Pollakisurie

Problem hyperaktive Blase

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Berlin -

Die hyperaktive Blase – auch Reizblase genannt – ist für Betroffene ein sehr unangenehmes Problem. Die Lebensqualität kann extrem eingeschränkt sein, was auf Dauer zu Ängsten und Depressionen führen kann. Vor allem Frauen im fortgeschrittenen Alter sind häufig davon betroffen.

Da die Blase durch die Muskulatur sehr dehnbar ist, kann sie ungefähr 500 Milliliter Harn fassen. Bei circa 250 bis 300 Milliliter meldet sie jedoch schon, dass es Zeit wird, sie zu entleeren.

Die Ursachen für eine Reizblase sind bis heute nicht vollständig geklärt. Meistens handelt es sich bei der Diagnose „Reizblase“ um eine Ausschlussdiagnose, wenn keine organische Ursache gefunden werden konnte. Bisher bekannte Ursachen sind chronische oder wiederkehrende Infektionen der Harnwege, ein lokaler Östrogenmangel, eine Überreizung der Blasenmuskulatur durch fehlerhafte Reizweiterleitungen, aber auch Stress und emotionale Belastungen können eine Rolle spielen. Bei älteren Frauen kommt meist eine nachlassende Beckenmodenmuskulatur hinzu.

Die Reizblase kann aber auch infolge von ernsthaften Grunderkrankungen wie Multipler Sklerose, Schlaganfällen oder Morbus Parkinson auftreten. Ebenso können verschiedene Medikamente der Auslöser sein.

Betroffene werden in der Regel durch häufigen starken Harndrang gequält, der oft auch plötzlich auftreten kann. In schweren Fällen kommt es deshalb manchmal zum unkontrollierten Abgang von Harn. Aus der Reizblase kann sich daher auch eine Dranginkontinenz entwickeln.

Charakteristisch sind trotz des starken Harndrangs nur kleinste Harnmengen, die abgesetzt werden können. Oft leiden die Betroffenen auch unter krampfartigen Schmerzen beim Wasserlassen, die vor allem gegen Ende des Urinierens auftreten. Da der Harndrang auch nachts vermehrt auftritt, ist oft auch die Schlafqualität gemindert.

Die Symptome klingen nach einer klassischen Blasenentzündung. Jedoch ist die Reizblase unbedingt von der Zystitis zu unterscheiden, wie Untersuchungen auch schnell ergeben können. Bei der Reizblase finden sich zum Beispiel keine Bakterien im Urin. Auch Blut im Urin oder Fieber treten nicht auf. Ebenso klagen Reizblase-Patienten nicht über Brennen beim Wasserlassen, sondern eher über krampfartige Schmerzen.

Es sollte aber neben einer Urinuntersuchung auch ein Abstrich durchgeführt werden, sowie bei Männern die Prostata beziehungsweise bei Frauen die Gebärmutter auf Veränderungen untersucht werden. Eine Absenkung der Gebärmutter sowie eine Vergrößerung der Prostata können auch zu den Symptomen führen.

Da es für die Reizblase oft keine organischen Ursachen gibt, wird sie in der Regel symptomatisch behandelt. Bei einem nachgewiesenen lokalen Östrogenmangel können östrogenhaltige Lokaltherapeutika zum Einsatz kommen. Auch Spasmolytika können die Beschwerden lindern. Desweiteren können Anticholinergika eingesetzt werden, da sie bestimmte Rezeptoren am Blasenmuskel blockieren und so die Aktivität herabsetzen. Jedoch führen diese häufig zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Verstopfung, Tachykardie, Übelkeit und Sehstörungen. In diesen Fällen muss sorgfältig abgewogen werden, ob sich die Einnahme lohnt.

Neben der medikamentösen Therapie können auch einige Verhaltensumstellungen die Beschwerden lindern. Vielen Betroffenen hilft gezielte Beckenboden-Gymnastik oder das Trainieren der Blasenmuskulatur. Der Besuch beim Physiotherapeuten kann Betroffenen helfen, einen festen Ansprechpartner zu haben, zu dem sie ein Vertrauensverhältnis aufbauen können.

In diesem Rahmen können auch gezielte Übungen zur Stärkung der Blasen- und Beckenbodenmuskulatur gelernt werden. Gerade zu Beginn der Diagnosestellung kann eine Art Tagebuch helfen, in dem die Häufigkeit, die abgesetzte Harnmenge und die auftretenden Schmerzen dokumentiert werden.

Betroffene neigen oft dazu, weniger zu trinken, um nicht zur Toilette gehen zu müssen. Das wiederum begünstigt jedoch Harnwegsinfektionen. Es sollte stattdessen regelmäßig über den Tag verteilt getrunken werden und zum Abend hin auf harntreibende Getränke wie Kaffee verzichtet werden, damit die Nachtruhe nicht gestört wird.

Generell gilt: Je früher die Diagnose gestellt wird, umso besser kann die Reizblase behandelt und einer Verschlimmerung vorgebeugt werden. Deshalb lohnt es, offen mit dem Thema umzugehen und Betroffenen die Scheu zu nehmen.

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