Chaotische Zustände

PTA-Schule: Volle Klassen, kaputte Geräte, Lehrer ohne Ausbildung

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Berlin -

In den deutschen PTA-Schulen herrschen sehr unterschiedliche Zustände. Während in manchen Ausbildungsstätten alles getan wird, um den Schüler:innen die bestmögliche Ausbildung zu ermöglichen, wird in anderen vieles vernachlässigt. „Die Klassen sind vollgestopft, die Geräte teilweise veraltet oder kaputt und viele Lehrkräfte haben nicht mal eine pädagogische Weiterbildung absolviert“, beklagt eine ehemalige Lehrerin einer PTA-Schule.

Es könnte unterschiedlicher kaum sein: Während in manchen PTA-Schulen um Nachwuchs gekämpft wird, sind andere Ausbildungsstätten überlaufen. „Teilweise werden bis zu 35 Schüler und Schülerinnen in eine Klasse gestopft“, berichtet eine PTA, die kürzlich ihren Abschluss gemacht hat. „Durch die Vielzahl an angehenden PTA haben wir nicht genügend Laborplätze gehabt, sowohl im Galenik- als auch im Chemieunterricht. Oft mussten wir uns dann zu zweit einen Platz teilen“, berichtet sie. Hinzu komme, dass viele Geräte entweder veraltet oder sogar kaputt waren.

Dies bestätigt auch eine Apothekerin, die in der Vergangenheit an einer Schule unterrichtete: „Die Schüler mussten teilweise mit kaputten Mikroskopen zurechtkommen, sogar die staatliche Prüfung wurde mit den defekten Mikroskopen durchgeführt.“ Die PTA fügt hinzu: „Viele Utensilien waren während meiner Ausbildungszeit schon veraltet und teilweise so abgenutzt, dass sie längst hätten ersetzt werden müssen.“

Fachkräfte sind Mangelware

Zudem seien pädagogische Fachkräfte Mangelware gewesen. „Ich hatte während meiner Dozententätigkeit eine Kollegin, die eigentlich Diplom-Ingenieurin war. Sie hatte keinerlei pädagogische Weiterbildung, aber weil es einen Fachkräftemangel gab und noch gibt, wurde sie eingestellt“, erklärt die Apothekerin. Ebenso würden auch Schüler und Schülerinnen mit sehr schlechten Noten irgendwie durch die Ausbildung gezogen, so die ehemalige Dozentin. „Ein Schüler schrieb nur Sechsen, wurde aber trotzdem in der Klasse behalten“, erklärt sie. Der Grund: „Die Schule sei eben ein wirtschaftliches Unternehmen, hieß es.“

Dass die Kompetenzen mancher Schülerinnen und Schüler recht eingeschränkt sind, berichten auch andere Lehrerinnen und Lehrer. „Viele können nicht rechnen, wenn sie zu uns kommen“, sagt eine Schulleiterin. Auch während der Ausbildung habe sich das Niveau der angehenden PTA sehr reduziert, die fachliche Stärke sei schwer vermittelbar. Ihrer Ansicht nach wechselten die besser gebildeten Schulabgänger lieber an die Universität oder holten ihr Abitur nach.

Warnung vor Light-Apotheken

Die Apothekerin ist alarmiert – gerade mit Blick auf die Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der Apotheken ohne Apothekerinnen oder Apotheker plant: Wenn von manchen heutigen PTA-Absolventinnen oder -Absolventen jemand alleine in einer Light-Apotheke stehe, drohe Gefahr für die Patientensicherheit, warnt sie. Allerdings können PTA diese Funktion nicht übernehmen, wenn sie gerade erst fertig ausgelernt haben, da sie dafür eine gewissen Erfahrung nachweisen müssen.

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