Pharmaziestudium ohne Abitur Deniz Cicek-Görkem, 02.03.2017 13:28 Uhr
Zwischen Rezeptur und HV-Tisch suchen auch PTA ohne Abitur eine neue Herausforderung im Studium. Mehr Verantwortung zu übernehmen um damit auch mehr Geld zu verdienen, ist für viele der nächste Schritt zur Selbstverwirklichung. Ein Pharmaziestudium nach der PTA-Ausbildung? Der Vorteil liegt auf der Hand: Als PTA ist man bestens mit den Abläufen der Apotheke vertraut. Voraussetzung für ein Pharmaziestudium ist nicht immer die allgemeine Hochschulreife. Es gibt viele Universitäten, die für beruflich Qualifizierte eine Zulassung ohne Abitur anbieten.
Eine bundesweit einheitliche Vorschrift zum Thema „Studieren ohne Abitur“ gibt es nicht, denn das Hochschulwesen wird von den Bundesländern geregelt. Entsprechend heterogen ist die Umsetzung an den Unis: Manche wollen unbedingt das Abitur sehen, andere vertrauen auf Berufserfahrung und Fortbildung.
An 18 von 22 Universitätsstandorten steht qualifizierten PTA die Tür zum Studium offen. Bundesweit können die Interessenten in fast allen Bundesländern Pharmazie ohne Abitur studieren, Ausnahmen bilden Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. In Brandenburg gibt es derzeit keine pharmazeutische Fakultät.
In NRW bieten alle Pharmazie-Standorte die Möglichkeit, ohne Abitur zu studieren. Die Universitäten Bonn, Düsseldorf und Münster fordern eine mindestens zweijährige Berufsausbildung, zusammen mit drei Jahren Berufserfahrung. Die beiden erst genannten Universitäten fordern zusätzlich das Bestehen einer Zugangsprüfung. Danach entscheiden die Hochschulen, ob eine fachliche Entsprechung vorliegt. In Münster dagegen wird der Bewerber in das Bewerberverfahren über „hochschulstart“ mit der Note ausreichend aufgenommen. Durch eine Zugangsprüfung kann die Note verbessert werden.
Die Universität Braunschweig fordert entweder einen fachbezogenen Hochschulzugang durch eine Immaturen- oder Z-Prüfung. Dies impliziert eine mindestens zweijährige Berufsausbildung und eine hauptberufliche Tätigkeit von zwei Jahren in diesem Beruf. Alternativ besteht die Möglichkeit, die PTA-Ausbildung als praktischen Teil der Fachhochschulreife anrechnen zu lassen, um so eine Hochschulzugangsberechtigung für den Studiengang Pharmazie zu erhalten. In Erlangen dagegen setzt man auf das Probestudium: Interessierte müssen zusätzlich zur Ausbildung und Erfahrung ein Probestudium für die Dauer von drei Semestern erfolgreich absolvieren. Oder man versucht, über eine Begabtenprüfung einen Studienplatz bekommen.
Die Universität Frankfurt am Main möchte sehen, dass sich die Studieninteressierten zusätzlich fort- oder weitergebildet haben: Mindestens 400 Stunden müssen nachgewiesen werden. Das Abitur ist in Freiburg, Hamburg und Greifswald für ein Pharmaziestudium nicht zwingend notwendig, wenn die Kombination aus Ausbildung, Praxiserfahrung und bestandener Zugangsprüfung stimmt.
Auch in Bayern und Baden-Württemberg sind PTA willkommen. Alle Studienstandorte bieten die Möglichkeit, die Kompetenz für ein Pharmaziestudium zu beweisen. Die Qualifizierten können unter bestimmten Auflagen auch in Jena, Leipzig, Saarbrücken, Marburg und Mainz zu Apothekern ausgebildet werden. Die Uni Halle hatte vor etwa zehn Jahren eine Zulassungsprüfung durchgeführt und auch Bewerber ohne Abitur zugelassen. Dabei wurde jedoch festgestellt, dass diese Studenten meist an den Anforderungen des Studiums scheiterten. Wegen dieser negativen Erfahrung biete Halle diese Zugangsmöglichkeit deshalb nicht mehr an. Vor verschlossenen Türen stehen die PTA auch an den Standorten Berlin, Kiel und Marburg. Ein Studium ohne Abitur kommt für diese Universitäten nicht in Frage.