Eisverkäuferin, Kindermädchen, Komparsin: Christina Bauer hat bei ihrem Auslandsjahr in Neuseeland in verschiedenen Jobs gearbeitet. Die PTA macht zwölf Monate Work-and-Travel und blieb in einer Insel-Apotheke hängen. Dort fand sie ihren Traumjob, obwohl sie in Deutschland längst nicht mehr im Handverkauf tätig ist.
Vom Reisefieber gepackt, verließ Bauer Deutschland im März 2017. Erstes Ziel waren die Philippinen. Nach zwei Monaten wechselte sie nach Neuseeland. Schnell war klar, dass die 29-Jährige mit einem Job ihre Reisekasse aufbessern musste. „In Neuseeland ist alles sehr teuer“, sagt sie. Zunächst arbeitete die Unterfränkin einen Monat als Kindermädchen und wohnte auch bei der Familie.
Im Anschluss war sie in Auckland, der 1,4 Millionen Einwohner-Stadt auf der Nordinsel, als Komparsin für einen Kinofilm sowie einen Werbespot tätig. Da eine Freundin nach Waiheke wechselte, schloss sich Bauer ihr an. Eigentlich wollte sie nur kurz auf der etwa 19 Kilometer von Auckland entfernten Insel bleiben. „Mein Plan war, mir die Insel für zwei Wochen anzuschauen, aber Waiheke hat mich umgehauen“, sagt sie.
In die Unichem-Apotheke von Judy Turnbull in Oneroa zog es Bauer ganz spontan. „Ich habe gefragt, ob ich anfangen könnte. Das war völlig zwanglos und ohne Lebenslauf – in Deutschland undenkbar.“ Die Inhaberin stellt regelmäßig Reisende aus aller Welt ein und war nach einem kurzen Vorstellungsgespräch sofort begeistert. „Ich liebe es mit Backpackern zusammen zu arbeiten“, sagt Turnbull. Jedes Jahr sprängen neue Mitarbeiter in der Hauptzeit im Sommer ein. „Waiheke ist in den Monaten von Oktober bis Januar sehr busy, da viele Touristen kommen. Wir hatten Backpacker aus England, Argentinien und natürlich Deutschland.“
Wieder in einer Apotheke zu arbeiten, sei eigentlich nicht geplant gewesen, so Bauer. Sie war 2010 nach ihrer Ausbildung in Würzburg nur ein halbes Jahr in einer öffentlichen Apotheke als PTA tätig. Im Anschluss holte sie ihr Abitur nach und studierte Soziale Arbeit in Bamberg. Beim Wiedereinstieg in den Apothekenalltag in Neuseeland half ihr das elfköpfige Team. Die Kollegen seien „super-freundlich“ gewesen. „Jeden Morgen habe ich mich gefreut, zur Arbeit zu gehen.“ Auch die Lage mit Meerblick habe sie während ihrer fünfmonatigen Tätigkeit genossen.
Bauer war hauptsächlich im Verkauf von Kosmetika und Freiwahlprodukten tätig. Sie beriet Kunden auch im Bereich Selbstmedikation. Neuseeland gilt als besonders liberal, Tamiflu, Chloramphenicol, Viagra sind unter bestimmten Voraussetzungen ohne Rezept erhältlich. Die anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten seien von den Kunden mit Humor genommen worden, sagt Bauer. „Mein Englisch ist aufgrund der vielen Reisen recht gut, aber natürlich war es eine Umstellung mit all den Fachbegriffen. Manchmal hatte ich keine Ahnung was die Kunden wollen, aber alle waren sehr verständnisvoll.“
Mit der PTA-Ausbildung erhielt Bauer ein höheres Gehalt als den Mindestlohn, der bei 15,75 Neuseeländischen Dollar liegt. „Miete, Essen, Transport – alles ist sehr teuer. Ich habe zum Glück mehr verdient und auch Provision erhalten.“ Bauer war für die Facebook-Seite der Apotheke wie andere Mitarbeiter zuvor als Werbegesicht tätig. Sie wurde von ihrer Chefin mit den neuesten Sonnenbrillen am Strand oder neben Kosmetikaufstellern fotografiert. „Christina war unser Star in diesem Sommer. Sie hat uns und die Kunden mit ihrem Humor immer zum Lachen gebracht und wir werden sie unheimlich vermissen“, sagt Turnbull, die die zur Kooperation Green Cross Health gehörende Apotheke seit 1993 leitet und in diesem Jahr gekauft hat.
Im Labor war Bauer nicht tätig. „Um Medikamente herstellen zu dürfen, hätte ich in Neuseeland noch ein bestimmtes Zertifikat nachweisen müssen“, sagt sie. Die Zusatzausbildung sei nicht in Frage gekommen, da der Job nur eine Zwischenstation darstellte. Auf der von vielen Touristen besuchten Insel kam es zu spannenden Begegnungen. Die neuseeländischen Kunden unterschieden sich jedoch von den deutschen, so Bauer. „Ich glaube, es ist die Gelassenheit, die den Unterschied am besten beschreibt“, sagt sie.
Vielleicht liege es daran, dass die Menschen hier sehr glücklich und zufrieden seien. „Mit dem sonnigen Wetter und wunderschönen Stränden auch kein Wunder. In Deutschland ist dagegen alles sehr ernst und die Leichtigkeit fehlt mir.“ Bei Regenwetter etwa hätten die Kunden wie selbstverständlich ihre dreckigen Schuhe vor der Eingangstür ausgezogen und barfuß die Offizin betreten.
Die Einheimischen haben Bauer gut aufgenommen. Sie wurde im Team von Beginn an voll integriert, war zu Mitarbeiterpartys eingeladen und traf sich auch privat mit Kollegen. Mitte Mai kommt Bauer wieder in Frankfurt an. Zuvor will sie noch einen Zwischenstopp auf einer Südsee-Insel einlegen. Der Traumjob PTA ist für sie mit Neuseeland verknüpft: „In Deutschland werde ich sicher nicht wieder in einer Apotheke anfangen, da ich meinen Bachelor in Sozialpädagogik habe und wieder mit Flüchtlingen arbeiten möchte.“ Turnbull hat ihr ein Jobangebot mit auf den Weg gegeben. „Vielleicht werde ich auf meinen Reisen nochmal auf Waiheke stoppen und arbeiten. Neuseeland ist so wunderschön, ich komme auf jeden Fall zurück.“
Das Working-Holiday-Visum ist für 18- bis 30-jährige junge Erwachsene aus bestimmten Ländern gedacht. Der Antrag kann über die neuseeländische Einwanderungsbehörde im Internet gestellt werden. Die Behörde empfiehlt, 4200 Dollar für den Lebensunterhalt sowie die Kosten für Rückflug vorher anzusparen. Visahalter können zwölf Monate arbeiten sowie sechs Monate studieren.
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