Apothekenpersonal

PTA: Enttäuscht nach 33 Jahren

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Berlin -

Apotheken sind anspruchsvolle, sichere und familienfreundliche Arbeitsplätze. Dennoch hat die Attraktivität nachgelassen. Eine PTA mit 33 Jahren Berufserfahrung berichtet über die Schattenseiten ihres Berufsalltags. Sie fordert endlich Reformen, damit es auch künftig genügend Nachwuchs für die größte Berufsgruppe der Apotheke gibt. 

Renate P. hatte vor 20 Jahren ihren Traumjob: Ihr Fachwissen konnte sie tagtäglich einsetzen, ohne sich permanent mit Rabattverträgen und anderen bürokratischen Vorschriften herumschlagen zu müssen. Bei ihren Fortbildungen unterstützte ihr Chef sie sogar finanziell. Sie fühlte sich respektvoll behandelt; in Kombination mit einer angemessenen Bezahlung hatte sie einen erfüllenden Berufsalltag.

Diese Zeit ist längst vorbei. Heute würde Renate P. den eigenen Beruf nicht weiterempfehlen. Zwar schätzte sie nach wie vor die positiven Seiten, zu denen unter anderem Kundenkontakt und Vielseitigkeit gehörten. Doch trotz langjähriger Erfahrung würden sie und ihre Kollegen klein gehalten. Als PTA sei man heute auch PKA: Immer mehr Chefs erwarteten, dass auch kaufmännische Tätigkeiten übernommen würden. Sie würde sich mehr Anerkennung und Wertschätzung in ihrem Beruf wünschen – sowohl von der Politik als auch von den Apothekern.

Viele PTA seien fachlich fit, Fortbildungen seien für sie und ihre Kolleginnen selbstverständlich. Unterstützung gebe es von den Inhabern aber kaum. Viele Apotheker weigerten sich, sich an den Kosten zu beteiligen, obwohl gleichzeitig aktuelles Fachwissen erwartet werde. Ob sich die Investition später im Gehalt bemerkbar mache, hänge alleine vom Arbeitgeber ab. Denn in den Tarifverträgen würden Zusatzqualifikationen bisher nicht berücksichtigt.

Trotz einer Weiterbildung zur Fach-PTA für Dermopharmazie erlebe sie immer wieder bei Vorstellungsgesprächen, dass sie „zu alt und zu teuer“ sei, sagt Renate P. Manche Chefs würden sie auch als „überqualifiziert“ klassifizieren. „Gutes Personal kostet aber Geld“, sagt sie. Dementsprechend müsse gute Leistung auch finanziell honoriert werden. „Mit einem ‚Dankeschön‘ kann ich meine Miete nicht bezahlen.“

Generell seien PTA nicht angemessen bezahlt: Im Kammerbezirk Nordrhein, wo Renate P. arbeitet, werde die höchste Gehaltsstufe mit dem 8. Berufsjahr erreicht. Abgesehen von den oft marginalen Tarifrunden trete sie seit 25 Jahren auf der Stelle. „Mit dem aktuellen Gehalt können PTA nur schwer leben.“

In anderen Kammerbezirken sehe es nicht viel besser aus; hier werde die Berufserfahrung bis zum 15. Jahr berücksichtigt. In Sachsen dürfte die Lage mangels Tarifvertrag sogar noch schlechter sein. Renate P. fordert ein angemessenes Gehalt sowie einen einheitlichen Tarifvertrag, der auch langjährige Berufserfahrungen und Fortbildungen berücksichtigt.

Unverständlich ist für sie auch, warum PTA formal immer noch „unter Aufsicht“ arbeiten müssten. Dieser Passus diene offensichtlich nur dazu, PTA klein zu halten. Im Arbeitsalltag sei das gar nicht umzusetzen: „Der Apotheker kann nicht jede einzelne Arzneimittelabgabe überwachen.“ Sie berichtet, dass Pharmaziepraktikanten ihr die Rezepte vorzeigen müssten. Nach dem Examen würden sie zu Vorgesetzten – dann werde sie von ihnen kontrolliert.

Renate P. würde sich wünschen, dass PTA mehr Verantwortung bekommen. In Zeiten, in denen die Pharmazieingenieure aus der ehemaligen DDR in Rente gehen, wäre eine Vertretungsbefugnis eine Option. Nach entsprechender Fortbildung mit anschließender Prüfung sollten PTA zumindest stundenweise die Verantwortung übernehmen dürfen – analog zur früheren Regelung für Vorexaminierte.

Ihre Botschaft ist klar: Wird das Berufsbild nicht bald reformiert, wird es massive Nachwuchsprobleme in den Apotheken geben. Für junge Menschen gebe es gegenwärtig keinen Anreiz, sich für eine PTA-Ausbildung zu entscheiden: Schulgeld, schlechte Vergütung und fehlende Anerkennung seien nur einige Beispiele, die den Beruf unattraktiv machten.

Vor allem aber bemängelt Renate P., dass PTA in der Apotheke kaum Entwicklungs- und Aufstiegschancen hätten. Das sehe in der Industrie anders aus; weshalb immer wieder junge PTA abwanderten. PTA spielten eine zentrale Rolle in der Apotheke, sie stellten zwei Drittel der Mitarbeiter. Renate P.: „Ohne PTA würden drei Viertel der Apotheken schließen.“

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