Ein Fünkchen Hoffnung für PKA Eugenie Ankowitsch, 05.05.2017 10:23 Uhr
Schließende Schulen, sinkender Bedarf, niedrige Gehälter – PKA haben scheinbar wenig Zukunft in öffentlichen Apotheken. Während PTA händeringend gesucht werden, halten viele Apotheker PKA für entbehrlich. Droht der kaufmännische Apothekenberuf früher oder später aus der öffentlichen Apotheke zu verschwinden?
Zunächst die harten Fakten: In den vergangenen Jahren verringerte sich die Zahl der Ausbildungsplätze deutlich – von 5438 im Jahr 2010 auf 3724 in 2015. Das entspricht einem Rückgang um fast ein Drittel. Auch die Zahl der in Apotheken beschäftigten PKA ist seit Jahren rückläufig: Waren vor zehn Jahren noch 38.355 PKA beschäftigt, konnten im vergangenen Jahr nur noch 33.193 Mitarbeiter eine entsprechende kaufmännische Ausbildung vorweisen, ein Rückgang um mehr als 13 Prozent.
Auch PKA-Schulklassen werden bundesweit immer kleiner. In Ostdeutschland wird nach Angaben von Adexa fast gar nicht mehr ausgebildet. So existiert in Mecklenburg-Vorpommern nach Informationen der Gewerkschaft nur noch eine einzige Schule mit einer Klasse von maximal fünf PKA-Schülerinnen. Die Lehrkräfte an den Schulen seien entsprechend frustriert, weil sie die Klassen nicht voll bekommen. „Das ist gerade nach der aufwendigen Ausbildungsnovellierung bedauerlich, bei der die Kompetenzen des PKA-Berufsnachwuchses noch stärker an den Bedarf der öffentlichen Apotheke angepasst wurden”, sagte Michaela Freudenfeld, Leiterin des Referats Schulen & Unis bei Adexa.
Ulla Odendahl, Fachgruppenleiterin PKA und Vorsitzende der Adexa-Landesgruppe in Bremen, hält die Reform der PKA-Ausbildung dennoch für einen Schritt in die richtige Richtung. Man dürfe allerdings nicht damit rechnen, dass das Berufsbild sich nach der Reform schlagartig verändert. Hoffnungsvoll stimme, dass trotz vieler Probleme an den Schulen sich zumindest in Westdeutschland zarte Entspannungstendenzen zeigten.
So hätten sich in Bremen im aktuellen Ausbildungsjahr mehr als doppelt so viele junge Frauen für eine Ausbildung als PKA als noch im Jahr zuvor entschieden. Nach Angaben der Landesapothekerkammer haben im August 2015 lediglich neun, im vergangenen Jahr dagegen 22 junge Frauen ihre PKA-Ausbildung begonnen. „Wir waren auch etwas überrascht, dass das Interesse so groß war”, gibt Odendahl zu.
Häufig ist von einem Imageproblem des Ausbildungsberufes die Rede. Das Berufsprofil einer PKA sei nicht attraktiv genug: ein Frauenberuf, der schlecht bezahlt und daher ab mittlerer Reife aufwärts nicht attraktiv ist, eine Ausbildung in Klein(st)betrieben, die oft zu wenig Zeit und Interesse für eine gründliche Anleitung haben, fehlende Aufstiegs- und wenig Einsatzmöglichkeiten für die erworbenen Kompetenzen. Sogar Arbeitsagenturen sollen laut Adexa teilweise nicht für den Beruf werben, weil die Arbeitsbedingungen als zu wenig attraktiv gelten.
Da wäre zum einen die gläserne Decke, an die PKA in öffentlichen Apotheken ziemlich schnell stoßen. Vielen PKA-Schülerinnen geht es laut Odendahl aber nicht um die große Karriere. Für größere Zufriedenheit der PKA mit ihrer Arbeit würde schon helfen, wenn Apotheker ihnen mehr Verantwortung übertragen würden. Sie könnten zum Beispiel Einkaufsverhandlungen führen, Preiskalkulationen im Verkauf übernehmen, bei der vorbereitenden Buchhaltung mitarbeiten, Qualitätsmanagement und Marketingmaßnahmen durchführen bis hin zur Kosmetikberatung.
Ein weiteres Manko, das viele junge Frauen abschreckt, ist die vergleichsweise schlechte Bezahlung. Neben Image, Verantwortung und Arbeitszeiten spielt eben auch das Gehalt eine entscheidende Rolle bei der Auswahl des Ausbildungsberufes. Das Einstiegsgehalt der PKA in Apotheken liegt bei 1710 Euro. Nach 14 Jahren im Beruf bekommen sie mit 2095 Euro nur unwesentlich mehr. Innerhalb öffentlicher Apotheken haben PKA kaum eine Chance, besser bezahlte Jobs zu übernehmen. PKA, die aufsteigen und besser verdienen wollen, müssen die Apotheken verlassen und in die Industrie gehen.
Bei den Tarifgehältern von Adexa handele es sich um Basisgehälter, auf deren Grundlage individuelle Vereinbarungen getroffen werden können und sollen, betont Odendahl. „PKA müssen das Selbstbewusstsein haben, eigene Gehälter zu verhandeln.” Ohnehin würden die meisten Apotheker ihren PKAs zehn Prozent über dem Tarif bezahlen.
Doch die jungen PKA haben keine optimale Verhandlungsposition. Denn vor allem Inhaber kleinerer Apotheken glauben inzwischen, ohne PKA auskommen zu können. In einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC aus dem Jahr 2015 hielten 40 Prozent der Befragten den PKA-Beruf für ersetzbar. Auch andere Umfragen und Statistiken kommen zu ähnlichen Ergebnissen.
Viel lieber stellen Apotheker PTA ein, weil sie neben der Warenwirtschaft auch im Labor oder im HV ohne Einschränkungen eingesetzt werden können. Bleibt der Kundenansturm zeitweise aus, müssen sie Medikamente bestellen, Lieferungen des Großhandels bearbeiten und das Lager pflegen. Tätigkeiten rund um Personal und Betriebswirtschaft, für die PKA eigentlich prädestiniert wären, werden eben vom Chef erledigt oder landen bei externen Dienstleistern.
Und so sind PTA gefragter denn je und werden händeringend gesucht. Darin liegt aus Sicht von Odendahl eine große Chance für PKA, aus dem Schatten zu treten und eine Position im Apothekenteam zu übernehmen, die ihnen gebührt. Der Druck auf Apotheker, pharmazeutisch geschultes Personal auch im pharmazeutischen Bereich einzusetzen, wächst. „In absehbarer Zukunft wird sich kaum ein Apotheker leisten können, PTA für PKA-Aufgaben einzusetzen”, so Odendahl. Auch die Tendenz zu größeren Apotheken, Filialisierung und Apothekenverbünden biete einige Chancen für die Aufwertung des Berufsbildes.
Doch noch scheint es sich bei den Apothekern nicht herumgesprochen zu haben. Bei einer aktuellen Umfrage, bei der Marktforscher nach Prioritäten der Apotheker für das Jahr 2017 gefragt haben, geht es nur am Rande um Personalfragen. Und wer sich mit Personalentwicklung doch beschäftigen will, will vor allem vakante Apothekerstellen besetzen. Nur 15,2 Prozent aller Chefs denken an PTA. Neue PKA haben bei 4,1 Prozent aller Inhaber oberste Priorität, und PKA-Ausbildungsplätze stehen nur bei 2 Prozent aller Befragten ganz oben auf der Agenda.
Doch das entmutigt die Adexa-Fachgruppenleiterin nicht. Sie setzt vielmehr auf die 41 Prozent der Befragten, die bei der APOTHEKE ADHOC-Umfrage angaben, dass Apothekeninhaber unbedingt mehr PKA ausbilden sollten. Immerhin 16 Prozent sahen in der Ausbildung von eigenen Mitarbeitern einen Vorteil im Wettbewerb. „Gutes Personal ist schwer zu finden“, antworteten sie. Demnach ist die Einstellung von Azubis eine gute Gelegenheit, an der Qualität der Mitarbeiter zu feilen.