Notfallverhütung

PiDaNa-Panne bei Netflix-Serie Eugenie Ankowitsch, 11.01.2018 14:44 Uhr

Berlin - 

Den Machern der US-Netflix-Serie „Black Mirror“ ist ein schwerer inhaltlicher Fehler unterlaufen: In der Episode „Arkangel“ verabreicht eine Mutter ihrer schwangeren Tochter heimlich die „Pille danach“. Die 15-Jährige verliert daraufhin ihr ungeborenes Kind. Nach Erscheinen der Folge hagelte es vor allem seitens der Ärzteschaft harsche Kritik. Die Darstellung sei problematisch, weil sich viele Menschen mit der genauen Funktionsweise des Notfallkontrazeptivums ohnehin nicht auskennen würden.

Die vierte Staffel der Science Fiction-Serie „Black Mirror“ ist seit Kurzem auf Netflix verfügbar. In den einzelnen Episoden werden erschreckende Visionen unserer Zukunft gezeichnet. Normalerweise erntet die Serie gute Kritiken. Doch die zweite Folge der aktuellen Staffel namens „Arkangel“ hatte einen gravierenden inhaltlichen Fehler vorzuweisen.

Eigentlich geht es in der von Jodie Foster inszenierten Episode um Überwachung. Eine Mutter lässt ihrer kleinen Tochter einen Chip implantieren, über den sie ihre Tochter orten kann. Die neue Technik wartet allerdings mit weiteren Funktionen auf: Sie überwacht verschiedene Körperfunktionen des Kindes, zum Beispiel das Stresslevel. Im Laufe der Episode trifft sich die inzwischen 15-Jährige mit Freunden an einem See, kifft und hat schließlich Sex mit einem jungen Mann aus der Schule. Es kommt, wie es kommen muss: Sie wird schwanger, was auch ihre Mutter – der neuen Technik sei dank – mitbekommt. Statt mit ihrer Tochter zu reden, kauft sie in einer Apotheke die „Pille danach“ und mischt sie heimlich in den Frühstücks-Smoothie des Mädchens.

Sie muss sich daraufhin in der Schule übergeben und lässt sich von einer Ärztin untersuchen. Die macht einige Tests und stellt schließlich fest, dass die Tablette die Ursache für die Beschwerden der jungen Frau war. Außerdem habe sie durch die Pille ihr ungeborenes Kind verloren. „Du bist nicht mehr schwanger", sagt die Ärztin und unterstellt dem Mädchen, sie habe die Pille bewusst genommen, um die Schwangerschaft zu beenden.

Diese Darstellung der Funktionsweise der „Pille danach“ rief vor allem unter den Ärzten große Empörung hervor. Der Irrtum sei deshalb so problematisch, da sich einige Menschen mit der genauen Funktionsweise ohnehin nicht auskennen würden. Laut einer Emnid-Umfrage aus dem Jahr 2016 hatten 58 Prozent der Befragten ein ausreichendes Wissen über die „Pille danach“ als Notfallverhütung. Immerhin 17 Prozent glaubten, dass die „Pille danach“ eine Abtreibung bewirkt. Netflix patzte also bei einem Thema, über das ohnehin viele Mythen und Halbwahrheiten kursieren.

Auch eine Sprecherin des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF) betonte auf Anfrage des „Stern“, dass die „Pille danach“ zwar Übelkeit und Erbrechen auslösen, aber die Schwangerschaft keineswegs abbrechen könne. In Deutschland seien außerdem Medikamente zum Schwangerschaftsabbruch nicht in Apotheken erhältlich. Diese bekommen Frauen von den Ärzten und müssen sie meistens noch in der Praxis einnehmen. Für die Darstellung in „Black Mirror“ fällt die BVF-Expertin ein vernichtendes Urteil: „totaler Quark“.

Auch bei HRA Pharma ärgert man sich über die Darstellung von „Pille danach“. Das Pharmaunternehmen stellt EllaOne her, eines der beiden in Deutschland zugelassenen Präparate. „Davon abgesehen, dass die Wirkung vollkommen falsch dargestellt wird, wird weiter das Klischee verbreitet, Anwenderinnen seien vor allem junge, betrunkene oder bekiffte Frauen“, sagt Geschäftsführer Klaus Czort. Außerdem suggeriere die Serie, dass die Einnahme des Notfallkontrazeptivums mit schweren Nebenwirkungen verbunden sei. Das aber sei nicht der Fall.