Notfallkontrazeptiva bei GZSZ

Pille danach: „Hormonüberdosis für Schlampen“?

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Berlin -

PTA und Apotheker wissen, dass die Beratung zur Pille danach ein hohes Maß an Empathie und Feingefühl erfordert, denn oft sind die hilfesuchenden Frauen verunsichert oder gar gehemmt. In einer Folge der Daily Soap Gute Zeiten Schlechte Zeiten (GZSZ) war davon in der vergangenen Woche jedoch nichts zu spüren. Viele PTA sind erbost: Jungen Frauen werde ein falsches Bild vermittelt, findet auch der Originalhersteller HRA Pharma.

Alles beginnt mit einer klassischen Verhütungspanne: Die 16-jährige Merle und ihr Freund Jonas hatten Sex, dabei ist das Kondom gerissen. „Was mach ich denn jetzt?“, fragt Merle ihren Freund hilflos. „Ich habe noch nicht mal Abi, ich kann jetzt kein Kind kriegen.“ Dieser geht naiv an die Sache heran: „Wann hattest du denn das letzte Mal deine Tage? Man kann doch nur an ein paar Stunden oder Tagen im Monat schwanger werden“, meint er.

Apotheke verweigert Abgabe

Doch für Merle steht fest: „Ich hol mir die Pille danach!“ Ihr Freund ist sichtlich überrascht. „Und das kann man so einfach?“, fragt er. „Ich hoffe es – sonst sitzen wir in der Scheiße“, antwortet Merle. Als die beiden die Apotheke verlassen, sind sie aufgebracht: „Sag mal die spinnt doch, für wen hält die sich?!“, meint Jonas. „Was quatscht die denn noch groß rum? Warum tut sie so als wären wir zu blöd zum Verhüten?“, fragt er wütend.

Nach einem offenbar ausführlichen, aber nicht sonderlich feinfühligen Gespräch hat Merle die Pille danach von der Apotheke nicht ausgehändigt bekommen. Stattdessen soll sie ihren Frauenarzt aufsuchen, der jedoch im Urlaub ist. Hilflos suchen beide nach einer Lösung für ihr Problem. „Hoffentlich sind die bei der anderen Apotheke anders drauf“, meint Merle. Doch Jonas hat eine andere Idee: Er bittet eine gemeinsame Freundin, das Medikament zu besorgen.

Doch auch sie ist erbost, als sie aus der Apotheke kommt: „Die Alte hat doch den Arsch offen, wie redet die bitte mit einem?! Da kommt man mit einem Problem zu der und die behandelt einen als wäre man eine Schlampe.“ Dennoch hatte Emily Erfolg: Sie überreicht der verunsicherten Merle die Pille danach, weist jedoch auf die Risiken hin. „Das ist keine Pille, das ist eine Hormonüberdosis – es kann sein, dass es dir danach schlecht geht.“ Und so kommt es auch: Kurze Zeit später findet sich Merle vor Schmerzen gekrümmt auf dem Sofa wieder.

Falsches Bild der Apothekenberatung

Viele PTA und auch der Originalhersteller HRA Pharma sind empört darüber, wie die Thematik der Pille danach in der Soap behandelt wurde. „Diese Darstellung wird auch der Mehrheit der Apotheker und PTA, die richtig beraten, sicher nicht gerecht“, meint HRA Pharma. „Leider werden im Verlauf der Handlung viele Aspekte, die mit dem Kauf und der Einnahme der Pille Danach in Zusammenhang stehen, sehr negativ dargestellt.“

„Wir sind sehr bestürzt darüber, dass eine Sendung, die von vielen jungen Mädchen geschaut wird, das Thema Notfallverhütung sowie die Apotheken als kompetente Berater in einem so schlechten Licht darstellt wurden und Falschinformationen verbreitet“, so der Originalhersteller. „Zum einen entsteht der Eindruck, dass man als Kundin in der Apotheke abfällig und ‚wie eine Schlampe‘ behandelt wird. Außerdem wird die Pille Danach als ‚Hormonüberdosis‘ bezeichnet.“

Nach der Einnahme der Pille danach wird Merle zudem beglückwünscht: „Die gute Nachricht ist: Du wirst nicht schwanger.“ Unklar ist jedoch, ob das Medikament überhaupt noch rechtzeitig vor dem Eisprung eingenommen wurde. Denn in einem vorherigen Dialog erwähnte die 16-jährige, dass ihre letzte Periode ungefähr zwei Wochen her gewesen sei. „Anstatt richtig zu recherchieren und junge Frauen aufzuklären, wird ihnen Angst gemacht. So überlegen sie sich nach einer Verhütungspanne erst recht, ob sie sich in die Apotheke trauen“, meint HRA Pharma. „Apotheker und PTA machen einen tollen Job in der Beratung zur Pille Danach und dürfen sich von solchen Falschdarstellungen nicht verunsichern lassen.“

Die Beratung zur Pille danach sollte grundsätzlich mit viel Feingefühl, vor allem aber vorurteilsfrei erfolgen. Im Idealfall wird mit der betroffenen Frau persönlich gesprochen, da Partner oder Angehörige die umfassenden Fragen häufig nicht beantworten können.

Folgende Punkte sollten in jedem Fall in die Beratung eingeschlossen werden:

  • Wie lange liegt die Verhütungspanne zurück? Wirkspannen der Wirkstoffe beachten: Bis 72 Stunden – Levonorgestrel oder Ulipristalacetat, zwischen 72 und 120 Stunden – Ulipristalacetat
  • Wann war die letzte Periode? Um Zeitpunkt des Eisprungs zu ermitteln, circa 10-14 Tage nach Zyklusbeginn
  • Aufklärung über den Wirkmechanismus (Eisprungverschiebung)
  • Hinweis auf die schnellstmögliche Einnahme, eventuell Einnahme vor Ort anbieten
  • Keine wiederholte Anwendung innerhalb eines Menstruationszyklus
  • Unverträglichkeiten gegenüber dem Wirkstoff bekannt?
  • Eventuell bestehende Schwangerschaft?
  • Bei Einnahme in der Stillzeit – Stillpause einhalten: Levonorgestrel 8 Stunden, Ulipristalacetat 1 Woche
  • Bestehende Vorerkrankungen z. B. Asthma Stufe 4, Lebererkrankungen, Thrombosen
  • Welche Medikamente werden eingenommen? Auf Wechselwirkungen achten!
  • Hinweis auf mögliche Nebenwirkungen
  • Wirkverlust bei Durchfall und Erbrechen nach der Einnahme
  • Hinweis auf die zusätzliche Verhütung für die restliche Zyklusdauer
  • Mögliche Verschiebung der nächsten Blutung
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