PKA-Beruf vom Aussterben bedroht Eugenie Ankowitsch, 01.12.2017 10:34 Uhr
3654 junge Menschen haben laut Statistischem Bundesamt (Destatis) im vergangenen Jahr eine Ausbildung zum Pharmazeutisch-Kaufmännischen Angestellten (PKA) absolviert. Nachdem die Zahl 2014 einen vorläufigen Tiefstand erreicht hat, zeigen sich in den vergangenen zwei Jahren zarte Stabilisierungstendenzen. Was die Zahl der neuen Azubis angeht, wurde allerdings der vorläufige Tiefpunkt erreicht: Nur 1302 junge Menschen haben sich 2016 für den Beruf entschieden. Zu den Sorgenkindern gehört nach wie vor Thüringen. Dort wollte im vergangenen Jahr niemand eine Laufbahn als PKA einschlagen.
Im zweiten Jahr in Folge stieg die Anzahl der PKA-Schüler leicht: Nachdem 2014 mit 3609 Azubis vorerst der niedrigste Wert überhaupt erreicht wurde, stieg die Zahl 2015 leicht auf 3624 und im vergangenen Jahr auf 3654. Damit befanden sich zum Stichtag 3453 Frauen und 201 Männer in der Ausbildung zu PKA. Auch konnten sich die Apotheken über Nachwuchskräfte freuen: 1128 von 1200 im vergangenen Jahr zur Prüfung angetretenen PKA-Schülern haben sie auch bestanden.
Spitzenreiter ist Schleswig-Holstein. Dort befanden sich im vergangenen Jahr insgesamt 129 jungen Menschen in der PKA-Ausbildung. Auch in den neuen Bundesländern gibt es nach wie vor besonders wenige PKA-Azubis: In Brandenburg 63, in Sachsen und Sachsen-Anhalt jeweils 36 und in Mecklenburg-Vorpommern 18. Schlusslicht ist Thüringen, wo letztes Jahr gerade einmal drei Azubis ihre PKA-Ausbildung absolvierten. Zwei von ihnen haben mittlerweile abgebrochen.
In den alten Bundesländern sieht das Bild etwas erfreulicher aus. In Nordrhein-Westfalen werden nach wie vor deutschlandweit die meisten PKA ausgebildet: 957 angehende PKA befanden sich dort 2016 in Ausbildung. An zweiter Stelle folgt Bayern mit 681 Azubis, dahinter liegen Baden-Württemberg mit 540, Hessen mit 432, Rheinland-Pfalz mit 255 und Niedersachsen mit 222 PKA-Schülern.
Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge schwankt seit einigen Jahren nur wenig. Hatten sich 2013 insgesamt 1314 junge Menschen für die PKA-Ausbildung entschieden, waren es im vergangenen Jahr noch 1302. Doch eine Langzeitbetrachtung offenbart: Noch nie haben sich so wenige junge Menschen für eine PKA-Ausbildung entschieden. 2003 hatten noch 1951 Schüler eine PKA-Ausbildung angefangen.
Auf Länderebene führt dieser Rückgang dazu, dass beispielsweise in Sachsen im Jahr 2016 nur noch zwölf Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden, 1996 waren es noch 93. Damit ist die PKA-Ausbildung in Sachsen akut gefährdet. Noch düsterer sieht es in Thüringen aus. In der Ausbildungsstatistik vom Destatis werden keine Angaben dazu gemacht: Auf Nachfrage von APOTHEKE ADHOC teilte die Kammer mit, dass in 2016 in dem Bundesland kein einziger Neuvertrag abgeschlossen wurde.
Eine Schule, die eine PKA-Ausbildung anbietet, gibt es nach Auskunft der Kammer ohnehin seit Jahren nicht. Die wenigen verbliebenen Interessenten müssten auf andere Bundesländer ausweichen und die Schulen in Halle, Coburg oder Göttingen besuchen. 2017 haben nach Angaben der Kammer drei junge Thüringer eine PKA-Ausbildung angefangen. Zwei von ihnen seien aber in Sachsen-Anhalt als Schüler gemeldet und werden statistisch dem Nachbarland zugeschlagen.
Auch sonst führte die geringe Anzahl der Ausbildungsverträge in den vergangenen Jahren vielerorts dazu, dass die notwendigen Klassenstärken nicht mehr erreicht wurden und ganze Ausbildungsjahrgänge ausfielen. In Sachsen kann man beispielsweise die PKA-Ausbildung nur noch an einer einzigen Berufsschule machen, dem BSZ für Gesundheit und Sozialwesen in Dresden.
Mit 672 Schülern sind mehr als die Hälfte der Neu-Azubis 18 Jahre alt oder jünger. Immerhin 159 der Frauen und Männer, die sich im Jahr 2016 für eine PKA-Ausbildung entschieden haben, sind 24 Jahre alt oder älter. Die meisten von ihnen (816) verfügten über einen Realschul- oder vergleichbaren Schulabschluss.
Die Statistik offenbart auch, dass relativ viele Verträge wieder vorzeitig gelöst werden. Im vergangenen Jahr entschieden sich insgesamt 279 PKA-Schüler, 255 Frauen und 24 Männer, ihre Ausbildung abzubrechen, 174 davon bereits im ersten Ausbildungsjahr oder sogar noch in der Probezeit. In zweiten und dritten Ausbildungsjahr war die Abbruchsquote mit je 54 und 51 vorzeitig aufgelösten Verträgen deutlich niedriger.