PTA und Pflegeflüsterin Carolin Ciulli, 02.11.2019 09:16 Uhr
Christiane Sauret ist eine PTA mit Visionen. Mehr als 20 Jahre war sie in öffentlichen Apotheken tätig. Schon in den 90er-Jahren etablierte sie Kunden- und Sonderaktionen wie Vorträge. Auch ihr jetziger Arbeitgeber unterstützt ihr Kommunikationstalent insbesondere im Bereich Pflege. Heute ist Sauret als Trainerin für geriatrisch-pharmazeutische Fragestellungen tätig und vermittelt zwischen Pflegekräften, Ärzten und Apotheken.
Sauret ist seit zwölf Jahren für Apotheker Silvan Gutersohn tätig. Zunächst stieg sie als PTA in seiner Apotheke in Rhede ein. Sie bot neben der üblichen Tätigkeit in der Offizin Vorträge für Kunden an. Vor etwa zehn Jahren fokussierte sie sich dabei auf den Bereich Pflege. „Ich habe begonnen, Altenheime über die jährlichen Schulungen hinaus zu informieren“, sagt sie.
Apotheken, die Pflegeeinrichtungen mit Arzneimitteln beliefern, müssen die Mitarbeiter einmal jährlich schulen. „Das war mir zu wenig“, sagt Sauret. Sie weitete die Seminare aus und entwickelte Workshops, die individuell auf die Heime zugeschnitten waren. Zudem absolvierte sie eine Weiterbildung als Fachberaterin für Senioren und besuchte sie Schulungen im Bereich Betreuungsrecht, um über Vollmachten und Patientenverfügungen aufklären zu können. „Ich gebe keine juristische Beratung, sondern informiere“, stellt Sauret klar. Die PTA ist bundesweit im Einsatz und klärt Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen und von ambulanten Pflegediensten vor allem über geriatrisch-pharmazeutischen Fragestellungen auf.
Vor drei Jahren regte ihr Chef an, einen „Vorsorgeordner“ für geriatrische Patienten zu entwickeln. Die Inhalte sollten nicht nur in vergrößerter Schrift dargestellt werden. Sauret wollte ihn komplett für die Bedürfnisse älterer Kunden entwickeln. Er sollte beispielsweise wegen Parkinson-Erkrankten besonders griffig sein und für Demenzkranke ein buntes Register enthalten. Für die Kinder der Patienten erstellte sie besondere Fragebögen, damit die Fachkräfte die Betreuung individuell nach den Vorlieben der Eltern anpassen können.
Unterdessen gliederte die Apotheke die Schulungen sowie das Informationsangebot aus. Gemeinsam mit einer Agentur ist die Firma Siguprax entstanden, für die Sauret tätig ist. Geschäftsführer ist Gutersohn. „Wir wollten das Angebot von der Apotheke lösen und den Ordner größer vertreiben“, sagt sie. Der Ordner kann heute auch von anderen Apotheken, Kliniken, Krankenkassen oder Pflegediensten auch im individuellen Layout bestellt werden. Weitere Angebote sind eine Pflegebox und Praxisbedarf. Geplant seien außerdem ein eBook und eine App.
Der Bedarf sei vorhanden und werde sich künftig verstärken. „Pflegekräfte müssen besser für pharmazeutische Zusammenhänge sensibilisiert werden“, sagt sie. Es sei fast die Regel, dass Senioren bis zu zehn Arzneimittel pro Tag einnähmen. Themen ihrer Workshops seien deshalb Nebenwirkungen, Behandlung von Schmerzen und Depression sowie Demenz, Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln, Vor- und Nachteile der Verblisterung oder orthomolekulare Mikronährstoffe.
Im Fokus stehe dabei, dass insbesondere auch ambulante Pflegedienste den Kontakt zur Apotheke vor Ort aufnehmen sollten. Denn in der Pflegeausbildung werde der geriatrisch pharmazeutische Bereich nur angeschnitten. „Die Betreuungskräfte verstehen nach den Schulungen beispielsweise zur Schmerztherapie die Zusammenhänge besser.“ Auch für den Arzt sei es sinnvoll, wenn er von den Pflegekräften eine gute Einschätzung darüber bekomme, wie die Arzneimitteltherapie anschlage. „Die Betreuung von Pflegepatienten ist Teamarbeit.“