Schon zu Beginn der Corona-Pandemie machten Gerüchte über die Wirksamkeit von Povidon-Iod in Gurgellösungen zum Schutz vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 die Runde. Immer wieder wurde die Wirksamkeit überprüft. Nun verweisen erste Hersteller auf positive Daten aus Studien.
Normalerweise kommt Povidon-Iod in Präparaten zur Wunddesinfektion zum Einsatz. Die Lösung wird zur Vorbeugung und Behandlung von Infektionen nach Verletzungen, von infektiösen Erkrankungen des Mund- und Rachenraumes und des Zahnfleisches sowie vor und nach chirurgischen und zahnärztlichen Eingriffen angewendet. Der Wirkstoff zählt zu den sogenannten „Halogenfreisetzern“: Aus der Substanz wird nach dem Auftragen Iod freigesetzt, dieses reagiert mit der Oberfläche von zahlreichen Bakterien, Viren, Pilzen und anderen Krankheitserregern. Dabei schädigt es die Zellwand so stark, dass die Erreger absterben. Dadurch kommt es zu einem sofortigen Wirkeintritt gegen ein breites Keimspektrum.
Eine In-vitro-Studie konnte nun die Wirksamkeit von Povidon-Iod- gegen Sars-CoV-2 zeigen, wie der Betaisodona-Hersteller Hermes berichtet. Getestet wurde die viruzide Aktivität von Povidon-Iod in der Zellkultur. Dabei konnte innerhalb von nur 30 Sekunden der Titer der noch infektiösen Sars-CoV-2 Viren um 99,99 Prozent gesenkt werden. Die Autoren der Studie sehen darin einen Hinweis, dass Povidon-Iod-Präparate zur Eindämmung des Pandemiegeschehens im Zuge der Hygienemaßnahmen geeignet sind. Auch frühere Studien mit den verwandten Coronaviren Sars-CoV und Mers-CoV konnten bereits ähnliche Hinweise liefern.
Auch die Firma Kreussler vermeldet positive Daten aus Laborexperimenten mit drei unterschiedlichen Isolaten von Sars-CoV-2 und seiner Mundspüllösung Dequonal. Die enthaltenen Wirkstoffe sind hier jedoch Dequaliniumchlorid und Benzalkoniumchlorid. Für die Untersuchungen wurden die Viren in sogenannten Suspensionsversuchen mit der Lösung gemischt. Durch die Zugabe verschiedener Proteine wurden die Bedingungen der respiratorischen Sekretion im Mund- und Rachenraum simuliert. Schon nach einer Inkubationszeit von nur 30 Sekunden habe Dequonal die Virusmenge aller getesteter Sars-CoV-2 Isolate reduziert, so dass die Virustiter auf unter die experimentelle Nachweisgrenze sanken.
Im Mai verkündete bereits ein Unternehmen aus Florida, die antivirale Wirksamkeit seines Antiseptikums nachgewiesen zu haben. Um die Wirkung seines Povidon-Iod-Antiseptikums Halodine zu untersuchen, hatte das Unternehmen Veloce BioPharma gemeinsam mit dem Institute for Antiviral Research der Utah State University verschiedene Experimente in einem „Biosafety Level 3+ Labor“ durchgeführt: Dabei konnte demonstriert werden, dass das Produkt eine „schnelle antivirale Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2 gezeigt hat“. In den Untersuchungen konnte das Antiseptikum das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 deaktivieren. Auch mit Verdünnungen bis zu 1:20 der kommerziell verfügbaren Lösungen konnten ähnlich wirksame Ergebnisse gezeigt werden. „Die Resultate, die erstmalig eine Wirksamkeit gegen das Virus zeigen, das Covid-19 verursacht, sind für uns extrem ermutigend“, erklärte Dr. Samuel Barone von Veloce BioPharma.
„Diese Studie zeigt, dass auch eine ungiftige Lösung für Mund und Nase wirksam gegen Sars-CoV-2 sein kann. Es handelt sich um das erste Antiseptikum auf Iodbasis, das je belegen konnte, aktiv gegen den Virus zu sein, der Covid-19 verursacht“, sagte Hauptautor Dr. Jesse Pelletier von der Ocean Ophthalmology Group. „Da wir jetzt endlich die Wirksamkeit von Povidon-Iod-Lösungen gegen Sars-CoV-2 bewiesen haben – ohne Gefährdung der Schleimhäute – können wir sie in unsere Anstrengungen aufnehmen, die Übertragung von Covid-19 zu bremsen.“ Ursprünglich wurde die Lösung gemeinsam mit Ärzten für die wiederholte Verabreichung in Mund und Nase entwickelt.
Zu Beginn der Pandemie stieg auch in Deutschland die Anfrage in den Apotheken nach iodhaltigen Gurgellösungen. Vor allem Betadine von Mundipharma rückte dabei in den Fokus. Das Präparat ist jedoch nur in der Schweiz unter dem Namen auf dem Markt. Laut Gebrauchsinformation handelt es sich dabei um ein desinfizierendes Konzentrat zum Gurgeln und Spülen des Mund- und Rachenraumes. Es soll Bakterien, Pilze, Viren und andere Infektionsauslösende Erreger abtöten. Grund für die erhöhte Nachfrage vor rund zwei Monaten waren kursierende Nachrichten über WhatsApp in denen ein italienischer Arzt das Präparat angepriesen hatte. Zur Prävention gab er folgenden Ratschlag: „Es wird empfohlen, mit Betadine zu gurgeln, um Keime zu entfernen oder zu minimieren, während sie sich noch im Hals befinden, bevor sie in die Lunge tropfen.“
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