Mütter sind als Kundengruppe wichtig. Davon ist Anne Lott überzeugt. Die PTA hat selbst vier Kinder, weiß aus ihrer Tätigkeit in der Offizin aber auch: „Gerade junge PTA oder Apothekerinnen finden Mamas oft anstrengend und nervig.“ Sie will vermitteln und ergründet derzeit für eine Fortbildung, wie Apothekenmitarbeiter Mütter und schwangere Frauen am HV-Tisch wahrnehmen.
Lott ist seit 14 Jahren in der Stadt-Apotheke in Gengenbach in Baden-Württemberg tätig. Die PTA und PKA ist derzeit in Elternzeit und kümmert sich um zwei Töchter und zwei Söhne. In den vergangenen Jahren spezialisierte sich die Apotheke stärker auf den Bereich Mutter-Kind und das Team erwarb etwa das Zertifikat „Babyfreundliche Apotheke“. Die Chefin Ines Kienlecher unterstützte Lott finanziell bei der Ausbildung zur Stillberaterin. Auf Initiative der Apotheke trifft sich einmal monatlich eine Stillgruppe im Gemeindehaus. Lott berät außerdem zu Beikost, ist Trageberaterin und prä- und postnatale Fitnesstrainerin.
Mütter seien eine besondere Kundengruppe, sagt Lott. „Sie sind gut informiert, haben ein breites, meist jedoch nicht sehr tiefes Wissen.“ Außerdem seien sie sehr emotional und besorgt. Sie wollten nur das Beste, trauten aber nicht jedem über den Weg. „Selbst als vierfache Mutter empfinde ich es als schwierig, Mütter zu beraten.“ Für ihre Fortbildung zum Psychologischen Berater an der Heilpraktikerschule Isolde Richter widmet sich die 33-Jährige in der Abschlussarbeit dem Thema „Beratung von Müttern in der Apotheke".
In Gesprächen mit PTA und Apothekern will sie herausfinden, wie Mütter am HV-Tisch abgeholt werden können. „Ich bin gerade mitten in der Umfrage unter Kolleginnen.“ Bisher zeige sich, dass das Thema gerade für junge Frauen oder Kinderlose schwierig sei. „Wichtig ist, in der Beratung eine gute Balance zwischen Empathie und Fakten zu finden.“ Mütter wollten schnell da abgeholt werden, wo sie sich fachlich und emotional befänden. „Manche Frauen wollen beispielsweise nicht einfach nur einen Hustensaft, sondern brauchen Tipps und Ratschläge.“
Fachwissen alleine reiche Müttern oft nicht aus, sagt Lott. Eine Schwierigkeit sei, zu spüren, wann Mütter mehr wollten. „Viele Frauen sind wegen der Flut an Informationen aus dem Internet verunsichert.“ Hier müssten sich Apotheken mit persönlichen Beratern einbringen. „Unsere fachliche Ausbildung ist der erste Schritt zum Vertrauen.“ Für viele Kollegen sei die Beratung von Müttern fremd. „Auf die Beratungspraxis wird weder im Studium noch in der PTA- oder PKA-Ausbildung eingegangen.“
Für Männer sei es noch schwieriger, auf Frauenthemen einzugehen. „Für mich als Mutter ist es natürlich besser, wenn ich mich mit einer Frau über Milchpumpen unterhalten kann, als mit einem jungen Apotheker.“ Je besser sich Mütter aufgehoben fühlten, desto schneller und häufiger kämen sie zurück in die Offizin. „Das kann sich auch umsatztechnisch lohnen.“ Mütter suchten sich die Ansprechpartner wie etwa den Kinderarzt selbst aus. „Auch Apotheken können eine langfristige Bindung aufbauen, die über Jahre hält, wenn sie richtig auf Mütter zugehen.“
Lott weiß aus eigener Erfahrung, dass Mütter auch nach der Geburt „sensibler für Gesundheitsthemen“ seien. „Wenn das Kind da ist, informierst du dich mehr und bist bereit, für das Wohl des Nachwuchses zu bezahlen.“ Dadurch könnten sich letztlich auch längere Beratungen von Müttern für die Apotheke lohnen.
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