PTA: „Traurig, dass es zu Ende geht“ Carolin Bauer, 19.08.2018 13:38 Uhr
Anne Horstmann hat im vergangenen Jahr von den Verkaufsplänen ihres Chefs erfahren. Die PTA wurde von der Nachricht überrascht. Auch wenn Apotheker Matthias Pietzner bereits 67 Jahre alt ist, rechnete sie noch nicht damit, dass er einen Nachfolger suchte. Da sich kein Inhaberwechsel abzeichnet, wird die Phoenix-Apotheke Ende des Jahres schließen. Keine einfache Zeit für die Angestellte.
Horstmann ist eine leidenschaftliche PTA. Die 57-Jährige arbeitet seit etwa drei Jahren für Pietzner. Die Apotheke liegt in der Gemeinde Stuhr südlich von Bremen. Zuvor war sie in einer DocMorris-Apotheke beschäftigt. Ihr ist besonders der Kontakt mit Menschen wichtig. In der Phoenix-Apotheke berät sie viele Stammkunden. „Man hat sich aneinander gewöhnt und führt auch private Gespräche.“
Die Verkaufspläne von Pietzner kann sie verstehen, immerhin sei er mit 67 Jahren eigentlich bereits Rentner. „Er hat uns viel Zeit und die Chance gegeben, uns nach einer anderen Stelle umzusehen. Das war fair“, sagt sie. Nachdem die PTA von der Nachfolgersuche erfahren hat, ging sie nicht gleich auf Jobsuche. „Ich hatte die Hoffnung, dass die Apotheke verkauft wird.“ Doch es kam anders. Seit Monaten wartet das vierköpfige Team auf einen Nachfolger – erfolglos.
Im Kollegenkreis sprach Horstmann das Thema an. Sie arbeitet mit einer weiteren PTA zusammen. Außerdem gibt es noch einen Botendienstfahrer. „Ich sehe meine Kollegin nicht oft, da wir immer abwechselnd arbeiten“, sagt sie. Sie seien sich aber einig gewesen, erstmal abwarten zu wollen. Doch nur wenige Pharmazeuten meldeten Interesse an der kleinen Apotheke, die laut Pietzner rentabel läuft.
Die Ungewissheit der vergangenen Monate sei „ein ganz komisches Gefühl“, so Horstmann. PTA seien zwar in Bremen gesucht. „Aber in meinem Alter wieder eine Stelle zu finden, ist nicht leicht.“ Horstmann braucht das Geld. Sie ist alleinerziehend und hat anders als ihre PTA-Kollegin keinen Mann, der mit seinem Gehalt aushelfen kann.
Horstmann suchte dennoch nicht aktiv nach einem neuen Arbeitgeber. „Ich dachte, das kommt schon auf mich zu. Vielleicht liegt es am Alter, dass man Ruhe bewahrt.“ Letztlich hatte die PTA Glück. Eine bekannte Apothekerin suchte eine PTA und sprach Horstmann an. Die Chemie stimmte und die 57-Jährige ist bereits für einige Stunden die Woche in der anderen Apotheke tätig.
In ihre neue Arbeitsstelle wird sie Anfang 2019 wechseln. Wie in die Phoenix-Apotheke fährt sie zur neuen Offizin etwa 30 Kilometer. Das sei kein Problem, beim Autofahren könne sie abschalten. Der Betrieb sei mit drei PTA, mehreren Pharmazeuten und einer Helferin etwas größer, aber immer noch ländlich geprägt. „Es ist sehr schön dort“, freut sich Horstmann über die glückliche Wendung.
Wehmut empfindet sie, wenn sie an ihre jetzigen Kunden und ihr Team denkt. „Ich finde es ganz traurig, dass es zu Ende geht.“ Die Kommunikation mit den Patienten könnte schwierig werden, sie könnten entäuscht sein. Denn das Verhältnis sei durchweg gut. „Wir haben ausgesprochen nette Kunden, die uns regelmäßig Kuchen oder Süßigkeiten und sogar Weihnachtsgeschenke für die gute Beratung bringen.“ Sie gehe davon aus, dass die Kundschaft die Entscheidung des Chefs verstehen werde. Gerade für Senioren dürfte der Wegfall der Apotheke jedoch schwer werden, erwartet Horstmann. Die nächste Offizin sei zwei Kilometer entfernt.