Schuppenflechte und die Psyche Cynthia Möthrath, 27.09.2016 14:00 Uhr
Für viele Menschen ist der Sommer die schönste Zeit im Jahr. Psoriatiker hingegen können die Sonne oft nicht unbeschwert genießen, denn sobald sie kurze Kleidung tragen, werden die roten, schuppigen Hautstellen sichtbar, die oft von starkem Juckreiz begleitet werden.
Schuppenflechte ist eine erblich bedingte Hauterkrankung, die in Schüben auftritt. Der Streit mit dem Partner, Probleme im Job, ein Todesfall in der Familie: All das sind Auslöser für einen Krankheitsschub. Im Sommer kommen aber oft noch die Blicke der Mitmenschen hinzu, sobald die entzündeten Plaques sichtbar werden. Betroffene fühlen sich stigmatisiert und ausgegrenzt, sie schämen sich für ihre Haut und trauen sich manchmal kaum noch in die Öffentlichkeit.
Negative Reaktion der oft unwissenden Mitmenschen macht auch Freizeitaktivitäten bei schönem Wetter für Menschen mit Schuppenflechte zur anstrengendsten Zeit im Jahr. Viele Betroffene tragen lieber lange Kleidung um die roten Hautstellen zu verstecken.
Bei vielen Psoriatikern entwickelt sich im Laufe der Zeit eine Art Teufelskreis. Sie sind sehr auf ihre Haut fixiert, reduzieren sich selbst auf ihr Äußeres. Ihre Scham führt dazu, dass sie unter enormem Stress leiden. Der Körper schüttet Massen von Entzündungsmediatoren aus. Diese wiederum führen zu einer Verschlechterung des Hautbildes. So halten sich Haut und Psyche gegenseitig im Stress gefangen. Dies führt dazu, dass weder das Hautbild sich verbessern kann, noch die psychische Situation der Betroffenen.
Durch die massive psychische Belastung entwickeln viele Betroffene neben ihrer eigentlichen Hauterkrankung auch psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angsterkrankungen. Sie verkriechen sich zu Hause und gehen in extremen Fällen kaum noch aus dem Haus. Isolation und Rückzug, sowie mangelnde soziale Kontakte machen die Situation noch schlimmer. Suchterkrankungen und selbstverletzendes Verhalten bis hin zu Suizidgedanken können die Folge sein.
Damit das Hautbild sich verbessern kann, muss man lernen mit der Erkrankung umzugehen. Um dem Teufelskreis zu entkommen, muss man sich so akzeptieren, wie man ist, und selbstbewusst mit der Krankheit umgehen. Blicke oder Kommentare muss man entweder ignorieren oder selbstsicher kontern. Oft ist den Mitmenschen gar nicht bewusst, wie sehr Betroffene unter der Erkrankung leiden und wie sehr es sie verletzt darauf angesprochen zu werden.
Entspannungstechniken können in vielen Fällen helfen, den Stresspegel zu senken und insgesamt für eine bessere Stimmung zu sorgen. So geraten die Schuppenflechte und die mit ihr verbundenen Sorgen aus dem Zentrum der Gedanken. In schweren Fällen, vor allem aber bei Suizidgedanken oder extremer Isolation sollte in jedem Fall ein Psychologe aufgesucht werden, der den Betroffenen hilft mit der Situation besser umzugehen.