Die PTA-Schule in Eisenhüttenstadt ist die einzige in Brandenburg – und das, obwohl es rund 540 Apotheken im Bundesland gibt. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) besuchte die Einrichtung am vergangenen Donnerstag, zum ersten Mal in ihrer fünfjährigen Karriere. Dabei zeigte ihr Schulleiter Clemens Tründelberg nicht nur die Räumlichkeiten, sondern machte sich auch für seine Schule bei der Ministerin stark.
„Sie hat eine kleine Schultour gemacht, war vorher in Cottbus“, berichtet der Schulleiter und Fachapotheker für theoretische und praktische Ausbildung. Vor Ort habe sie sich vor allem für das aktuelle Schulprojekt interessiert. Im zweiten Ausbildungsjahr haben Tründelbergs Auszubildende jeden Freitag frei. „Dann können sie zum Beispiel in die Apotheke gehen, um dort zu arbeiten.“ Das wusste die Ministerin bereits und hatte es den Apothekerinnen und Apothekern in Brandenburg bei anderer Gelegenheit auch schon schmackhaft gemacht.
Bei dem Besuch konnte der Schulleiter ihr folglich mitteilen, was die Schule bei diesem Projekt als nächstes plane. „Ab Oktober wollen wir auch für das erste Ausbildungsjahr den Freitag freimachen, damit die Schüler hier ihre Ausbildung in einer Vier-Tage-Woche haben können.“ Die Zeit, so Tründelberg, können die Schülerinnen und Schüler so nutzen, wie sie möchten. „Schüler, die nochmal intensiver lernen wollen, profitieren natürlich von einem freien Tag“, erklärt er.
Darüber hinaus machte der Schulleiter mit Nonnemacher einen Schulrundgang, zeigte ihr die Labore. „Sie hat sich angesehen, wie Schülerinnen und Schüler Kapseln oder eine Lösung hergestellt haben.“ Das gehöre zu einem solchen Besuch einfach dazu, so Tründelberg.
Darüber hinaus machte er die Ministerin auf die Besonderheit seiner Schule aufmerksam: Sie ist nicht nur die einzige im Bundesland, sondern besitzt darüber hinaus keinen Haushaltstitel, ergo keine feste Finanzierung. „Seit 35 Jahren ist diese Schule eine freiwillige Leistung des Landesgesundheitsministeriums. Ich beantrage jedes Jahr die Fortführung der Maßnahme auf freiwilliger Basis.“
Dies habe insofern zwei Konsequenzen: Einerseits die Unsicherheit für die Schule, andererseits werden vom Land maximal 97 Prozent der Kosten getragen; den Rest zahlt die Apothekerkammer. Jahrelang waren Schulgebühren bei Ausbildung üblich, berichtet der Schulleiter, mittlerweile habe sich das in vielen Fällen gewandelt. „Heute muss ich mich nicht auf eine Berufsmesse stellen und ein Schild hochhalten mit ‚Ich verlange Schulgeld und die Ausbildung vergüte ich auch nicht‘. Dann bekomme ich gar keine Auszubildenden mehr.“
Tründelberg ist überzeugt: „Ich glaube, für eine Ministerin ist es ganz gut, wenn sie sieht, dass im Nachbarklassenraum Schülerinnen und Schüler der Physiotherapie und der Pflege sind, die im Monat mit 1200 Euro nach Hause gehen. Die sitzen einen Raum weiter. Die unterscheiden sich erstmal gar nicht von meinen PTA, die hier für null Euro sitzen und eigentlich noch Schulgeld zahlen müssten.“
Auf die Aussage ihres Mitarbeiters gegenüber einem Arzt aus Frankfurt/Oder, bei Engpässen auf Versandapotheken zu setzen, sprach Tründelberg sie nicht an. „Ich habe sie dazu nicht befragt. Sie ist Ärztin von Beruf, ist da pragmatisch.“ Darüber hinaus hänge die Finanzierung seiner Schule zu 97 Prozent von ihrem guten Willen ab; kritische politische Diskussionen seien dann die Aufgabe anderer, findet der Schulleiter. „Hier vor Ort hat sie sich sehr interessiert und offen gezeigt.“
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