Auf die Grundlage kommt es an Dr. Kerstin Neumann, 02.03.2016 14:21 Uhr
Polidocanol, auch Thesit oder Lauromacrogol genannt, ist ein gern verordneter Arzneistoff zur Stillung von Juckreiz. Auf den ersten Blick erscheint das Mittel als leicht zu verarbeiten – doch wenn nicht aufgepasst wird, kann der Patient nach wenigen Tagen eine böse Überraschung erleben: Die Creme bricht und ist nicht mehr zu verwenden. Damit das nicht passiert, muss darauf geachtet werden, dass die passende Salbengrundlage verwendet wird. Nicht jede ist geeignet.
Polidocanol wird häufig in Kombination mit Harnstoff verordnet. Die in der Regel verwendeten Konzentrationen liegen zwischen 2 und 10 Prozent, angewendet wird die Rezeptur mehrmals täglich. Das Mittel besitzt nicht nur juckreizstillende und lokalanästhetische Eigenschaften – der Wirkstoff ist gleichzeitig ein Emulgator. Seine grenzflächenaktiven Eigenschaften sind allerdings nicht nur positiv – sie können auch dazu führen, dass bereits bestehende Emulsionen der Salbengrundlage aufgelöst werden und die Wasserphase austritt. Dann wird die Rezeptur unbrauchbar.
Die Rezeptursubstanz selbst ist ein Gemisch aus Macrogolethern und Fettalkoholen. Je nach Umgebungstemperatur kann sich Polidocanol in eine feste und eine flüssige Phasen teilen. Daher sollte die Substanz am besten im Kühlschrank aufbewahrt werden. Wenn eine Entmischung bereits aufgetreten ist, kann das Problem durch vorsichtiges Aufschmelzen im Wasserbad bei maximal 50 Grad behoben werden. Bei der Verarbeitung sollte mit Schutzbrille gearbeitet werden: Polidocanol reizt die Augen.
Für eine problemlose Verarbeitung ist die richtige Wahl der Salbengrundlage sehr wichtig. Wenn der Arzt auf dem Rezept eine unbrauchbare Grundlage vermerkt, sollte man unbedingt Rücksprache halten und eine Alternative vorschlagen, damit der Patient seine Rezeptur über den gesamten Verordnungszeitraum korrekt anwenden kann. Hydrophile Grundlagen sind dabei meist weniger anfällig. Als gut verwendbar gilt beispielsweise die Basiscreme DAC, die über einen längeren Zeitraum ausreichend stabil bleibt. Um Klümpchenbildung bei der Herstellung zu vermeiden, hilft es, wenn die Grundlage komplett vorgelegt und nicht anteilig mit Polidocanol verrieben wird.
Sollen lipophile Cremes verwendet werden, muss darauf geachtet werden, dass der Wasseranteil sehr gering ist. Standardisierte Grundlagen machen dabei das Leben deutlich einfacher. Sofern aus ärztlicher Sicht möglich, kann man sich hier mit den Rezepturen des NRF für die hydrophobe Polidocanol-Creme 5 Prozent gut behelfen.
Wollwachsalkoholsalbe (Eucerinum anhydricum) ist beispielsweise gut geeignet, um Polidocanol zu verarbeiten. Vorsicht allerdings, wenn es sich um die wasserhaltige Wollwachsalkoholsalbe, Eucerinum cum aqua, handelt: Diese besitzt einen Wasseranteil von 50 Prozent. Die Emulsion wird durch Zugabe des Wirkstoffes empfindlich gestört, es kommt zum Brechen der Salbe.
Besondere Aufmerksamkeit muss bei lipophilen Grundlagen an den Tag gelegt werden, denen Wasser zugemischt werden muss. Unguentum Cordes ist eine Grundlage, die häufig in Polidocanol-Rezepturen verwendet wird. Bis zu 10 Prozent des Wirkstoffes können problemlos verarbeitet werden. Wenn allerdings Wasser zugemischt wird, kann auch diese Salbe brechen. Je nach Konzentration der Wasserphase tritt das Problem jedoch erst nach einigen Tagen auf. Man spricht in diesem Fall von einer versteckten Inkompatibilität – die Rezeptur ist zunächst zwar weicher als zuvor, aber nicht auffällig. Der Patient kann jedoch die Rezeptur nicht dauerhaft anwenden und beschwert sich. Um das zu verhindern, sollte ein Wasseranteil von 30 Prozent nicht überschritten werden.