse geschickt werden.
Die App ist nur erstattungsfähig für Frauen, die über 18 Jahre alt sind und keine gesundheitlichen Gegenanzeigen wie Verengung der Herzkranzgefäße, akute Rückenleiden, bestimmte Formen von Herzrhythmusstörungen und Tumorerkrankungen haben. Die Firma rät, bei Zweifeln oder Unsicherheiten einen Arzt zu konsultieren. Die Box aus der Apotheke kostet rund 75 Euro.
Temedica wurde 2016 unter dem Namen Physiovia in München von Seibert gegründet. Die Wirtschaftswissenschaftlerin mit juristischem Schwerpunkt war zuvor als Beraterin bei McKinsey tätig. Ihr Start-up mit rund 30 Mitarbeitern wird von mehreren Privatinvestoren finanziert. Im Beirat sitzen nehmen Hess auch der frühere Vorsitzender der Techniker Krankenkasse, Professor Dr. Norbert Klusen, und der ehemalige Siemens-Manager Rudi Lamprecht. Das Gremium unterstützt das Start-up laut Firmenangaben bei strategischen Herausforderungen und der Platzierung der Produkte im Markt.
Insgesamt werden vier Produkte angeboten. Geplant ist derzeit noch die Online-Plattform Mineo, über die Ärzte und Therapeuten individuelle Therapiepläne für Patienten erstellen und den Genesungsfortschritt verfolgen können. Das Medizinprodukt soll laut Firmenangaben ab Winter bei ausgewählten Krankenkassen erstattungsfähig sein.
Der Patient erhält einen individuellen Heimübungsplan, der ihn während seiner Therapie und darüber hinaus mit therapieunterstützenden Aktivitäten und medizinischem Hintergrundwissen begleitet. Gleichzeitig können Ärzte und Therapeuten den individuellen Genesungsfortschritt des Patienten verfolgen und bei Bedarf die Therapie anpassen.