In ihren rund 40 Jahren Berufserfahrung als PTA hat Gisela Floß viel erlebt. Mobbing, Streitereien mit Ärzten, 14 verschiedene Apotheken. Nach einem leichten Burn-out ging die 64-Jährige vor fünf Jahren in Rente. Doch die Pharmazie lässt sie nicht los. Heute verblistert sie Arzneimittel als Teilzeitkraft.
Floß stammt aus dem Rheinland und bezeichnet sich selbst als Frohnatur. Die PTA verließ den Handverkauf in der Offizin vor fünf Jahren. Damals war sie für einen ehemaligen Kollegen tätig, der die Apotheke übernommen hatte. Doch der Betrieb lag 50 Kilometer von ihrem Heimatort Neuss entfernt. „Die Fahrtzeit hat mich fertiggemacht. Ich hatte ein leichtes Burn-out“, sagt sie. Zudem habe sich herausgestellt, dass der Pharmazeut als Kollege in Ordnung, als Chef jedoch nichts für sie war. Sie beantragte Erwerbsminderungsrente. Mit ihrem Ex-Chef trifft sie sich nach wie vor regelmäßig, das Verhältnis sei gut.
Rückblickend ist Floß froh, sich für den PTA-Beruf entschieden zu haben. „Ich hatte Glück“, sagt sie. „Ich habe immer gerne mit Kunden, in der Rezeptur und mit Computern gearbeitet.“ Ihr Vater habe damals gewollt, dass sie Apothekerin werde, doch die Noten seien nicht gut genug für ein Pharmaziestudium gewesen. „Mein Beruf hat mir immer sehr viel Spaß gemacht.“
In den vergangenen vier Jahrzehnten war sie in 14 Apotheken tätig. Sie hat Inhaberwechsel und Schließungen erlebt. Einen ihrer drei liebsten Arbeitgeber verließ sie nach sieben Jahren, weil der Chef wechselte. „Damals kündigte bis auf einen Mitarbeiter die komplette Belegschaft“, erinnert sie sich. In einer anderen Apotheke musste sie sich nach neun Jahren Betriebszugehörigkeit einen neuen Arbeitgeber suchen, als der 75-jährige Chef keinen Nachfolger fand und schließen musste. „Das war traurig.“ Mit insgesamt 13 Jahren arbeitete sie am längsten in der Kölner Fasanen-Apotheke.
Die unangenehmsten Erlebnisse hatte Floß laut eigenem Bekunden mit Ärzten. Besonders in der Kommunikation haperte es. Als an einem Freitagnachmittag eine nicht-mobile Stammkundin mit einem Privatrezept aus der Klinik kam und der Arzt nicht erreichbar war, gab sie das Medikament in der Hoffnung ab, am Montag die Verordnung zu erhalten. Doch die Praxis mauerte. „Es ist zu unseren Lasten gegangen.“
Ein Motto von Floß lautet: „Nicht alles so ernst nehmen.“ Diese Einstellung helfe auch im Umgang mit schlecht gelaunten Patienten. „Unverschämte Kunden hat es immer gegeben. Man darf sich nicht aus der Ruhe bringen oder ärgern lassen.“ Natürlich falle dies im Alltag nicht immer leicht. „Aber man kann es lernen.“ Beim Thema Mobbing trat Floß resolut auf. In zwei Apotheken erlebte Floß Intrigen am Arbeitsplatz. „Man kann nur kündigen. Ich habe es ohne Schäden überstanden.“
Floß war ausschließlich in öffentlichen Apotheken tätig. In den Handverkauf will die PTA nicht mehr zurück. Zu viel habe sich verändert, sagt Floß. „Ich würde heute nur noch Arzneimittel empfehlen, die außer Handel sind.“ Vor dem Verblistern war sie als Botenfahrerin unterwegs. Ihre aktuelle Stelle bereitet ihr Freude. Seit April füllt sie händisch Arzneimittel in individuelle Behälter, die an Heime ausgeliefert werden. „Für mich ist es die optimale Tätigkeit und finanziell tut es mir gut.“
APOTHEKE ADHOC Debatte