Mehr Praxis, weniger Frontalunterricht – das ist die Idee der sogenannten Lernfeldmethode, nach der seit einigen Jahren immer mehr PTA ausgebildet werden. Burkhard Pölzing, Leiter der Völker-Schule in Osnabrück, war vor zwölf Jahren an der Einführung des neuen Systems in Niedersachsen beteiligt. Mit den Ergebnissen ist er zufrieden: „Das Problem, dass Praxisbezug fehlt, kennen wir nicht.“
Pölzing hatte vor der Einführung der Lernfeldmethodik eine Studie durchgeführt und untersucht, wie zufrieden Apotheker mit den frisch ausgebildeten PTA sind und umgekehrt. Das brachte ihn dazu, die Ausbildung näher an der Praxis zu orientieren. Die Inhalte der schulischen Ausbildung bleiben dieselben, sie werden lediglich anders vermittelt.
Bei der Lernfeldmethode werden verschiedene Fallkonstellationen „durchgespielt“, etwa „Beraten und Abgeben im Rahmen der Selbstmedikation“. Bei der Frage, für wen das Arzneimittel ist, wird beispielsweise diskutiert, für wen es geeignet ist, für wen nicht, und bei wem es was zu beachten gibt. „Man bringt den Schüler dazu, den Kunden zu sehen und das Arzneimittel als Mittel zum Zweck“, so Pölzing.
Ziel im Fach Selbstmedikation ist es, dass die Schüler den Beratungsbedarf des Patienten feststellen und über die Anwendung von Arzneimitteln, Medizinprodukten und apothekenüblichen Waren informieren können. Im Rahmen dieses Unterrichtsfaches lernen die angehenden PTA etwa die verschiedenen OTC-Präparate für einzelne Krankheitsbilder kennen. Im Fach „Verordnungen ausführen“ geht es darum, Rezepte richtig zu lesen, zu prüfen und zu beliefern und dabei sowohl pharmazeutische als auch juristische Klippen zu umschiffen.
Insgesamt sechs Fächer mit Lernfeldcharakter sehen die niedersächsischen Rahmenrichtlinien für die PTA-Ausbildung vor, neben der Rezept-Belieferung und der Beratung zur Selbstmedikation sind das „Dienstleistungen anbieten und erbringen“, „Arzneimittel herstellen“, „Qualität kontrollieren“ und „Bei Betriebsgestaltung und -entwicklung mitwirken“. Das Leitziel der Methode ist die Vermittlung einer beruflichen Handlungskompetenz.
„Wir bilden so aus, wie es in den Apotheken benötigt wird“, fasst Pölzing zusammen. Das geht so weit, dass an der Schule eine eigene Übungsapotheke eingerichtet wurde und die Schüler sogar lernen, mit der Software von Pharmatechnik und Awinta umzugehen. Inzwischen erhalten sie vor Beginn ihres Praktikums noch eine Intensivschulung in der Software, die in der Apotheke genutzt wird.
Die Lernfeldmethode hält Pölzing für sinnvoller als etwa eine Dualisierung der Ausbildung, bei der die Schüler schon während ihrer Schulzeit in Apotheken arbeiten. Diesem System kann er nichts abgewinnen: Die Schüler müssten sich dann um eine Ausbildungsapotheke bemühen. „Wenn Apotheker aber nicht ausbilden wollen, würde es für die Schüler noch schwieriger.“
Die Lernfeldmethode wurde 2003 in Niedersachsen eingeführt, inzwischen arbeiten laut Pölzing alle Schulen im Land mit diesem Konzept. Auch Schulen in anderen Bundesländern hätten die Methodik bereits übernommen. Neben der Umstrukturierung der Ausbildung hin zu mehr Arzneimittelberatung setzt Pölzing auf eine bessere Finanzierung und Bewerberklientel, um die Qualität der Ausbildung insgesamt zu verbessern.
Die Forderung nach mehr Kompetenzen für den Beruf teilt er nicht. Pölzing ist als Gutachter bei der Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse tätig und weiß: „Die Ausbildung ist nicht schlechter als in anderen Ländern.“ Aus seiner Sicht würden mit einer Verlängerung der Ausbildung auch nicht mehr Bewerber angesprochen.
Mit Blick auf den beginnenden PTA-Notstand in Apotheken setzt Pölzing auch auf Asylbewerber. Im kommenden Jahr wollen drei Flüchtlinge ihre Ausbildung bei ihm beginnen, bis dahin lernen sie noch Deutsch. „Sie sind dann auch bestens geeignet, Zuwanderer zu versorgen.“
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