Beim Verkauf einer Apotheke gibt der Chef oft auch sein Team weiter. Petra Hillebrand arbeitet seit 26 Jahren als PTA. Sie erlebte, wie ihr Vorgesetzter seinen Betrieb verkaufte. Als klar war, dass der alte Chef an eine junge Apothekerin übergibt, war die Spannung groß. Heute ist sie froh über den neuen Wind, den Sandra Dietrich-Siebert mitbrachte. Wichtig bei der Übernahme seien Akzeptanz und gegenseitiger Respekt gewesen.
Umbau, neuer Kommissionierer, neuer Führungsstil. Ein Inhaberwechselt stellt das Team vor Herausforderungen. Denn die Mitarbeiter verhandeln nicht mit dem neuen Chef. Sie können nur hoffen, dass er gut ins Team passt. Hillebrand musste sich bereits mit dem Gedanken befassen, dass ihr alter Chef die Apotheke aus Altersgründen abgibt. Johannes Stolze suchte aus Altersgründen einen Nachfolger für die Adler-Apotheke im nordrhein-westfälischen Brilon.
Die Suche verlief positiv. 2000 übergab er seinen Betrieb samt Mitarbeiter an Dietrich-Siebert. Für die junge Pharmazeutin war es die erste Selbstständigkeit. Für Hillebrand kam der Wechsel nicht plötzlich: „Herr Stolze hatte uns vorbereitet“, sagt sie. „Wir waren gespannt und hatten ein mulmiges Gefühl.“ Das eingespielte Team sei jedoch offen für den Wechsel gewesen.
Wichtig ist der PTA zufolge, dass man sich Zeit gibt. „Man muss sich erst einmal aneinander gewöhnen“, sagt Hillebrand. „Für beide Seiten ist der Neuanfang schwierig. Die Mitarbeiter wollen ihren Arbeitsplatz behalten und auch auf der Inhaberseite gibt es Unsicherheiten.“ Alleine schon, weil der neue Chef das Personal auch nicht kenne. Wichtig sei die Kommunikation. „Jeder sollte soviel Informationen wie möglich weitergeben und den neuen Vorgesetzten so gut wie möglich in die Abläufe einbeziehen.“
Der Inhaberwechsel ist auch für das Team eine Chance: „Es gab vieles, was sich bei uns verändert hat“, erinnert sich Hillebrand. Dietrich-Siebert habe neuen Schwung in die Apotheke gebracht. Zuvor sei der Betrieb „bedächtig“ gelaufen. Nachholbedarf habe es etwa bei den technischen Ressourcen gegeben. Die neue Chefin packte an: Sie baute die Apotheke um und investierte in einen Kommissionierautomaten. Zudem gründete sie eine Diabetiker-Selbsthilfegruppe. „Da kam viel Neues auf uns zu.“
Mit einem neuen Inhaber steige eine Person ein, die „von außen einen Blick auf den Betrieb wirft“, sagt Hillebrand. Denn man könne als eingefleischtes Team, das viele Jahre zusammenarbeite, „betriebsblind“ werden. „Mit Frau Dietrich-Siebert haben wir neue Blickwinkel erhalten. Beide Seiten konnten dadurch profitieren.“ Die Apothekerin habe den Betrieb nach vorne gebracht. „Vorher wäre ich mir nicht sicher gewesen, ob die Apotheke weitere fünf Jahre wettbewerbsfähig bleibt.“
Hillebrand zog nach dem Inhaberwechsel weg und war acht Jahre in einer anderen Apotheke tätig. Vor dreieinhalb Jahren kehrte sie zurück. Ihre Chefin war immer noch da und nahm die vertraute PTA gerne wieder auf. Insgesamt arbeiten in der Adler-Apotheke 15 Mitarbeiter, viele davon seit vielen Jahren. Die 44 Jahre alte PTA ist zufrieden mit dem Ablauf des Inhaberwechsels. „Es gab auf beiden Seiten Befürchtungen und Situationen, wo jeder an seine Grenzen kam, aber wir konnten voneinander lernen.“
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