Als Ines Meisloh sich dazu entschloss, ihr Leben noch einmal radikal auf den Kopf zu stellen, war die PTA bereits seit fünf Jahren im Beruf. Sie stand jeden Tag in der Löwen-Apotheke in Mannheim und beriet Kunden. „Irgendwann habe ich mich gefragt, ob es wirklich das war, was ich mir vom Leben erhofft hatte.“ Die 29-Jährige wusste genau, dass in ihr mehr steckt als so mancher Kunde und so manche studierte Kollegin annahm. Sie entschied sich für ein Medizinstudium.
Pharmazie wollte Meisloh nicht studieren: „Im Grunde hätte sich für mich ja sonst nicht viel verändert“, sagt sie. Die Arbeit einer PTA unterscheide sich im Alltag ja nur in Kleinigkeiten von der einer Apothekerin. „Ich wollte wirklich etwas in meinem Leben verändern. Aber ganz ehrlich? Es war verdammt hart.“
Den Uni-Alltag mit den jungen Kommilitonen zu bestreiten, die alle direkt von der Schule kommen und sich noch im Lernalltag befänden, sei noch das Einfachste gewesen. Durch ihre offene Art, auf Menschen zuzugehen, fand Meisloh schnell Anschluss. Doch der Prüfungsstress setzte ihr zu. So manches Examen im Grundstudium musste sie doppelt absolvieren.
„Das Grundstudium war für mich am schwersten. Das Lernen fiel mir zu Beginn wirklich nicht leicht. Wenn man mal ein paar Jahre nicht mehr die Schulbank gedrückt hat und da wieder reinkommen muss, ist es hart“, sagt sie. Die jungen Leute, die direkt vom Gymnasium kämen, seien diesbezüglich schneller. Im Hauptstudium sei es leichter geworden.
Nebenher verdiente sich die PTA in zwei Jobs etwas dazu. Am Wochenende konnte sie weiter in der Apotheke arbeiten. Abends war sie in einem Call-Center tätig. „Ich hatte ja schon eine Wohnung und ein Auto, die weiter finanziert werden mussten“, sagt sie. Manchmal sei kaum noch Geld für Lebensmittel da gewesen.
Doch die Famulatur, die sie in der Gynäkologie am Uniklinikum Mannheim, bei einem Dermatologen und bei einem Hausarzt absolvierte, bestätigte sie in ihrem Weg. „Dermatologie hat mir mehr Spaß gemacht als Gynäkologie. Das Fachgebiet war an sich nichts für mich, das habe ich recht schnell gemerkt und war froh, als dieses Praktikum hinter mir lag.“ Das richtige Fachgebiet hat Meisloh gefunden: „Ich bin zurzeit im Zentrum für seelische Gesundheit in Mannheim und strebe an, Fachärztin im Bereich Psychiatrie zu werden.“
Die PTA hat es fast geschafft: Das dritte Staatsexamen rückt im Juni in greifbare Nähe. „Ich habe es durchgehalten, weil ich die Arbeit mit meinen Patienten liebe. Den Vorteil, meine Stärken zu kennen, hatte ich schon gegenüber meinen Kommilitonen“, sagt sie. Meisloh liegt die zwischenmenschliche Kommunikation. Darauf habe sie die Arbeit hinter dem HV-Tisch gut vorbereitet. Doch nun wartet eine ganz neue Herausforderung: Die PTA erwartet Ende des Jahres ein Kind.
„Ich bin froh, dass ich es so weit geschafft habe und bereue es keine Sekunde. Aber nochmal würde ich es glaube ich nicht mehr machen“, sagt sie. Es sei in ihrer Lebenssituation „einfach furchtbar hart“, ein Medizin-Studium durchzustehen. „Schade, dass es für PTA keine anderen Möglichkeiten gibt, in ein Studium quer einzusteigen und sich ein wenig Zeit einzusparen.“
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