Allen Vorurteilen zum Trotz – auch Prominente werden krank und müssen in die Apotheke. Zuletzt wurden Herbert Grönemeyer und Jürgen Vogel in Apotheken gesichtet. Steht ein bekanntes Gesicht am HV, sind alle Reaktionen möglich – von peinlich berührt über völlig normal bis hin zu aufgedreht. Dem einen Apothekenmitarbeiter treibt es die Schamesröte ins Gesicht, der andere fragt direkt nach einem Autogramm. Ein dritter stottert nur noch oder bringt gar kein Wort mehr heraus und der nächste Kollege versteckt sich besser im Backoffice. Wie verhält man sich „richtig“ – wenn es das überhaupt gibt. Eine PTA berichtet.
Wer am Hotspot oder im In-Kiez Berlins arbeitet, begegnet oftmals Prominenten aus Film und Fernsehen, Musik oder Politik. Da sitzen plötzlich bekannte Schauspieler im Café am Nebentisch oder stehen in der Apothekenschlange. „Prominente sind auch nur Menschen, ich behandele alle Kunden gleich“, erzählt eine PTA aus Berlin. „Damit bin ich immer gut gefahren und die Prominenten schienen auch froh und dankbar darüber. Einige sind sogar Stammkunden in der Apotheke und haben eine Kundenkarte.“ Einmal war es etwas unangenehm: „Ich wusste der Schauspieler hat eine Kundenkarte, aber mir fiel der Name nicht ein, da musste ich fragen.“
Nach einem Selfie oder einem Autogramm würde die PTA jedoch nie fragen. Im Gegenteil: „Mir ist es auch unangenehm bei einer Kartenzahlung nach der Unterschrift zu fragen. ‚Ein Autogramm bitte.‘“
Beraten wird jeder gleich, egal ob Promi, Laufkunde, Stammkunde oder Obdachloser. „Ich nehme mir für jeden die gleiche Zeit, jeder Kunde ist wichtig. So machen das alle Kollegen. Wir machen keine Unterschiede.“ Für die gute Beratung bedankt sich am Ende jeder.
Den Umgang mit Prominenten kennt die PTA aus ihrer Arbeit in einem Restaurant in Berlin Mitte. „Dort gingen oft bekannte Gesichter ein und aus, viele von ihnen gehören zu den Stammgästen“, erzählt sie. Die Atmosphäre im Restaurant beschreibt sie als sehr familiär, das mochten viele Promis.
„Vielleicht bin ich darum in der Apotheke nicht mehr so aufgeregt, für mich ist es nichts besonderes mehr. Im Gegensatz zu den jungen Kollegen: Einige von ihnen bekommen kein Wort mehr heraus oder verstecken sich. Ist der Kunde weg, laufen sie aufgeregt nach vorne und sagen: ‚Oh, du hast gerade XY bedient, wie cool.‘“ Aber sie erkenne auch nicht immer alle Prominenten, gibt die PTA zu.
Namen der prominenten Kunden möchte die PTA nicht nennen. „Das gehört zum Datenschutz und hat auch mit Respekt und Diskretion zu tun. Ein Promi, den ich aus dem Restaurant kannte, stand einmal in der Apotheke vor mir. ‚Jetzt muss ich mir eine neue Apotheke suchen, ich will nicht dass du weißt, was ich habe‘, scherzte er.
Nicht jeder Prominente ist froh, „nicht erkannt zu werden“ und keine Sonderbehandlung zu genießen. „Es ist zwar schon einige Jahre her, aber ich erinnere mich genau und muss noch immer darüber schmunzeln: Ein Schauspieler verlangte nach einem Nasenspray, nach der vollen Beratung bezahlte er und verabschiedete sich mit den Worten ‚Ich weiß nicht ob Sie es wissen, aber ich bin Schauspieler!‘“ Wie man mit dem Thema Prominente in der Apotheke umgeht, muss jeder für sich entscheiden. „Man sollte sich aber immer so verhalten, wie man es sich in der umgekehrten Situation wünschen würde.“
Über Posts auf Facebook kann daher jeder denken, wie er will. Kommentare unter entsprechenden Beiträgen zeigen die unterschiedlichen Meinungen. Herbert Grönemeyer wurde in einer Apotheke in Bochum gesichtet, das Selfie mit dem Apotheker wurde auf Facebook gepostet – fast 800 Likes hat das Foto erhalten. Äußern wollte sich der Apotheker zu dem Post nicht. Ein Selfie mit Jürgen Vogel bekam etwa 230 Likes.
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