aposcope-Befragung

PTA-Beruf wird in 10 bis 30 Jahren aussterben Nadine Tröbitscher, 15.09.2023 10:10 Uhr

In den kommenden Jahren wird der PTA-Beruf aussterben, fürchten die Kolleg:innen.
Berlin - 

Ohne PTA geht in der Apotheke nichts. Mit rund 68.000 Kolleg:innen bilden sie die größte Berufsgruppe. Doch es mangelt an Nachwuchs. Hat der Beruf eine Zukunft? Die Antwort liefern PTA selbst in einer aktuellen Befragung.

PTA ist ein Assistenzberuf – im wahrsten Sinne des Wortes. Der Arbeitsbereich ist zwar abwechslungsreich, aber das Ende der Karriereleiter ist schnell erreicht. Zu den häufigsten Arbeiten der Woche gehören:

  • Handverkauf 99 Prozent
  • Kosmetikberatung 73 Prozent
  • Backoffice 66 Prozent
  • Herstellung von Arzneimitteln/Rezeptur 60 Prozent
  • Durchführung von pharmazeutischen Dienstleistungen 37 Prozent
  • Hilfsmittelverleih 29 Prozent
  • Rezeptkontrolle 29 Prozent
  • Couponing-Abwicklung 19 Prozent
  • Betreuung vom Außendienst 16 Prozent
  • Aktionsplanung 11 Prozent
  • Schaufensterdeko 3 Prozent

Diese vielen Tätigkeiten sollten sich im Gehalt widerspiegeln. Doch 98 Prozent der befragten PTA fühlen sich unterbezahlt. In Zahlen: Die typische PTA ist laut der Befragung 44 Jahre, weiblich, arbeitet 30 Stunden in der Woche und hat 21 Jahre Berufserfahrung. Dafür bekommt sie ein monatliches Bruttogehalt von 2583 Euro. Das sind 58 Euro über dem Tarifgehalt nach Bundesrahmentarifvertrag.

Dennoch sind 85 Prozent der Befragten mit der Berufswahl zufrieden und knapp mehr als die Hälfte (56 Prozent) kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen. Trotzdem würden nur vier von zehn PTA ihrem jüngeren Ich den Beruf empfehlen. Und sogar 27 Prozent bereuen, den Beruf gewählt zu haben.

Keine rosigen Aussichten für die Zukunft des PTA-Berufes, denn drei von zehn PTA wollen sich in naher Zukunft umorientieren und ihr Glück unter anderem in der Industrie, bei Krankenkassen oder in neuen Tätigkeiten suchen.

Wunsch und Wirklichkeit

Neben einem guten Gehalt und einem angenehmen Arbeitsklima sind PTA ein spannender Arbeitsbereich und Fortbildungen (je 97 Prozent) wichtig. Aber auch flexible Arbeitszeiten. Diese wünschen sich 96 Prozent, haben aber nur 64 Prozent. Hier kommt das Homeoffice ins Spiel. Der Wunsch von zu Hause zu arbeiten besteht bei mehr als der Hälfte der Befragten (54 Prozent), wird derzeit aber nur bei 6 Prozent umgesetzt.

Auch bei den Aufstiegschancen klaffen Wunsch und Wirklichkeit auseinander – neun von zehn PTA sind Aufstiegsmöglichkeiten wichtig, aber nur knapp die Hälfte hat derzeit die Möglichkeit die Karriereleiter hinaufzuklettern. Und auch der Wegfall der Aufsichtspflicht für bestimmte Tätigkeiten, wie sie das PTA-Reformgesetz ermöglicht, ist noch längst nicht für alle Kolleg:innen umgesetzt (gewünscht: 87 Prozent, umgesetzt: 59 Prozent).

Die Unzufriedenheit ist also nicht zu übersehen. Da wundert es nicht, dass Nachwuchs fehlt. Denn um mit den anderen Gesundheitsberufen mithalten zu können, muss die Attraktivität gesteigert werden. Hier kommt wieder das Geld ins Spiel – die Ausbildung muss zum Teil noch aus eigener Tasche finanziert werden und wird nicht vergütet. Und das bei Aussichten auf ein nicht gerade üppiges Gehalt und Angst vor Altersarmut (85 Prozent). Neun von zehn PTA sind der Meinung, dass das Gehalt Ursache für den Fachkräftemangel ist.

Wie wird der Beruf attraktiver?

Alles beginnt mit der Ausbildung. Diese soll vergütet werden, sagt ein Viertel der befragten PTA. Zudem ist eine weitere Reform nötig: Vier von zehn PTA sprechen sich für eine PTA-Grundausbildung mit optionalem anschließendem Studium für weitere Kompetenzen aus.

Außerdem sagen neun von zehn PTA, dass Zusatzausbildungen, die Verantwortungs- und Aufgabenbereiche von PTA erweitern und die Zukunft des PTA-Berufs sichern könnten. Apotheker:innen zeitweise vertreten zu dürfen und entsprechend entlohnt zu werden, wünschen sich 89 Prozent der Befragten.

Wie wird die Realität aussehen?

Die PTA in Zukunft wird:

  • in der Industrie oder bei Behörden/Krankenkassen arbeiten (74 Prozent)
  • mehr Backoffice-Tätigkeiten übernehmen (70 Prozent)
  • mehr in Teilzeit arbeiten (66 Prozent)

Aber in 10 bis 30 Jahren wird es laut 78 Prozent der befragten PTA den Beruf nicht mehr geben – sofern die Attraktivität des Berufes nicht gesteigert wird.

Zur Methodik: An der Befragung nahmen vom 10. bis 17. August insgesamt 1680 verifizierte PTA aus der PTA IN LOVE-Community teil.