PTA-Schulen öffnen ab Mai APOTHEKE ADHOC, 24.04.2020 13:11 Uhr
Viele PTA-Schulen sind seit über einem Monat geschlossen. Die Lehrkräfte haben ganz unterschiedliche Konzepte erarbeitet, wie der Präsenzunterricht digitalisiert werden kann. Per eLearning werden den Schülern Skripte zu Verfügung gestellt, Aufgaben werden durchgesprochen und auch Rückfragen sind im virtuellen Klassenzimmer möglich. Das, was nicht möglich ist, ist der Unterricht der praktischen Fächer Galenik, Chemie und Botanik – hier wird es langsam Zeit, dass die Schüler weitere praktische Fähigkeiten in den Laboren üben können. Auch die Abschlussprüfungen rücken näher. So unterschiedlich wie die Schulen den Wechsel ins Digitale vorgenommen haben, genauso unterschiedlich sind auch die Lösungen für eine „Wiedereröffnung“ – nicht zuletzt auch aufgrund von länderspezifischen Vorgaben seitens der zuständigen Behörden.
Seit alle Schulen und Berufsschulen geschlossen sind, müssen sich die Lehrkräfte etwas einfallen lassen, wie der Unterricht aus der Ferne gestaltet werden kann. Die einzelnen Schulen haben individuelle Konzepte erarbeitet, so hat die Bernd-Blindow-Schule in Leipzig beispielsweise für alle PTA-Schüler einen Online-Campus eingerichtet, von wo aus die Schüler in einem virtuellen Klassenzimmer weiter unterrichtet werden. Auch die Schüler der Ludwig Fresenius Schule in Erfurt werden aktuell von zu Hause aus unterrichtet. Schüler und Lehrer treffen sich online und kommunizieren über Chat und Video. Die Lehrinhalte seien weitestgehend gleichgeblieben, nur die Art der Wissensvermittlung sei neu. Insbesondere in den praktischen Fächern sei viel Kreativität gefragt. Auch an der Völker-Schule in Osnabrück sind die Klassenzimmer leer. Die Lehrkräfte arbeiten bereits seit längerer Zeit an Lösungen für eine „Wiedereröffnung“. Sie haben verschiedene Szenarien ausgearbeitet, wie eine Wiederaufnahme des Unterrichts stattfinden könnte – je nach Vorgaben der Regierung könnte die Umsetzung leichter oder schwerer werden.
Nun, einige Wochen nach der Bekanntgabe der Schließungen, werden diese Szenarien konkreter. Eine Wiederaufnahme des Unterrichts steht in einigen Schulen kurz bevor, zum einen um die Prüfungen durchführen zu können, zum anderen um die praktischen Inhalte aufholen zu können. Um die Gesundheit der Schüler und Lehrer nicht zu gefährden, müssen strenge Hygienevorschriften eingehalten werden. Diese können sich zwar von Bundesland zu Bundesland unterscheiden, viele Eckpunkte sind jedoch gleich: Den Schülern muss ausreichend Desinfektionsmittel zu Verfügung gestellt werden und der Mindestabstand von 1,5 m muss überall eingehalten werden können. In so manchen PTA-Schulen sei dies aufgrund der architektonischen Gegebenheiten durchaus problematisch. Ab Montag gilt in allen Bundesländern eine Maskenpflicht für den ÖPNV und den Einzelhandel. Einige PTA-Schulen denken über Lösungen nach, wie man jedem Schülr ausreichend Masken zu Verfügung stellen kann und ob diese Pflicht im Schulgebäude selbst weiterhin gelten soll.
In Niedersachsen arbeitet man aktuell an konkreten Konzepten, wie eine Öffnung der Schulen ablaufen könnte. Die Völker-Schule Osnabrück steht dazu beispielsweise in engem Austausch mit dem Kultusministerium und der Landesschulbehörde. Um eine sichere und realistische Lösung zu erhalten, müssten noch einige Punkte abgeklärt werden. Schulleiter Burkhard Pölzing ist sich in einem Punkt jedoch sicher: „Unabhängig davon, was die Behörden sagen werden, führen wir die Maskenpflicht in der Schule ein.“ Er hofft, dass die Schule hierfür hinreichend Masken zur Verfügung stellen kann. „Wenn wir die Öffnung verantworten können, wird es die Öffnung zunächst für die Vorbereitung und Durchführung der Abschlussprüfungen geben.“ Mögliche Prüfungsformate werden aktuell diskutiert. Dennoch: Der Präsenzunterricht im virtuellen Klassenzimmer läuft in allen PTA-Klassen der Unter- und Oberstufe vorerst weiter um den Lernfortschritt zu sichern.
Auch in Köln wird seit der Einstellung des Schulbetriebs vorwiegend online gelernt. „Das bedeutet, wir erarbeiten Arbeitsblätter, Projekte oder Hausarbeiten für die Schüler“, erklärt Dozentin Bettina Castenholz. Diese müssen die Schüler dann in einem entsprechenden Zeitraum an die Dozenten zurücksenden. Zusätzlich werden regelmäßig Zoom-Meetings veranstaltet. „Leider kann man schwer den praktischen Unterricht ausgleichen. Aber auch da gibt es die ein oder andere Idee“, erläutert Castenholz.
So wurden per Post Drogen an die Schüler versendet, damit für den „Teetest“ geübt werden kann. Das erste Semester bekam pH-Papier zugeschickt, damit zu Hause die Reinigungsmittel auf ihre pH-Werte getestet werden konnten. Eine Kollegin habe mit dem zweiten Semester sogar eine Suspensionssalbe ausprobiert: „Die Schüler mussten dafür Zuhause Kakao in eine Creme einarbeiten.“ Natürlich auf unterschiedlichen Wegen, damit man erkennt welcher der richtige ist. „Das bringt die Schüler zumindest ein klein wenig weiter“, meint Castenholz.
Wahrscheinlich werde es so auch die nächsten Wochen noch weitergehen, da noch immer auf das „Okay“ der zuständigen Behörden gewartet wird. Castenholz hofft, dass es bald zumindest für das vierte Semester der PTA-Lehranstalt weitergehen kann. „Für diesen Fall haben wir schon Tische nummeriert und verschoben, um den Mindestabstand gewährleisten zu können.“ Außerdem wird eine zusätzliche Maskenpflicht eingerichtet.
Auch in Thüringen bereitet man sich auf eine Schritt-für-Schritt Öffnung vor. Per Online-Konferenz haben sich die Lehrkräfte der Ludwig Fresenius Schule in Erfurt über mögliche Gestaltungen des Unterrichts – insbesondere für die praktischen Fächer – beraten. Denn das Sitzen in einem Klassenraum mit einem vorgegebenen Mindestabstand sei das eine, die Durchführung der Praktika mit viel Bewegung in den Laboren würde nochmal ganz andere Herausforderungen mit sich bringen.
PTA und Lehrkraft Maria Schauer wird die kleine Abschlussklasse von dreizehn Schülern in zwei Gruppen teilen, um den Abstand einhalten zu können. „Wir versuchen dann innerhalb des Labors eine Art Einbahnstraße mittels Bodenmarkierungen einzurichten, um die Abstände realisieren zu können“, erzählt die PTA, „die Klassenräume werden wir auch so modellieren, dass nur noch zehn Sitzplätze zur Verfügung stehen.“
Schauer hat in den Konferenzen gemerkt, dass die Regelungen von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich sind. Die Fresenius-Schulen haben Standorte in 35 Städten in fast allen Bundesländern, deshalb sei die Konferenz wirklich interessant gewesen, so Schauer. Die unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen, insbesondere in Hinblick auf die Hygienemaßnahmen, würden sich zum Teil sehr unterscheiden. So wird der Standort Erfurt zunächst ab dem 4. Mai eine teilweise Rückführung der Schüler ermöglichen: „Das Konzept sieht vor, den Schülern 50 Prozent Fernlehre und 50 Prozent Praxis-Präsenzunterricht zu ermöglichen.“