In Apotheken werden händeringend Fachkräfte gesucht. PTA sind Mangelware. Das Gehalt dürfte für Berufseinsteiger und ausgebildete Fachkräfte ein Grund sein, dem Arbeitsplatz Offizin fernzubleiben. Die anstehenden Tarifverhandlungen zwischen Adexa und den Arbeitgebern könnten für beide Seiten Gewinn bedeuten. Ein Kommentar von Carolin Bauer.
Die nächste Tarifrunde steht an: Vielleicht schon ab Sommer müssen Apotheker ihren Angestellten vermutlich höhere Gehälter bezahlen. Klar ist: Den PTA steht mehr Geld zu. Weder das tarifliche Einstiegsgehalt von knapp 2000 Euro brutto noch die rund 2500 Euro für langjährige Mitarbeiter, honorieren die erbrachten Leistungen – weshalb viele Chefs übertariflich bezahlen. Denn PTA sind weit mehr als nur Verkäufer, sondern tragen in Beratung und Rezeptur eine große Verantwortung. Warum aber sollten junge Schulabgänger die anstrengende und oft teure Ausbildung in Kauf nehmen? Und warum sollen sie nicht nach einigen Jahren in die besser zahlende Pharmaindustrie wechseln?
Weil viele PTA den Kundenkontakt schätzen und mit Leidenschaft in der Rezeptur stehen. Diese Liebe zum Beruf lässt zahlreiche Mitarbeiter über die mäßige Bezahlung hinwegsehen. Die Arbeitgebervertreter sollten sich bewusst sein, dass ohne die fleißigen Angestellten kein Betrieb funktionieren würde.
Schon lange klagen Inhaber über den anhaltenden Fachkräftemangel. Stimmt der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheker (ADA) einer deutlichen Gehaltserhöhung zu, profitieren die Apotheken vor Ort. Denn nur mit motivierten Mitarbeitern lässt sich ein Betrieb erfolgreich führen. Die Arbeitgeber werden sich jedoch womöglich auch in diesem Jahr eher zugeknöpft zeigen. Denn angesichts der wirtschaftlichen Lage vieler gerade kleinerer Apotheken auf dem Land, dürfte auf der anderen Seite die Luft und die Bereitschaft für ein ordentliches Lohnplus kaum gegeben sein.
Auch die Inhaber müssen das Geld schließlich irgendwie verdienen. Ein paar mehr Zusatzverkäufe dürfte die Kasse nicht ausreichend für eine Lohnerhöhung füllen. Da müssen andere Lösungen her. Zudem haben die Apotheken derzeit gleich mehrere Baustellen: Das immer noch schwankende Rx-Versandverbot, die rückläufige Apothekenzahl und eine unausgefochtene Honorardebatte sowie eine Standesvertretung, die mit Schweigen Probleme lösen will.
Die Adexa will sich in diesem Jahr jedoch nicht noch einmal mit dem Thema Rx-Versandverbot hinhalten und mit einem geringen Zuschlag abspeisen lassen. Noch wurden auf beiden Seiten keine konkreten Forderungen genannt, doch der Adexa-Vorsitzende Andreas May hat deutlich gemacht, dass diesmal – anders als bei den vergangenen Verhandlungen – ein „gutes Zeichen“ erwartet werde. Mal sehen, ob sich die Gewerkschaft diesmal tatsächlich etwas kämpferisch zeigt. Das war in der Vergangenheit selten der Fall – auch wegen des vermutlich recht geringen Organisationsgrads der Adexa, die wohl nicht ohne Grund zu ihren Mitgliederzahlen schweigt.
Die Organisation eines Warnstreiks unter den PTA ist eher fragwürdig, sollten sich die Tarifpartner nicht einigen. Denn die Angestellten sind oft in Familien- oder Kleinbetrieben tätig. Dort kennt man sich meist auch privat. Zu oft dürften die Beziehungen zu eng sein, um die Drohung mit einem Arbeitskampf tatsächlich umsetzen zu können. Aber vielleicht würde genau der auch den Apothekern helfen – als Argument gegenüber der Politik.
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