Kommentar

PTA: Heile Welt bei der BLAK Sandra Piontek, 10.01.2025 07:57 Uhr

Gute Berufsaussichten: Die BLAK wirbt für den PTA-Beruf. Foto: BLAK/APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Die wirtschaftlich angespannte Lage der Apotheken spüren auch PTA. Denn oftmals fehlt es in diesem Berufszweig an fairer Vergütung sowie Wertschätzung. Immer mehr PTA wandern deshalb aus der Apotheke vor Ort zu attraktiveren Arbeitgebern ab. Die Bayrische Landesapothekenkammer (BLAK) sieht das offenbar anders: „Die Berufsaussichten sind sehr gut!“, wirbt sie für die PTA-Ausbildung. Auch wenn es generell gut ist, für den Beruf zu trommeln, dürfte sich der Aufruf für manche PTA wie eine Farce lesen. Ein Kommentar von Sandra Piontek und Katharina Brand.

„Apotheken wird es immer geben und PTA sind ein unverzichtbarer Teil des Apothekenteams“, lautet das Credo der BLAK. Doch der Negativtrend ist leider eindeutig – die Zahl der Apotheken geht immer weiter zurück. Zudem suchen sich viele PTA Arbeitgeber, die eine bessere Honorierung bieten können als die Apotheke vor Ort. Die pharmazeutischen Angestellten kritisieren zu Recht, dass sich die große Verantwortung, die PTA tragen, auch im Lohn widerspiegeln muss – und das ist einfach nicht der Fall. Der PTA-Lohn liegt immer noch deutlich unter dem Medianlohn aller Berufe, das macht die Berufswahl für viele unattraktiv.

Trotz PTA-Reform ist die Stimmung bei vielen schlecht. Dass der PTA-Beruf attraktiver und lukrativer sowie aufgewertet und gestärkt werden muss, darin sind sich auch die Adexa und der BVpta sicher. Die Weiterbildungsmöglichkeiten beziehungsweise Aufstiegschancen in der Apotheke sind gering.

Doch eine zukunftsorientierte Strategie fehlt momentan. Den Apotheken vor Ort geht der Nachwuchs aus, viele PTA-Schulen kämpfen mit nachlassenden Anmeldezahlen. Gleichzeitig werden die Zweifel bei Schulabgänger:innen größer, ob sie sich auf eine Tätigkeit in der Apotheke ohne Aufstiegschancen einlassen sollen. Das bestätigen auch etliche Inhaber:innen.

Jetzt versucht die BLAK wie viele andere Mitgliedsorganisationen den Nachwuchs auf die PTA-Ausbildung aufmerksam zu machen. „Die Berufsaussichten sind sehr gut!“ heißt es in einem Aufruf, sich für die Ausbildung zu bewerben. Denn Apotheken werde es immer geben und PTA seien ein unverzichtbarer Teil des Apothekenteams.

Dass es Kampagnen gibt, um auf den Beruf PTA aufmerksam zu machen, ist positiv zu bewerten. Jedoch sollte dabei auch an die Botschaft gedacht werden. Der Aufruf der BLAK erweckt den Eindruck, dass mit der PTA-Ausbildung ein zukunftssicherer Beruf gewählt würde. Dabei sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass es derzeit wichtigen und dringenden Reformbedarf gibt. Die angestrebte Apothekenreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hilft auch nicht. Denn die Diskussionen um die Light-Apotheken verunsichern PTA im Hinblick auf die Übernahme von mehr Verantwortung bei gleichem Lohn.

Engagement – nur wofür?

Warum die BLAK die Berufsaussichten für PTA derartig auslobt, liegt auf der Hand. Immerhin bietet sie seit rund 15 Jahren Fach-PTA-Ausbildungen an und zeigt damit eine Qualifizierungsmöglichkeit für das Berufsbild auf. In den Bereichen Allgemein- und Dermopharmazie, Ernährungsberatung und Naturheilverfahren können sich interessierte PTA ausbilden lassen. Für die Zusatzqualifikation nehmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine erhebliche Mehrbelastung auf sich.

Neben dem HV büffeln sie an sieben Wochenenden ganztägig von 9 bis 17 Uhr. Am Ende des Programms stehen die Präsentation einer Projektarbeit, die in Eigenregie neben Ausbildung und Beruf schriftlich ausgeführt werden muss, sowie eine mündliche Prüfung. Nach erfolgreichem Abschluss werden die frisch gebackenen Fach-PTA mit 97 Fortbildungspunkten und dem Titel „Fach-PTA für ...“ belohnt.

Wie motiviert eine PTA für einen derartigen Mehraufwand sein muss, spiegelt sich in zwei wesentlichen Punkte wider: Zahlung und Bezahlung. Die Kursgebühren liegen bei stolzen 1600 Euro. Nicht jeder Chef ist bereit, sich an diesen Kosten zu beteiligen – oder sie gar ganz zu tragen. Hinzu kommen Fahrtkosten und, für alle Auszubildenden außerhalb Bayerns, Hotelkosten. Ganz zu schweigen davon, Familie und Beruf neben der Ausbildung unter einen Hut zu bringen; immerhin fällt die oder der PTA für den Samstag – und aus Anreisegründen auch gerne für den Freitag – in der Apotheke aus.

In den Tarifverträgen gibt es trotz der eineinhalb Dekaden langen Historie kaum standardisierte Gehaltsstufen für Fach-PTA. Nur in Sachsen erhöht ein Tarifvertrag das Gehalt nach Weiterbildung um 1,5 Prozent pro Titel, maximal für zwei Titel. In den meisten Fällen müssen Absolventinnen und Absolventen die Honorierung selbst mit dem Arbeitgeber aushandeln. Dazu ist nicht jede:r Inhaber:in bereit. Und das ist fatal, denn damit bleibt es dabei: Es gibt keine echten Aufstiegschancen für diesen Beruf. Kein Wunder also, dass mehr und mehr PTA die Apotheke hinter sich lassen – und in die Industrie, zu Krankenkassen oder in ein ganz anderes Berufsfeld wechseln.

Übrigens: Außerhalb Bayerns bietet derzeit nur die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) eine derartige Ausbildung an – im Bereich Naturheilkunde und Homöopathie. Für 72 Stunden Unterricht werden 1692 Euro fällig, hinzu kommt eine Prüfungsgebühr von 150 Euro. „Sie als PTA sind in der Apotheke unverzichtbar. Ihre pharmazeutische Kompetenz ermöglicht eine hochwertige Versorgung der Kunden und Patienten mit Arzneimitteln und vermittelt Sicherheit in der Arzneimitteltherapie“, titelt die AKNR. Schade nur, dass es dafür nach wie vor keinen ersichtlichen Mehrwert oder Anreiz gibt – außer die persönliche Weiterentwicklung.