Zwei Jahre verbringen angehende PTA in der Ausbildungszeit in der Schule. Theorie und fundiertes Wissen werden in dieser Zeit im Unterricht hinreichend vermittelt. Im Praktikum sollen Azubi dann auch die Praxis des Apothekenalltags kennenlernen. Für viele Schüler:innen stellt das eine große Herausforderung dar.
Raihana Scherzad ist frisch ausgelernte PTA, gerade hat sie das Apothekenpraktikum in der Kirschberg-Apotheke von Lilia Neuert erfolgreich abgeschlossen. Aufgrund des gravierenden Personalmangels im Bundesland Hessen fiel es Sherzad nicht schwer, einen Praktikumsplatz zu bekommen. „Ich habe mich selbst beworben und sehr schnell einen Platz bekommen. Hier in der Gegend werden PTA-Praktikant:innen jederzeit viel gesucht.“
Die Inhaberin und das gesamte Apothekenteam hätten ihr in der Zeit immer unterstützend zur Seite gestanden. Die ersten vier Wochen durfte Sherzad im Backoffice bei PKA-Tätigkeiten mitarbeiten und die Aufgaben rund um Bestellvorgänge und die gesamte Warenwirtschaft kennenlernen. „Das hat mir eigentlich sehr gut gefallen, erstmal auch in diesen Bereich Einblick zu gewinnen. So konnte ich besser nachvollziehen, wie Arzneimittel bestellt werden. Auch Fehler waren mit diesem Hintergrundwissen leichter zu beheben.“
In der Schule würde man mit solchen warenwirtschaftlichen Vorgängen gar nicht in Berührung kommen. Dabei findet Sherzad es wichtig, auch solche Tätigkeiten zu erlernen: „Das gesamte Computersystem war neu für mich. Ich konnte von meiner kaufmännischen Ausbildung profitieren, praktisch gesehen half es mir, alle Vorgänge miteinander zu verknüpfen.“ Sherzad würde aufgrund dessen eher für eine duale Ausbildung sprechen – aber mit einer zeitlichen Streckung. „Die Schulzeit ist schon sehr anstrengend, man muss viel lernen. Wenn die Zeit auf drei Jahre innerhalb einer dualen Ausbildung gestreckt würde, könnte man Theorie und Praxis viel besser vereinen." In den sechs Monaten Praktikum in der Apotheke müsse man alles an Praxiswissen aufholen. Beratungsgespräche könne man eher schlecht theoretisch lernen.
Nach der Einarbeitung im hinteren Bereich der Apotheke durfte die angehende PTA auch in der Offizin mithelfen. Lobenswert empfand Sherzad, dass sie auch hier nie allein gelassen wurde. Jederzeit standen ihr Apotheker:innen helfend zur Seite: „Ich wurde super unterstützt und habe viel gelernt.“
Sherzad hat bereits von der anstehenden Reform des PTA-Praktikums gehört und beurteilt diese positiv: „Ich denke, es ist einfacher für die Apotheken, wenn es eine einheitliche Richtlinie gibt, an der man sich orientieren kann. Für unser Team wäre es für weitere Praktikant:innen super, wenn es einen Ablaufplan gäbe. Gerade in der ersten Zeit gibt es so viel Input. Das läuft manchmal kreuz und quer, Ordnung würde alles besser strukturieren.“ Auf die Frage, was die ausbildende Apotheke während des Praktikums hätte besser machen können, entgegnet Sherzad glücklich: „Ehrlich gesagt nichts! Ich bin sehr zufrieden, das gesamte Team hat mich super unterstüzt und mir viel beigebracht. Deswegen bin ich auch immer noch hier und werde als PTA in der Kirschberg-Apotheke übernommen.“
Die Ausbildung zur/zum PTA kann teuer werden. An der Bernd-Blindow Schule in Berlin wird derzeit ein monatliches Schulgeld in Höhe von 365 Euro plus weiteren Gebühren für Lehrmittel erhoben. Fördermittel in Form von Stipendien oder Schüler-BAföG können in Anspruch genommen werden, der Großteil finanziert die Ausbildung jedoch selbst. Deutlich besser sieht es etwa im Lette-Verein Berlin aus: Seit August ist die PTA-Ausbildung kostenfrei – zuvor wurden monatlich 95 Euro berechnet. Aufgrund einer gesetzlichen Reform konnte zugunsten der Schüler:innen das Schulgeld abgeschafft werden. Zweimal jährlich besteht an dieser Ausbildungsstätte die Möglichkeit zur Anmeldung für den Lehrgang. In Deutschland unterscheidet sich das Schulgeld regional in den Bundesländern.
Beim Deutschen Apothekertag (DAT) wurde nicht nur über die Finanzierung der PTA-Ausbildung, sondern auch über die Dualisierung diskutiert. Konkret forderte die Apothekenkammer des Saarlandes die Umstellung auf eine dreijährige duale Ausbildung mit entsprechender Ausbildungsvergütung. Die Attraktivität der Berufsausbildung müsse deutlich erhöht werden, so die Begründung.
Der Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Beruhigt äußerte sich hierzu auch der Bundesvorstand von Adexa Andreas May: „Adexa hat sich immer gegen eine duale Ausbildung für PTA ausgesprochen. Daher sind wir erleichtert, dass der Antrag aus dem Saarland in München mit einer sehr großen Mehrheit von den Delegierten abgelehnt wurde.“ May findet den Antrag so kurz vor Inkrafttreten des PTA-Reformgesetzes nicht als strategisch klugen Schachzug: Es sei wenig sinnvoll und gebe inhaltlich viel zu bedenken.
„Aus unserer Sicht wäre eine Verlängerung der Fachschulzeit auf 2,5 Jahre und damit eine insgesamt dreijährige Ausbildung bei gleichbleibendem Praktikumsanteil in der Apotheke die bessere Lösung gewesen. Doch das war gegen die Apothekerschaft während des Gesetzgebungsverfahrens nicht durchsetzbar“, bedauert May. Besser wäre es aus Sicht der Adexa, bundesweit das Schulgeld aufzuheben, so könne die Attraktivität der Ausbildung gesteigert werden.
May schlägt weiterhin vor: „Und für eine Ausbildungsvergütung während der Fachschulzeit sollte eine Lösung gefunden werden, die nicht auf die Krankenhäuser fokussiert. Denn dann werden zu wenige PTA ausgebildet und die Vor-Ort-Apotheken werde nicht genug Nachwuchs erhalten.“ Der Nachwuchsmangel sei sicherlich regional ein Problem, gerade auch dort, wo keine PTA-Fachschulen in der Nähe sind.
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